Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Lisocabtagen maraleucel|Breyanzi®|42|2022

STOFFGRUPPE
42 Gen- und Zelltherapeutika
WIRKSTOFF
Lisocabtagen maraleucel
FERTIGARZNEIMITTEL
Breyanzi®
HERSTELLER

Bristol-Myers-Squibb

MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2022
DARREICHUNGSFORM

1,1 bis 70 × 106 Zellen/ml / 1,1 bis 70 × 106 Zellen/ml Infusionsdispersion

ATC-CODE
noch nicht zugewiesen
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Breyanzi ist zugelassen zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL), des primär mediastinalen großzelligen B-Zell-Lymphoms (PMBCL) und des follikulären Lymphoms Grad 3B (FL3B) bei erwachsenen Patienten nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie.

Wirkmechanismus

Lisocabtagen maraleucel ist ein gegen CD19 gerichtetes, genetisch modifiziertes, autologes, zellbasiertes Produkt, das aus aufgereinigten CD8+- und CD4+-T-Zellen in einer definierten Zusammensetzung besteht.

 

Jede Therapie mit CAR-T-Zellen wird patientenindividuell hergestellt. Dafür werden dem Patienten T-Zellen entnommen und diese dann genetisch so verändert, dass sie einen chimären Antigenrezeptor (CAR) exprimieren. Bei Lymphomen ist der CAR gegen das Oberflächenmerkmal CD19 gerichtet. Die genmodifizierten Zellen werden nach Vermehrung dem Patienten zurückinfundiert und greifen dann die CD19-positiven Lymphomzellen an. Im günstigsten Fall kommt es zur Remission.

Anwendungsweise und -hinweise

Breyanzi ist nur zur autologen Anwendung bestimmt und wird intravenös verabreicht. Die Behandlung besteht aus einer Einzeldosis zur Infusion. Die Zieldosis beträgt 100 x 106 lebensfähige CAR+-T-Zellen (bestehend aus einem angestrebten Verhältnis von 1:1 der CD4+- und CD8+-Zellkomponenten) innerhalb eines Bereichs von 44 bis 120 × 106 lebensfähigen CAR+-T-Zellen.

 

Vorab muss sich der Patient einer dreitägigen Chemotherapie unterziehen (Cyclophosphamid 300 mg/m2/Tag und Fludarabin 30 mg/m2/Tag), um die vorhandenen weißen Blutkörperchen abzutöten. Breyanzi ist zwei bis sieben Tage nach Abschluss der Chemotherapie zur Lymphozytendepletion zu verabreichen.

 

Um das Risiko von Infusionsreaktionen zu minimieren, ist der Patient etwa 30 bis 60 Minuten vor der Infusion mit Paracetamol und Diphenhydramin oder einem anderen H1-Antihistaminikum vorzubehandeln. Die prophylaktische Anwendung von systemischen Corticosteroiden sollte vermieden werden, da sie die Aktivität von Breyanzi beeinträchtigen kann.

 

Wie bei anderen CAR-T-Zelltherapeutika besteht das Risiko eines potenziell lebensbedrohlichen Zytokin-Freisetzungssyndroms (CRS). Dieses kann mit dem Interleukin-6-Rezeptorantagonisten Tocilizumab behandelt werden. Tocilizumab oder eine geeignete Alternative müssen beim Einsatz von Breyanzi vorrätig sein.

 

Auch ansonsten gelten für Breyanzi die Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen, die es bei der Anwendung anderer CAR-T-Zelltherapien zu beachten gilt. Dies betrifft zum Beispiel neurologische Toxizitäten, die gleichzeitig mit einem CRS, nach dem Abklingen eines CRS oder auch ohne CRS auftreten können. Sie äußern sich in Enzephalopathie, Tremor, Aphasie, Delir, Schwindel und Kopfschmerzen. Bei Bedarf sollen unterstützende Maßnahmen und/oder Corticosteroide angewendet werden.

 

Auch unter Breyanzi wurde im Zusammenhang mit einem CRS eine febrile Neutropenie beobachtet. In diesem Fall ist auf eine Infektion zu untersuchen und je nach medizinischer Indikation mit Breitbandantibiotika, Flüssigkeitszufuhr und anderen supportiven Maßnahmen zu behandeln.

 

Bei Patienten, die CAR-T-Zelltherapien erhalten, kann ein Tumorlysesyndrom (TLS) auftreten. Um das TLS-Risiko zu minimieren, sollten Patienten mit erhöhten Harnsäurespiegeln oder einer hohen Tumorlast vor der Infusion von Breyanzi Allopurinol oder eine alternative Prophylaxe erhalten.

 

Nach der Infusion werden die Patienten engmaschig auf Anzeichen und Symptome eines möglichen CRS, neurologischer Ereignisse und anderer Toxizitäten überwacht. Dies sollte in der ersten Woche zwei- bis dreimal erfolgen, danach liegt die Häufigkeit im Ermessen des Arztes. Die Überwachung sollte jedoch für mindestens vier Wochen nach der Infusion fortgesetzt werden. Während des gesamten Zeitraums sollten die Patienten in der Nähe eines qualifizierten Behandlungszentrums bleiben.

 

Breyanzi soll Patienten mit klinisch signifikanten aktiven Infektionen oder entzündlichen Erkrankungen nicht verabreicht werden. Gegebenenfalls sind prophylaktisch Antimikrobiotika gemäß den Standardleitlinien der Einrichtung zu verabreichen.

Wichtige Wechselwirkungen

Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen sollte für mindestens sechs Wochen vor Beginn der Chemotherapie zur Lymphozytendepletion, während der Behandlung und bis zur Erholung des Immunsystems nach der Behandlung nicht erfolgen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen aller Schweregrade waren Neutropenie, Anämie, CRS, Ermüdung und Thrombozytopenie.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung stützt sich auf die Ergebnisse der Studie TRANSCEND. Sie untersuchte Lisocabtagen maraleucel bei erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL, PMBCL und FL3B. Von 216 behandelten Patienten, bei denen die Wirksamkeitsdaten ausgewertet werden konnten, erreichten 73 Prozent ein Ansprechen, darunter 53 Prozent der Patienten mit einem kompletten Ansprechen und 19 Prozent mit einem teilweisen Ansprechen. Die durchschnittliche Ansprechdauer betrug 20 Monate bei allen Patienten, die angesprochen hatten, und 26 Monate bei Patienten mit komplettem Ansprechen.

Besonderheiten

Breyanzi ist in der Dampfphase von Flüssigstickstoff (≤ -130 °C) tiefgekühlt aufzubewahren und zu transportieren. Es muss tiefgekühlt bleiben, bis der Patient für die Behandlung bereit ist, um sicherzustellen, dass lebensfähige Zellen für die Behandlung des Patienten zur Verfügung stehen. Nach dem Auftauen darf es nicht wieder einfrieren.

Breyanzi ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Die Anwendung von Breyanzi bei Schwangeren oder bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Vor dem Start einer Therapie mit Breyanzi muss ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.

 

Bei Neugeborenen von behandelten Müttern sollte die Untersuchung der Immunglobulinspiegel und der B-Zellen in Erwägung gezogen werden. Stillende Frauen sollten über das potenzielle Risiko für das gestillte Kind informiert werden.

Vorläufige Bewertung

Schrittinnovation

Letzte Aktualisierung: 11.10.2022