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ARZNEISTOFFE

Silodosin|Urorec®|81|2010

STOFFGRUPPE
81 Urologika und Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie
WIRKSTOFF
Silodosin
FERTIGARZNEIMITTEL
Urorec®
HERSTELLER

Recordati Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2010
DARREICHUNGSFORM

4 mg Hartkapseln

8 mg Hartkapseln

ATC-CODE
G04CA04
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Urorec ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) bei erwachsenen Männern.

Wirkmechanismus

Die Prostatadrüse sitzt an der Blasenbasis. Vergrößert sich die Drüse, kann sie dem betroffenen Mann Probleme beim Wasserlassen bereiten. Wie die bereits bekannten Wirkstoffe Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin oder Terazosin ist auch Silodosin ein selektiver Antagonist des Alpha-1A-Adrenorezeptors. So blockiert der Wirkstoff Rezeptoren in der Prostatadrüse, Blase und Harnröhre. Dadurch ermöglicht Silodosin die Entspannung der Muskeln, die den Urinfluss regulieren. Das Wasserlassen wird erleichtert und die Symptome der BPH lassen nach. Dazu zählen zum Beispiel häufiger Harndrang (auch nachts), verzögerter Beginn der Harnentleerung, Entleerung kleiner Harnmengen, das Gefühl unvollständiger Blasenentleerung, schwacher Urinstrahl und »Nachtröpfeln« sowie Inkontinenz. An die vor allem im kardiovaskulären System befindlichen Alpha-1B-Adrenorezeptoren bindet Silodosin wesentlich schlechter. Untersuchungen haben gezeigt, dass das α1A:α1B-Bindungsverhältnis von Silodosin 162:1 ­beträgt und damit äußerst hoch ist.

Anwendungsweise und -hinweise

Männer nehmen einmal täglich 8 mg Silodosin ein.

Bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung beginnt der Arzt die Therapie zunächst mit 4 mg pro Tag und erhöht später gegebenenfalls auf 8 mg.

Für Patienten mit schweren Funktionsstörungen der Nieren und/oder der Leber wird eine Anwendung nicht empfohlen.

Apotheker können den Patienten raten, die Kapsel zu einer Mahlzeit einzunehmen, vorzugsweise immer zur gleichen Tageszeit.

Wichtige Wechselwirkungen

Silodosin wird zu einem hohen Prozentsatz metabolisiert, unter anderem über das Enzym CYP3A4. Daher rät der Hersteller von der gleichzeitigen Anwendung mit hoch wirksamen CYP3A4-Hemmern wie Ketoconazol, Itraconazol oder Ritonavir ab. Silodosin ist zudem ein Substrat für PGP. Arzneimittel, die diese Enzyme und Transporter hemmen (zum Beispiel Clarithromycin, Erythromycin, Verapamil, Nifedipin) oder anregen (zum Beispiel Johanniskraut, Dexamethason und Phenytoin), können die Konzentration von Silodosin und seines aktiven Metaboliten im Plasma beeinflussen. Nicht empfohlen wird außerdem eine gleichzeitige Anwendung mit anderen α-Adrenorezeptor-Antagonisten. Patienten, die gleichzeitig PDE-5-Hemmer oder Antihypertensiva anwenden, sollten auf mögliche Nebenwirkungen überwacht werden.

Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen von Silodosin zählen Ejakulationsstörungen. Da auch die Anzahl von Spermien im Ejakulat sinkt, kann die Fertilität der Männer beeinträchtigt werden, allerdings nur solange man das Mittel einnimmt.

 

Die Häufigkeit orthostatischer Wirkungen unter Silodosin ist sehr selten. Dennoch kann es bei einzelnen Patienten zu einer Blutdrucksenkung kommen, die in seltenen Fällen zu einer Synkope führen kann. Bei den ersten Anzeichen einer orthostatischen Hypotonie, zum Beispiel posturalem Schwindel, sollte sich der Patient hinsetzen oder hinlegen, bis die Symptome abgeklungen sind. Bei Patienten mit orthostatischer Hypotonie wird die Behandlung mit Silodosin nicht empfohlen.

 

Bei manchen Patienten tritt während der Therapie mit Alpha-Adrenorezeptor-Antagonisten das sogenannte intraoperative Floppy-Iris-Syndrom (IFIS) auf. Bei diesem Krankheitsbild erschlafft die Iris. Das kann während einer Kataraktoperation zu Komplikationen führen. Der Hersteller von Silodosin wird deshalb dafür sorgen, dass Augenchirurgen in allen Staaten, in denen das Arzneimittel in den Verkehr gebracht wird, die entsprechenden Informationen über IFIS erhalten. Die Empfehlung des Herstellers: Ein bis zwei Wochen vor der Kataraktoperation die Behandlung mit einem Alpha-1-Blocker unterbrechen. Die Therapie mit Silodosin bei Patienten zu beginnen, bei denen eine Kataraktoperation geplant ist, wird nicht empfohlen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Silodosin wurde in drei kontrollierten Phase-III-Studien bei mehr als 1800 Männern mit BPH mit Placebo verglichen. In einer dieser Studien wurde der Wirkstoff zudem mit dem Alpha-1-Blocker Tamsulosin verglichen. Als Hauptindikator für die Wirksamkeit galt jeweils die Verbesserung des IPSS (Internationaler Prostata-Symptom-Score) nach zwölf Behandlungswochen. Bei diesem Wert handelt es sich um eine Bewertung der Symptome des Patienten, etwa der Unfähigkeit zur Blasenentleerung und des häufigen Harndrangs. Jeder Patient bewertete dabei die Intensität seiner Symptome selbst. In den beiden Studien, in denen Silodosin nur mit Placebo verglichen wurde, lag der IPSS zu Beginn der Studie in beiden Gruppen bei etwa 21 Punkten. Nach zwölf Wochen war dieser unter Verum um durchschnittlich 6,4 Punkte gefallen versus 3,5 Punkte in der Kontrollgruppe. In der dritten Studie lag der IPSS vor Beginn der Behandlung bei etwa 19 Punkten und verringerte sich nach jeweils zwölf Wochen unter Silodosin (8 mg/d) um 7,0 Punkte, unter Tamsulosin (0,4 mg/d) um 6,7 Punkte und unter Placebo um 4,7 Punkte. Damit zeigte sich auch, dass die beiden Alpha-1-Blocker ähnlich wirksam sind.

Besonderheiten

Urorec ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern. Das Arzneimittel sollte außerdem in der Originalverpackung aufbewahrt werden, um es vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.
Urorec ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Silodosin

Silodosin

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Silodosin.wrl

Weitere Hinweise

Urorec ist ausschließlich zur Anwendung bei Männern bestimmt. Urorec kann möglicherweise die Fertilität von Männern beeinträchtigen. Patienten sollten vor Behandlungsbeginn darüber aufgeklärt werden.

Letzte Aktualisierung: 30.10.2019