Lumasiran|Oxlumo®|81|2021 |
Alnylam
94,5 mg/0,5 ml Injektionslösung
Oxlumo ist zugelassen zur Behandlung der seltenen Erbkrankheit primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1). Es darf in allen Altersgruppen zum Einsatz kommen.
Lumasiran ist eine doppelsträngige small interfering RNA (siRNA) und zielt auf die Hydroxysäure-Oxidase 1 (HAO1) ab. HAO1 kodiert für die Glykolat-Oxidase (GO), ein Enzym, das dem krankheitsverursachenden Defekt der PH1 vorgeschaltet ist. Lumasiran wirkt, indem es die HAO1-mRNA abbaut und die Synthese von GO reduziert. Verringerte GO-Enzymwerte reduzieren die Menge an verfügbarem Glyoxylat, einem Substrat für die Bildung von Oxalat. Dies führt zu einer Senkung der (erhöhten) Oxalatspiegel in Urin und Plasma, der eigentlichen Ursache für Krankheitsmanifestationen bei Patienten mit PH1.
Lumasiran wird subkutan injiziert, am besten in den Unterbauch, den Oberarm oder den Oberschenkel. Die empfohlene Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht und besteht aus Initialdosen einmal monatlich über drei Monate, gefolgt von Erhaltungsdosen.
Die Behandlung mit Oxlumo erhöht den Plasmaglykolatspiegel, was bei Patienten mit schwerer oder im Endstadium befindlicher Nierenerkrankung das Risiko einer metabolischen Azidose oder einer Verschlimmerung einer bereits bestehenden metabolischen Azidose erhöhen kann. Diese Patienten sollten daher auf Anzeichen und Symptome einer metabolischen Azidose überwacht werden.
Bei Patienten mit mäßiger oder schwerer Leberfunktionsstörung besteht die Möglichkeit einer verminderten Wirksamkeit. Daher sollte die Wirksamkeit bei diesen Patienten überwacht werden.
Als häufigste Nebenwirkungen traten in Studien zu Lumasiran Reaktionen an der Injektionsstelle wie Erytheme, Schmerzen, Juckreiz und Schwellungen auf. Ebenfalls sehr häufig wurden Abdominalschmerzen beobachtet.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Oxlumo stützt sich auf die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit aus der Phase-III-Studie ILLUMINATE-A und der pädiatrischen Phase-III-Studie ILLUMINATE-B. In ILLUMINATE-A wurden 39 Patienten mit PH1 im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten während der sechsmonatigen Studienphase subkutan Lumasiran (n = 26) oder Placebo (n = 13). Eingeschlossen wurden Patienten ab sechs Jahren mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate von ≥ 30 ml/min/1,73 m². Primärer Endpunkt war die prozentuale Verringerung der nach Körperoberfläche korrigierten Oxalatausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin gegenüber dem Ausgangswert, gemittelt über die Monate 3 bis 6. Lumasiran war mit einer statistisch signifikanten Verringerung des nach Körperoberfläche korrigierten Oxalats im 24-Stunden-Sammelurin von 65,4 Prozent gegenüber 11,8 Prozent in der Placebogruppe assoziiert, was einer Differenz von 53,5 Prozent entspricht.
In der Phase-III-Studie ILLUMINATE-B konnten die Ergebnisse zur Wirksamkeit und zum Sicherheitsprofil von Lumasiran in der Anwendung bei Kindern unter sechs Jahren bestätigt werden. Die Ergebnisse waren vergleichbar mit denen aus der ILLUMINATE-A-Studie.
Die primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1) ist eine sehr seltene Erkrankung, die mit einer übermäßigen Oxalat-Produktion einhergeht. Ursache ist ein Defekt des peroxisomalen Enzyms Alanin-Glyoxylat-Aminotransferase (AGT), das die Umwandlung von Glyoxylat zu Glycin in der Leber katalysiert. Beim Fehlen von AGT wird Glyoxylat in Oxalat umgewandelt, das sich als unlösliches Calciumsalz in der Niere und anderen Organen wie Knochen, Augen, Haut und Herz ablagert. Im Endstadium kann dies zu einer lebensbedrohlichen Nierenerkrankung und anderen systemischen Komplikationen führen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit begrenzt und umfassen Dialyse oder kombinierte Organtransplantationen von Leber und Nieren. Eine kleine Minderheit der Patienten spricht auf eine Vitamin B6-Therapie an.
Wird eine Anwendung von Lumasiran während der Schwangerschaft in Betracht gezogen, sollte der erwartete Nutzen für die Gesundheit der Frau gegenüber dem potenziellen Risiko für das Ungeborene abgewogen werden. In der Stillzeit muss eine Entscheidung getroffen werden, ob die Frau abstillt oder die Behandlung mit Oxlumo unterbrochen beziehungsweise darauf verzichtet werden sollte.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 01.02.2021