Solifenacin|Vesikur™|81|2004 |
Astellas
5 mg Filmtabletten
10 mg Filmtabletten
1mg/ml Suspension zum Einnehmen
Vesikur ist zur symptomatischen Therapie von Dranginkontinenz, Pollakisurie und imperativem Harndrang zugelassen.
Vesikur Suspension ist darüber hinaus zugelassen zur Behandlung von Jugendlichen und Kindern ab zwei Jahren mit neurogener Detrusorhyperaktivität (NDH).
Die Harnblase wird von parasympathischen cholinergen Nerven innerviert. Der Neurotransmitter Acetylcholin löst über Muskarinrezeptoren, vor allem den Subtyp M3, eine Kontraktion der glatten Muskulatur (Musculus detrusor) in der Blasenwand aus. Anticholinergika dämpfen die Blasenübererregbarkeit durch Blockade dieser Rezeptoren. Solifenacin besetzt kompetitiv den Subtyp M3 und hat keine Affinität zu anderen Rezeptoren oder Ionenkanälen. Eine Selektivität für Blasenzellen ist vorhanden, aber gering ausgeprägt. In Blasenmuskelzellen von Affen hemmte Solifenacin in vitro die Carbachol-induzierte Ca2+-Freisetzung (als Maß für die Muskelkontraktion) ebenso stark wie Oxybutynin, Tolterodin und Darifenacin, war aber im Gegensatz zu den älteren Anticholinergika schwächer wirksam an Speicheldrüsenzellen. Im Tierversuch mit Ratten hemmte Solifenacin die Blasenzellen 3,7- bis 6,5fach stärker als die Drüsen (Tolterodin 2,2- bis 2,4-fach).
Zur Behandlung der überaktiven Blase beträgt die empfohlene Dosis 5 mg Solifenacin einmal täglich, unabhängig von der Nahrung; bei Bedarf kann die Tagesdosis auf 10 mg erhöht werden.
Die empfohlene Dosis zur Behandlung der NDH bei Jugendlichen und Kindern ab zwei Jahren richtete sich nach dem Körpergewicht (KG).
Das Tetrahydroisochinolin-Derivat Solifenacin wird in der Leber hauptsächlich über CYP3A4-Enzyme verstoffwechselt. Dies birgt zahlreiche Interaktionsrisiken. Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol und Ritonavir steigert die AUC von Solifenacin erheblich. In diesen Fällen ist die Tagesdosis auf 5 mg begrenzt.
Erwartungsgemäß dominierten in Studien zu Solifenacin anticholinerge Nebenwirkungen. Über trockenen Mund klagten 14 bis 21 Prozent in den Verumgruppen (5 Prozent unter Placebo). Weitere, meist milde Effekte waren Verstopfung und verschwommenes Sehen, die unter Tolterodin jedoch seltener waren.
Solifenacin ist bei Patienten mit verschiedenen Grunderkrankungen kontraindiziert. Dazu gehören Patienten mit Harnverhalt, mit einer schweren gastrointestinalen Erkrankung und Engwinkelglaukom sowie Patienten mit einem Risiko für diese Erkrankungen. Nicht angewendet werden darf es außerdem bei Hämodialyse-Patienten, Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion sowie mit schwerer Niereninsuffizienz oder eingeschränkter Leberfunktion, die gleichzeitig mit einem CYP3A4-Inhibitor behandelt werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer Phase-3-Studie erhielten mehr als 1000 Teilnehmer entweder Placebo, 5 oder 10 mg Solifenacin einmal täglich oder zweimal täglich 2 mg Tolterodin über zwölf Wochen. Die Zahl der Drangepisoden ging unter Solifenacin signifikant zurück, aber nicht unter Tolterodin. Ebenso reduzierte sich die Zahl der Inkontinenzfälle deutlicher, und die Patienten der Solifenacin-Gruppen mussten signifikant seltener die Blase entleeren. In der Regel war die höhere Dosis effektiver. Beide Medikamente erhöhten signifikant das mittlere Entleerungsvolumen.
In einer gepoolten Analyse der Daten von 943 inkontinenten Patienten aus zwei Studien reduzierte Solifenacin die Vorfälle im Vergleich zu Placebo signifikant. Rund die Hälfte der Patienten wurde kontinent (38 Prozent unter Placebo). In einer offenen Verlängerungsstudie über 40 Wochen stabilisierten sich die Erfolge. In dieser Studie, die insgesamt 1637 Patienten einschloss, behielten vier von zehn Teilnehmern die 5-mg-Dosis bei, die anderen wechselten auf 10 mg. 80 Prozent schlossen die Studie ab. Davon waren 74 bis 83 Prozent mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit zufrieden.
Etwa jeder fünfte Erwachsene, vorwiegend im höheren Lebensalter, leidet an einer überaktiven (instabilen) Blase mit Harndrang, der auch bei geringer Blasenfüllung auftritt, häufigem und nächtlichem Wasserlassen (Pollakisurie, Nykturie) sowie Inkontinenz. Die Beschwerden beeinträchtigen die Lebensqualität deutlich.
Bei der Lagerung von Vesikur sind keine besonderen Temperaturbedingungen einzuhalten.
Vesikur Suspension ist in der Originalflasche aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen. Nach Anbruch kann die Suspension 28 Tage lang verwendet werden.
Vesikur ist verschreibungspflichtig.
Solifenacin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Bei der Anwendung von Vesikur bei Schwangeren ist Vorsicht geboten. Eine Anwendung während der Stillzeit ist zu vermeiden.
Letzte Aktualisierung: 22.09.2020