Lanthancarbonat-Hydrat|Fosrenol®|81|2006 |
Takeda
250 mg Kautabletten
500 mg Kautabletten
750 mg Kautabletten
1000 mg Kautabletten
750 mg Pulver zum Einnehmen
1000 mg Pulver zum Einnehmen
Fosrenol ist indiziert bei erwachsenen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, die eine Hämodialysebehandlung oder eine kontinuierliche, ambulante Peritonealdialyse (CAPD) benötigen, um eine Hyperphosphatämie zu vermeiden. Es ist außerdem zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und einem Serumphosphatspiegel von mindestens 1,78 mmol/l, bei denen eine phosphatarme Ernährung zu dessen Kontrolle allein nicht ausreicht.
In-vitro-Untersuchungen zeigten, dass Lanthancarbonat die selbe Affinität zu Phosphat besitzt wie Aluminiumsalze, aber keine Toxizität entwickelt. Die Wirkung ist relativ einfach zu erklären: Im sauren Milieu des Magens wird aus Lanthancarbonat-Hydrat das Lanthan-Kation freigesetzt, das eine hohe Affinität zum mit der Nahrung aufgenommenen Phosphat hat. Es bildet sich das unlösliche Lanthanphosphat, das über den Stuhl ausgeschieden wird. Die Resorption von Phosphat aus dem Magen-Darm-Trakt ist deutlich verringert. Das Lanthansalz selbst wird nur minimal systemisch aufgenommen. Auch nach langjähriger Anwendung finden sich nur sehr geringe Konzentrationen des Lanthansalzes in Leber und Knochen. Im Gehirn wurden keine Spuren nachgewiesen.
Patienten, die auf Lanthan ansprechen, erreichen meist mit Tagesdosen von 1500 bis 3000 mg eine Kontrolle ihres Serumphosphatspiegels. Im Rahmen klinischer Studien wurden (allerdings bei geringen Patientenzahlen) Tagesdosen bis zu 3750 mg untersucht. Die Tagesdosis muss auf die einzelnen Mahlzeiten aufgeteilt werden. Patienten müssen die Kautabletten vollständig zerkauen; keinesfalls dürfen sie sie als Ganzes schlucken. Um das Zerkauen zu erleichtern, können die Tabletten vorab zerkleinert werden.
Lanthancarbonat-Hydrat kann den pH-Wert des Magens erhöhen. Arzneimittel, von denen bekannt ist, dass sie mit Antacida wechselwirken, sollten mit einem Abstand von 2 Stunden vor und nach der Einnahme von Fosrenol angewendet werden. Antibiotika wie Tetracyclin, Doxyclin oder Ciprofloxacin sollten 2 Stunden vor oder 4 Stunden nach Fosrenol eingenommen werden.
Phosphatbinder können die Resorption von L-Thyroxin verringern. Zwischen Fosrenol und L-Thyroxin sollte daher ein Abstand von 2 Stunden eingehalten und die TSH-Spiegel engmaschig überwacht werden. Laut In-vitro-Studien ist Lanthancarbonat-Hydrat kein Substrat von Cytochrom-P450-Enzymen und beeinflusst diese praktisch nicht.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Lanthancarbonat-Hydrat, allerdings unter 10 Prozent, waren gastrointestinale Nebenwirkungen. Sie ließen sich durch gleichzeitige Einnahme einer Mahlzeit auf ein Minimum reduzieren. Sie lassen aber auch mit der Zeit nach. Als weitere häufige Nebenwirkung ist Hypocalciämie zu nennen. Hypercalciämien wie bei Calciumsalzen wurden nicht beobachtet.
In Röntgenaufnahmen kann das Abdomen von Patienten, die Lanthancarbonat anwenden, röntgendicht erscheinen.
Bei Patienten mit Hypophosphatämie darf Fosrenol nicht angewendet werden. Patienten mit einer Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Fosrenol ebenfalls nicht anwenden. Zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Fosrenol bei Kindern und Jugendlichen liegen keine Daten vor; bei ihnen sollte das Arzneimittel daher nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In mehreren randomisierten, kontrollierten Studien wurde Lanthancarbonat-Hydrat an rund 6000 Patienten im Vergleich zu Placebo oder zu Calciumcarbonat untersucht. Bei durchschnittlich 2250 mg Lanthancarbonat täglich, was drei Tabletten entspricht, wurden die Zielwerte erreicht. Es erwies sich als gut verträglich, im Vergleich zu aluminium- und calciumhaltigen Phosphatbindern sogar besser verträglich.
Bis zur Zulassung von Fosrenol standen für diese Indikation calcium- beziehungsweise aluminiumhaltige Mittel sowie der Ionenaustauscher Sevelamer zur Verfügung. Während aluminiumhaltige Phosphatbinder trotz hoher Bindungsaffinität aus toxikologischen Gründen nur noch selten Verwendung finden, kann es unter der Anwendung von Calciumcarbonat zu Hypercalciämien und einer renalen Osteodystrophie kommen. Dagegen bindet Sevelamer nur relativ unselektiv Phosphat und kann zu Darmobstruktion und Ileus führen. Ziel der Entwicklung eines neuen Wirkstoffes war es, einen calcium- beziehungsweise aluminiumfreien untoxischen Phosphatbinder mit einer hohen Affinität zu Phosphat zu finden.
Bei der Lagerung von Fosrenol sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Fosrenol ist verschreibungspflichtig.
Eine Anwendung von Fosrenol während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Eine Entscheidung über die Anwendung während der Stillzeit muss unter Berücksichtigung des jeweiligen möglichen Nutzens und der potenziellen Risiken gefällt werden.
Letzte Aktualisierung: 28.04.2023