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Apotheken-Award

Mit Leuchtturmprojekten die Versorgung verbessern

Lokale Leuchtturmprojekte sind gut, aber sie sind noch besser, wenn sie über ihre Region hinaus strahlen. Dafür soll der Deutsche Apotheken-Award (DAA) sorgen, der heute zum vierten Mal an besonders engagierte Apotheken verliehen wurde.
Cornelia Dölger
26.04.2023  19:00 Uhr

Apotheken setzen sich grundsätzlich für ihre Patienten ein, so viel ist klar. Für außergewöhnliches Engagement ausgezeichnet zu werden, dürfte darüber hinaus motivierend sein. So geschehen am heutigen Mittwoch in Berlin, wo der Deutsche Apothekerverband (DAV) heute sechs Offizinen mit dem Apotheken-Award ehrte. Ausgezeichnet werden mit innovativen Ansätzen und echtem Patientennutzen, so Berend Groeneveld, DAV-Patientenbeauftragter sowie Schirmherr des Awards. 

»Diese Apotheken zeigen die Vielfalt, was die Apotheke vor Ort alles leisten kann, und das in Krisen- und Pandemiezeiten und trotz chronischer Unterfinanzierung – es sind echte Lichtblicke«, lobte Groeneveld. Diese Apothekeninhabenden und ihre Teams hätten sich gefragt: Was fehlt bei mir im Ort, wie kann ich den Menschen helfen und die Politik dabei einbinden? Ideenreichtum, Flexibilität, Pragmatismus sowie die Übernahme von Verantwortung zeichnen die Gewinner aus.

Für ihre besonderen Projekte, Initiativen und Angebote wurden in zwei Kategorien je drei Preisträger gekürt. Die Sieger in beiden Kategorien erhalten je 2500 Euro Preisgeld, die Zweitplatzierten 1000 Euro, die Drittplatzierten 500 Euro.  Insgesamt hatten sich 28 Projekte aus ganz Deutschland in den beiden Kategorien beworben. Die Qualität der Projekte sei in diesem Jahr besonders hoch gewesen, betonte Groeneveld. Nun aber zu den Preisträgern:

Dialog mit Politikern gesucht

In der Kategorie »Apotheke und Patient« holte die Hagener Internationale Rathausapotheke den ersten Platz. Dabei war der Projekttitel, den das Team um Christian und Klaus Fehske wählte, ebenso lang wie bezeichnend: »Kommunikation und Erlebbar-Machen des gesellschaftlichen Mehrwertes kompetenter, flexibler Vor-Ort-Apotheken auch unter besonderen Belastungssituationen wie Pandemie und Lieferengpässen«. Oder wie es Klaus Fehske bei der Preis-Entgegennahme einfacher ausdrückte: »Tue Gutes und rede darüber – wir wollen die Politik laut und überzeugend auf die Apotheken aufmerksam machen.«

Dafür suchte das nun erstplatzierte Team den Dialog mit Politikern, regional, auf Landes- und Bundesebene, und sorgte dafür, dass in Lokalpresse, Radio und TV darüber berichtet wurde. Erst letzte Woche schrieb Christian Fehske noch einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass endlich ein Versorgungsengpass bei Antibiotika festgestellt werden müsse.

Handfest bekämpfte die Apotheke die aktuellen Lieferengpässe, indem sie einen Eigenimport von 50 Kilogramm Paracetamol direkt vom Wirkstoffhersteller aus China organisierte und knapp 2000 Ibu- und Paracetamol-Säfte sowie etwa 10.000 Kinderzäpfchen herstellte. Das sprach sich herum, sodass verzweifelte Eltern selbst aus dem eine Stunde entfernten Köln kamen.

Selbst hergestellt war auch das Desinfektionsmittel, etwa vier Tonnen wurden im Apothekenlabor produziert – unter anderem mit 80 Litern Spiritus, die eine örtliche Schnapsbrennerei der Apotheke geschenkt hatte. Auch ein Corona-Testzentrum gründete die Apotheke, etablierte und pflegte ein Onlineportal für alle Hagener Bürgerteststellen und stellte lokale Impfaktionen inklusive Drive-In-Schalter auf die Beine. Laudatorin Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, lobte zudem, dass Christian und Klaus Fehske mit die ersten gewesen seien, die »Yes, we can!« zu den pharmazeutischen Dienstleistungen gesagt hätten.

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