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ARZNEISTOFFE

Abrocitinib|Cibinqo®|32|2022

STOFFGRUPPE
32 Dermatika
WIRKSTOFF
Abrocitinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Cibinqo®
HERSTELLER

Pfizer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
01/2022
DARREICHUNGSFORM

50 mg Filmtabletten

100 mg Filmtabletten

200 mg Filmtabletten

ATC-CODE
D11AH08
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Cibinqo ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, sofern sie für eine systemische Therapie infrage kommen. Die orale Medikation kann mit topischen Therapien kombiniert werden.

Wirkmechanismus

Abrocitinib ist ein Inhibitor der Januskinase. Es hemmt selektiv die JAK-Isoform 1. Zur Erinnerung: JAK sind intrazelluläre Enzyme, die Signale, die durch Zytokin- oder Wachstumsfaktor-Rezeptor-Interaktionen an der Zellmembran entstehen, weiterleiten, indem sie sogenannte Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription (STAT) phosphorylieren und aktivieren. Diese wiederum modulieren die intrazelluläre Aktivität, einschließlich der Genexpression, und beeinflussen damit zelluläre Prozesse der Hämatopoese und Immunzellfunktionen. Durch Hemmung von JAK1 werden diese Signalwege moduliert, da die STAT-Aktivierung unterbleibt.

Anwendungsweise und -hinweise

Als Anfangsdosis werden 200 mg Abrocitinib einmal täglich empfohlen; das ist auch die Tageshöchstdosis. Menschen ab 65 Jahren starten mit 100 mg einmal täglich.

 

Bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung sollte die Abrocitinib-Dosis auf 100 mg beziehungsweise 50 mg halbiert werden. Bei schwerer Niereninsuffizienz wird mit 50 mg gestartet; die Tageshöchstgabe beträgt 100 mg.

 

Bei Patienten, die säurereduzierende Mittel (zum Beispiel Antazida oder Protonenpumpenhemmer) erhalten, ist eine Dosis von 200 mg Abrocitinib einmal täglich in Betracht zu ziehen.

 

Je nach Ansprechen und Verträglichkeit kann die empfohlene Dosis variiert werden, bis die niedrigste wirksame Dosis für die Erhaltungstherapie gefunden ist. Der Patient soll die Tabletten unabhängig von den Mahlzeiten, unzerkaut mit Wasser und immer ungefähr zur selben Tageszeit einnehmen. Wer an Übelkeit leidet, soll die Einnahme mit einer Mahlzeit versuchen.

 

Erleidet der Patient eine schwere oder opportunistische Infektion oder eine Sepsis, ist eine Therapieunterbrechung zu erwägen, bis die Infektion unter Kontrolle ist. Auch Blutbildveränderungen, zum Beispiel von Thrombozyten, Lymphozyten, Neutrophilen und Hämoglobin, können eine Unterbrechung erfordern. Der Arzt soll vor dem Therapiestart, vier Wochen danach und dann bei Routineuntersuchungen beziehungsweise nach individuellem Risiko ein großes Blutbild anfertigen und die Lipide kontrollieren, da dosisabhängige Erhöhungen der Blutlipidwerte beobachtet wurden.

Wichtige Wechselwirkungen

Abrocitinib wird vorwiegend über CYP2C19 und CYP2C9 und in geringerem Maß über CYP3A4 und CYP2B6 metabolisiert. Die aktiven Metaboliten werden über die Nieren ausgeschieden und sind Substrate des organischen Anionentransporters 3 (OAT3). Das birgt viel Wechselwirkungspotenzial. Arzneistoffe, die Inhibitoren oder Induktoren dieser Enzyme und Transporter sind, können die Wirkspiegel von Abrocitinib und/oder seinen aktiven Metaboliten verändern. Daher sollte die empfohlene Dosis halbiert werden, wenn Patienten eine duale Therapie mit starken CYP2C19-Inhibitoren und mäßigen CYP2C9-Inhibitoren oder starke CYP2C19-Inhibitoren als Monotherapie erhalten. Eine parallele Anwendung mit mäßigen oder starken Induktoren von CYP2C19 und CYP2C9 wird nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Abrocitinib sind Übelkeit (15,1 Prozent) und (mit weniger als 10 Prozent) Kopfschmerzen, Akne, Herpes simplex, erhöhte Kreatinphosphokinase, Erbrechen, Schwindel und Schmerzen im Oberbauch.

 

Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen sind Infektionen wie Herpes simplex, Herpes zoster und Pneumonie.

 

Bei Patienten unter Abrocitinib wurden tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) berichtet. Daher soll das Medikament bei Patienten mit hohem Risiko für TVT/LE mit Vorsicht angewendet werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen, aktiven schweren systemischen Infektionen, einschließlich Tuberkulose sowie in Schwangerschaft und Stillzeit ist Abrocitinib kontraindiziert.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Abrocitinib als Monotherapie und in Kombination mit wirkstoffhaltigen Topika wurden in drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien über zwölf bis 16 Wochen bei rund 1600 Patienten untersucht. Außerdem wurde Abrocitinib als Monotherapie in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-3-Studie REGIMEN über 52 Wochen untersucht. Alle Patienten litten an einer mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis.

 

In den beiden zwölfwöchigen Studien MONO-1 und -2 erreichte ein signifikant höherer Anteil an Patienten unter 100 oder 200 mg Abrocitinib die beiden primären Endpunkte IGA 0 oder 1 (erscheinungsfrei oder fast erscheinungsfrei im »Investigator Global Assessment«) und/oder EASI-75 (75-prozentige Verbesserung im »Eczema Area and Severity Index«) im Vergleich zur Placebogruppe. Neben dieser klaren Verbesserung des Hautzustands wurde der Juckreiz deutlich gelindert. Diese Erfolge wurden bereits in Woche 2 festgestellt und hielten bis Woche 12 an.

 

In der COMPARE-Studie mit 838 Patienten wurde Abrocitinib 100 und 200 mg verglichen mit Placebo und mit Dupilumab (subkutan), jeweils plus topische Therapie. Auch hier war der JAK-Inhibitor bei beiden primären Endpunkten Placebo signifikant überlegen. Die 200-, aber nicht die 100-mg-Dosis war in puncto Juckreizlinderung in Woche 2 dem monoklonalen Antikörper überlegen.

 

In der REGIMEN-Studie erhielten mehr als 1230 Patienten zunächst über zwölf Wochen unverblindet einmal täglich 200 mg Abrocitinib. Fast 65 Prozent zeigten sich als Responder; sie erhielten dann randomisiert für 40 Wochen entweder Placebo oder Abrocitinib 100 mg oder 200 mg. Eine kontinuierliche Weiterbehandlung verhinderte Krankheitsschübe mit einer Wahrscheinlichkeit von 81 und 57 Prozent deutlich besser als Placebo (19 Prozent). Deutlich mehr Patienten unter Placebo brauchten eine Notfallbehandlung (200 mg Abrocitinib plus Topika).

 

Nach Abschluss einer der Hauptstudien konnten die Patienten in die Langzeit-Erweiterungsstudie EXTEND wechseln. Bei den meisten Respondern hielt der Therapieerfolg über 48 Wochen an. Ein Teil der Patienten, die zuvor nicht angesprochen hatten, sprachen nach 24 Wochen auf die Medikation an.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Cibinqo sind keine besonderen Bedingen zu berücksichtigen.

Cibinqo ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Abrocitinib

Abrocitinib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

abrocitinib.wrl

Weitere Hinweise

In Schwangerschaft und Stillzeit ist Abrocitinib kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für einen Monat nach der letzten Dosis zuverlässig verhüten.

Vorläufige Bewertung

Analogpräparat

Letzte Aktualisierung: 30.08.2022