Goldregen statt blauer Dunst |
Sven Siebenand |
15.12.2020 18:00 Uhr |
Cytisin ist ein Alkaloid des Goldregens. / Foto: Adobe Stock/teine
Ein bulgarischer Apotheker hatte bereits in den 1960er-Jahren ein Raucherentwöhnungsmittel auf der Basis des Goldregen-Alkaloids Cytisin entwickelt. In einigen Ländern Osteuropas ist es nie in Vergessenheit geraten. Nun bringt die polnische Firma Aflofarm das verschreibungspflichtige Cytisin-haltige Präparat Asmoken in Deutschland auf den Markt. Es darf zur Entwöhnung und Verminderung des Verlangens nach Nicotin bei erwachsenen Rauchern zum Einsatz kommen, die willens sind, von der Zigarette loszukommen.
Cytisin hat eine ähnliche chemische Struktur wie Nicotin und seine Wirkung wird über die nicotinergen Acetylcholinrezeptoren vermittelt. Die Wirkung von Cytisin ist mit der von Nicotin vergleichbar, aber generell schwächer. Cytisin konkurriert mit Nicotin um dieselben Rezeptoren und verdrängt Nicotin allmählich aufgrund seiner stärkeren Bindungsaffinität. Es hat eine geringere Stimulationswirkung auf Nicotinrezeptoren, insbesondere vom Typ α4β2, an denen es als partieller Agonist wirkt. Auch Vareniclin wirkt übrigens an diesen Rezeptoren. Das Vareniclin-haltige Medikament Champix® ist seit vielen Jahren auch hierzulande bekannt. Der Wirkstoff Vareniclin ist von Cytisin abgeleitet worden.
Man nimmt an, dass Cytisin im zentralen Nervensystem die Mechanismen der Nicotinabhängigkeit und die Freisetzung von Neurotransmittern beeinflusst. Es verhindert die vollständige nicotinabhängige Aktivierung des mesolimbischen Dopaminsystems und bewirkt eine mäßige Steigerung der Dopaminspiegel im Gehirn, wodurch die zentralnervösen Symptome des Nicotinentzugs gelindert werden.
Laut Fachinformation reicht eine Packung Asmoken mit 100 Tabletten für eine vollständige Behandlung aus. Die Behandlungsdauer beträgt 25 Tage. Über mehrere Stufen werden gemäß des Einnahmeschemas nach und nach weniger Tabletten pro Tag empfohlen und die maximale Tagesdosis sinkt. Das Rauchen sollte spätestens am fünften Tag der Behandlung eingestellt werden. Wer während der Behandlung weiterraucht, riskiert verstärkte Nebenwirkungen.
Sehr häufig sind Magen-Darm-Probleme, aber auch Zunahme des Appetits und Gewichtszunahme, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen sowie Tachykardie, Hypertonie, Muskelschmerzen und Hautausschlag.
Cytisin wird nicht empfohlen bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörung sowie bei Über-65-Jährigen. Kontraindiziert ist es in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Patienten mit instabiler Angina pectoris, kürzlich durchgemachtem Herzinfarkt oder Schlaganfall und klinisch relevanten Arrhythmien.
Laut Fachinformation sollte Asmoken bei einigen Erkrankungen nur mit Vorsicht angewendet werden, zum Beispiel bei koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Hypertonie, Ulzera, gastroösophagealem Reflux, Hyperthyreose, Diabetes mellitus und Schizophrenie. Gebärfähige Frauen müssen während der Behandlung immer eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.