Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Sphäroide aus humanen autologen Matrix-assoziierten Chondrozyten|Spherox®|42|2022

STOFFGRUPPE
42 Gen- und Zelltherapeutika
WIRKSTOFF
Sphäroide aus humanen autologen Matrix-assoziierten Chondrozyten
FERTIGARZNEIMITTEL
Spherox®
HERSTELLER

Codon

MARKTEINFÜHRUNG (D)
07/2022
DARREICHUNGSFORM

10 bis 70 Sphäroide/cm2 Suspension zur Implantation

ATC-CODE
M09AX02
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Spherox ist zugelassen zur Reparatur symptomatischer Gelenkknorpeldefekte der Femurkondyle und der Patella des Knies. Es darf ausschließlich zur Reparatur von Knorpelschäden im Knie der ICRS-Grade III bis IV bis zu 10 cm2 bei Erwachsenen und Jugendlichen mit geschlossener Epiphysenfuge eingesetzt werden.

Wirkmechanismus

In Spherox sind die matrixassoziierten Chondrozyten in kugelförmigen sogenannten Sphäroiden angeordnet und in isotonischer Kochsalzlösung suspendiert. Es kommt als individuell angefertigte Fertigspritze beziehungsweise Applikator in den Handel und enthält jeweils so viele Sphäroide, wie zur Behandlung des Knorpeldefekts des Patienten benötigt werden. Vorgesehen sind 10 bis 70 Sphäroide pro cm2, die der behandelnde Orthopäde arthroskopisch ins Kniegelenk einbringt und dabei gleichmäßig über den gesamten Knorpeldefekt verteilt. Die Sphäroide haften innerhalb von 20 Minuten selbst auf dem Grund des Defekts.

Anwendungsweise und -hinweise

Da es sich bei Spherox um ein autologes Arzneimittel handelt, muss vor der Anwendung überprüft werden, dass der Empfänger identisch mit dem Spender der Knorpelzellen ist. Das Arzneimittel wird als intraartikuläre Implantation verabreicht.

 

Die Anwendung bei übergewichtigen Patienten wird nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen der Therapie mit Spherox waren in den Studien Knochenmarködem, Gelenkerguss, Arthralgie, Gelenkschwellung und Schmerzen am Verabreichungsort.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Spherox darf nicht bei Patienten mit nicht vollständig geschlossener Wachstumsfuge in dem betroffenen Gelenk angewendet werden. Es ist außerdem kontraindiziert bei primärer (generalisierter) Osteoarthrose, fortgeschrittener Arthrose in dem betroffenen Gelenk sowie bei Infektionen mit Hepatitis-B-, Hepatitis-C- oder HI-Viren.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Wirksamkeit der Therapie mit Spherox wurde in Phase-II-Studie mit 75 Patienten mit fokalen Knorpeldefekten (ICRS-Grade III bis IV) von 4 bis 10 cm2 Größe geprüft, in der verschiedene Dosierungen getestet wurden: 3 bis 7 Sphäroide pro cm2 Defekt, 10 bis 30 Sphäroide pro cm2 Defekt und 40 bis 70 Sphäroide pro cm2 Defekt. In allen drei Dosierungen konnte, verglichen mit dem Zustand vor der Behandlung, nach 12, 24, 36, 48 und 60 Monaten eine signifikante Verbesserung auf dem Knee-Injury-and-Osteoarthritis-Outcome-Score (KOOS) erreicht werden. In einer Phase-III-Studie mit 102 Teilnehmern konnte zudem nach 24 Monaten die Nicht-Unterlegenheit der Therapie mit Spherox im Vergleich zur Mikrofrakturierung anhand der KOOS-Skala gezeigt werden.

Hintergrundinfos

Schäden am Gelenkknorpel werden als Chondropathien bezeichnet. Sie entstehen meist durch Traumata, etwa bei Sportunfällen, und heilen im Erwachsenenalter kaum ab, da der Knorpel ab der Pubertät nicht mehr durchblutet ist. Die Schwere des Defekts wird anhand einer Skala der International Cartilage Regeneration & Joint Preservation Society (ICRS) in Grade von I (leichte Schädigung) bis IV (schwere Schädigung mit freiliegendem Knochen) eingeteilt. Bleibt der Knorpeldefekt bestehen, steigt das Risiko für eine Gelenkarthrose. Um dem vorzubeugen, gibt es verschiedene Verfahren zur Wiederherstellung des Knorpelgewebes. So kann etwa im Zuge der sogenannten Mikrofrakturierung durch Punktion des unter dem Knorpel liegenden Knochens die Neubildung von Knorpel angeregt werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Knorpelzellen (Chondrozyten) des Patienten an einer gesunden, wenig beanspruchten Stelle des Gelenks zu entnehmen, im Labor zu vermehren und zurück ins Gelenk zu implantieren. Dies wird als autologe Chrondrozytenimplantation (ACI) bezeichnet. Um die Zellen an der vorgesehenen Stelle zu fixieren, können sie auf eine Trägermatrix aus Kollagen aufgebracht werden.

Besonderheiten

Spherox ist bei Temperaturen von 1–10 °C zu lagern und darf nicht einfrieren.

Spherox ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Wegen des für die Implantation erforderlichen Eingriffs wird eine Anwendung bei schwangeren oder stillenden Frauen nicht empfohlen.

Vorläufige Bewertung

Schrittinnovation

Letzte Aktualisierung: 03.08.2022