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PhiP im HV

Beratung zum Rauchstopp

Etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland raucht. Viele von ihnen versuchen früher oder später damit aufzuhören – Gründe gibt es mehr als genug. Welche das sind und was es bei der Beratung entwöhnungswilliger Raucher zu beachten gilt, erklärt der 16. Teil der Campusserie »PhiP im HV«. 
Carolin Lang
17.06.2022  09:00 Uhr

Tabakrauch ist krebserregend und Schätzungen zufolge für ein Drittel aller Krebserkrankungen verantwortlich. Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für Lungen-, Mundhöhlen-, Kehlkopf- sowie Speiseröhrenkrebs und erhöht darüber hinaus auch das Risiko für andere Krebsarten, etwa Darm- oder Nierenkrebs. Es begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit (KHK), Myokardinfarkt, Schlaganfall oder periphere Gefäßerkrankungen. Praktisch jeder starke Raucher erkrankt früher oder später an chronischer Bronchitis, die sich zu einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) entwickeln kann. Darüber hinaus begünstigt Rauchen Magengeschwüre, reduziert die Sauerstofftransportkapazität des Bluts, erhöht das Thromboserisiko und die Infektanfälligkeit, beeinträchtigt die Zahngesundheit, die Wundheilung, die Fruchtbarkeit und die Potenz.

Erschwerend hinzu kommt, dass Raucher nicht nur sich, sondern auch den Menschen in ihrer Umgebung und der Umwelt schaden. So leiden etwa Kinder rauchender Eltern häufiger an akuten und chronischen Atemwegserkrankungen als Kinder von Nichtrauchern. Rauchen Frauen während der Schwangerschaft, schadet dies der Entwicklung ihres ungeborenen Kindes. Zigarettenreste in der Umwelt belasten Boden und Gewässer. Unterm Strich gibt es also mehr als genug Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören.

Suchtpotenzial

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Meist sind mehrere Anläufe nötig, bis der Rauchstopp dauerhaft gelingt. Denn Zigarettenrauchen kann nach einer gewissen Zeit sowohl zu psychischer als auch zu physischer Abhängigkeit führen. Dies beruht mitunter auf der Wirkung des Nikotins, dem Hauptalkaloid der Tabakpflanze. Eine Abstinenz bringt Entzugssymptome wie erhöhte Reizbarkeit, Angst, depressive Stimmung, Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit, Obstipation und Appetitsteigerung mit sich. Nach chronischem Rauchen erreichen die Symptome während der ersten Woche der Abstinenz ein Maximum und bilden sich dann meist über mehrere Wochen zurück; Ausmaß und Dauer sind dabei jedoch individuell unterschiedlich.

Besser spät als nie aufhören!

Ein Rauchstopp lohnt sich immer – egal wie alt man ist, wie lange oder wie viel man bereits geraucht hat. Schon kurze Zeit nach der letzten Zigarette zeigen sich positive Effekte: Nach etwa 20 Minuten normalisieren sich Puls und Blutdruck, nach etwa zwölf Stunden verbessert sich die Sauerstoffversorgung des Körpers und nach wenigen Wochen bis Monaten die Lungenfunktion. Über die Jahre sinkt das Risiko für Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen: Nach zehn rauchfreien Jahren ist das Lungenkrebsrisiko etwa halb so groß wie bei einem Raucher; nach 15 Jahren gleicht das KHK-Risiko etwa dem eines lebenslangen Nichtrauchers.

Methoden zum Rauchstopp

Damit der Rauchstopp gelingt, braucht es vor allem den festen Willen, das Rauchen dauerhaft aufzugeben. Verhaltenstherapeutische Programme können dabei nachweislich unterstützen. Dabei geht es unter anderem darum, neue Verhaltensweisen zu entwickeln, die alte ersetzen. Denn Rauchen führt zu starker Gewohnheitsbildung. Auch niederschwellige Angebote wie Kurz- und Telefonberatung sowie internetbasierte und mobile Selbsthilfeprogramme haben sich als hilfreich erwiesen.

Die medikamentöse Behandlung zielt hingegen darauf ab, Entzugssymptome entwöhnungswilliger Raucher zu lindern. Im Rahmen der Selbstmedikation steht dazu die Nikotinersatztherapie (NET) zur Verfügung. Zugelassen zur Tabakentwöhnung sind außerdem die verschreibungspflichtigen Wirkstoffe Bupropion, Vareniclin und seit Dezember 2020 hierzulande auch Cytisin. »Kinder, Jugendliche und Schwangere sollten keine Medikamente zur Unterstützung des Rauchstopps einnehmen«, heißt es dazu in der aktuellen S3-Leitlinie »Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung«. Nur in genau spezifizierten Ausnahmefällen könne Nikotinersatz eingesetzt werden. Eine Empfehlung für den Einsatz von E-Zigaretten für den Rauchstopp spricht die Leitliniengruppe nicht aus.

Nikotinersatztherapie

Bei der NET wird ehemaligen Rauchern vorübergehend Nikotin zur Verfügung gestellt, ohne dass sie dabei den begleitenden Schadstoffen aus dem Tabakrauch ausgesetzt sind. Laut Leitlinie ist die Wirksamkeit durch randomisierte, kontrollierte Studien belegt. Es stehen nikotinhaltige Präparate in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung, die sich vor allem durch die Kinetik der Nikotinfreisetzung unterscheiden. Bei der Anwendung von Kaugummis, Inhalern, Lutschtabletten sowie Sprays flutet Nikotin schneller an als bei Pflastern. Somit eignen sie sich vor allem zur Bedarfstherapie, also wenn die Lust nach einer Zigarette aufkommt. Das Inhalieren, Kauen oder Lutschen dient dann zugleich als Ersatzbeschäftigung. Nikotinkaugummis sind langsam über eine halbe Stunde zu kauen, wobei die Kauseite regelmäßig wechseln sollte. So kann das Nikotin in ausreichendem Maß über die Mundschleimhaut resorbiert werden. Auch Lutschtabletten sollten im Mund regelmäßig hin- und herbewegt werden.

Nikotinpflaster erzeugen einen kontinuierlichen Wirkspiegel und sollen so vor auftretenden Entzugserscheinungen schützen. Ehemals starke Raucher können Pflaster auch mit anderen Darreichungsformen kombinieren. Die Dosierung der NET richtet sich nach der Menge der zuvor gerauchten Zigaretten und sollte nach und nach reduziert werden. Maximale Tagesdosen sind stets zu beachten.

Wechselwirkung Rauchstopp

Äußert ein Patient das Vorhaben, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte das Apothekenpersonal stets im Hinterkopf haben: Rauchstopp kann wechselwirken! Im Zigarettenrauch enthaltene polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe induzieren CYP1A2. So kann eine Zigarettenabstinenz – auch unter NET – die Plasmaspiegel von Substraten dieses Enzyms erhöhen. Dazu gehören Arzneistoffe wie Theophyllin, Clozapin oder Olanzapin. Betroffene Patienten sollten vor einem Rauchstopp mit ihrem behandelnden Arzt Rücksprache halten.

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