Efalizumab|Raptiva®|32|2004 |
Serono
+++ Die europäische Arzneimittelagentur EMEA (jetzt: EMA) hat im Februar 2009 das Ruhen der Zulassung für das Efalizumab-haltige Arzneimittel Raptiva® empfohlen. Die EMEA vertritt die Auffassung, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis in der zugelassenen Indikation aufgrund von Sicherheitsbedenken ungünstig geworden ist. +++
Raptiva ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ, bei denen andere systemische Therapien einschließlich Ciclosporin, Methotrexat und PUVA (Psoralen plus UV-A-Licht) nicht angesprochen haben, kontraindiziert sind oder nicht vertragen wurden.
Efalizumab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper. Es greift in die Immunreaktion ein, indem es sich direkt gegen Th1-Lymphozyten richtet, welche eine Hauptrolle im Entzündungsprozess spielen. Dabei bindet der Antikörper selektiv an die CD11a-Untereinheit eines Oberflächenproteins der Leukozyten (LFA-1) und blockiert dieses. Es kann somit nicht mehr an das ICAM-1 genannte Adhäsionsmolekül von Antigen präsentierenden Zellen binden, womit die T-Zell-Aktivierung gehemmt ist. Aber auch Zellen des Gefäßendothels und Keratozyten in Psoriasisplaques weisen ICAM-1 auf, weshalb Efalizumab auch das Eindringen der T-Zellen ins Entzündungsgebiet sowie ihre Reaktivierung verhindert. Es werden weniger inflammatorische Zytokine gebildet, die Entzündung geht zurück.
Die Initialdosis beträgt 0,7 mg Efalizumab pro kg Körpergewicht, die Folgedosierungen 1 mg/kg. Die Gabe erfolgt ein Mal wöchentlich. Nach entsprechender Schulung können sich die Patienten Efalizumab auch selbst injizieren. Die Behandlungsdauer beträgt initial zwölf Wochen, bei Ansprechen kann die Therapie ohne Pause fortgesetzt werden.
Als häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Efalizumab gaben die Behandelten leichte bis mäßig schwere grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen an. Mehr als 40 Prozent der Patienten entwickelten unter Efalizumab eine anhaltende asymptomatische Lymphozytose, die nach Absetzen der Behandlung jedoch auf den Ausgangswert zurückging. Selten kam es zu Thrombozytopenien. Tumorerkrankungen oder Infektionen. Überempfindlichkeits- und allergische Reaktionen traten unter Efalizumab nicht signifikant häufiger auf. 6 Prozent der Patienten hatten Antikörper gegen die Substanz gebildet, was klinisch nicht relevant war.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Efalizumab wurden in fünf randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien mit Patienten, die an mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis litten, untersucht. Als primärer Endpunkt galt in allen Studien die Zahl der Patienten, bei denen sich der PASI-Wert (Psoriasis Area and Severity Index) eine Woche nach einer zwölfwöchigen Behandlung um 75 Prozent gegenüber dem Ausgangswert verbesserte. In der ACD2390 genannten Studie mit 556 Patienten erreichten 27 Prozent der Verumgruppe den PASI 75, unter Placebo waren es 4 Prozent. Auch in einer weiteren Phase-III-Studie, in der 597 Patienten 1 oder 2 mg/kg Efalizumab oder Placebo erhielten, verbesserte sich der Psoriasis-Index unter Verum signifikant häufiger (22 und 28 gegenüber 5 Prozent). Bei etwas mehr als der Hälfte der Patienten beider Verumgruppen konnte der Antikörper das Ausmaß der Beschwerden halbieren. Der Großteil der Patienten, die unter Efalizumab mindestens einen PASI 50 erreicht hatten, erhielt weitere zwölf Wochen lang entweder 2 mg/kg Verum wöchentlich oder alle zwei Wochen oder Placebo. Dabei konnten die bisherigen Ansprechraten zwar nicht gehalten werden, gegenüber Placebo profitierten die Patienten jedoch signifikant von der fortgesetzten Therapie. Vielen Patienten, deren Beschwerden nach dem ersten Efalizumab-Zyklus um weniger als 50 Prozent verbessert waren, konnte eine Dosiserhöhung auf 4 mg/kg wöchentlich helfen. Laut einer Langzeitstudie über mittlerweile 30 Monate kann die fortgesetzte Gabe die Ansprechraten weiter erhöhen und zeigt keine kumulative Toxizität.
Letzte Aktualisierung: 13.05.2016