Retapamulin|Altargo®|32|2007 |
GlaxoSmithKline
10 mg/g Salbe
Altargo ist zugelassen zur Kurzzeittherapie bei Patienten ab neun Monaten mit oberflächlichen Hautinfektionen. Dazu zählen Impetigo (Grindflechte), eine mit Krustenbildung einhergehende Hautinfektion, infizierte kleine Hautverletzungen, Schürfwunden oder genähte Wunden.
Retapamulin ist ein Pleuramutilin. Diese hemmen auf mehreren Wegen selektiv die bakterielle Proteinsynthese und damit das Bakterienwachstum. Retapamulin greift an einer bestimmten Stelle der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms an, die sich von der Bindungsstelle anderer Antibiotika unterscheidet. Die Bindungsstelle liegt in der Region der ribosomalen P-Bindungsstelle und des Peptidyltransferase-Zentrums. Unter anderem wird die normale Bildung aktiver ribosomaler 50S-Untereinheiten blockiert.
Retapamulin wirkt überwiegend bakteriostatisch gegen Staphylococcus aureus sowie Streptococcus pyogenes und agalactiae. Von Natur aus resistent sind Enterobacteriaceae, Pseudomonas aeruginosa und Enterococcus faecalis.
Eine dünne Sichte Salbe wird fünf Tage lang zweimal täglich aufgetragen. Die Salbe darf nicht mit den Augen oder Schleimhäuten in Kontakt kommen. Wenn sich die Hautinfektion nach zwei bis drei Tagen Therapie nicht bessert, sollte der Patient erneut zum Arzt gehen, der eine andere Therapie erwägen sollte.
Retapamulin ist in vitro ein starker CYP-3A4-Inhibitor. Allerdings wird durch intakte und geschädigte Haut so wenig resorbiert, dass nur geringe Plasmakonzentrationen resultieren und keine systemischen Effekte zu erwarten sind.
Häufigste Nebenwirkung waren Irritationen am Applikationsort.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Retapamulin wurde in fünf Hauptstudien mit mehr als 3000 Patienten untersucht. Bei Patienten mit Impetigo war es deutlich wirksamer als Placebo und half mindestens so gut wie topische Fusidinsäure. Bei infizierten Hautwunden war die topische Therapie ebenso effektiv wie die perorale Gabe von Cefalexin. Etwa 90 Prozent der Patienten in beiden Gruppen sprachen auf die Behandlung an. Trotz einer Studie mit mehr als 500 Patienten mit infizierter Dermatitis (Hautentzündung), die entweder fünf Tage die topische Therapie oder zehn Tage Cefalexin peroral bekamen, reichen die Daten nicht aus, um eine Anwendung bei dieser Erkrankung zu belegen.
Mit Retapamulin steht seit erstmals ein Vertreter der Pleuromutiline, einer neuen Antibiotika-Klasse, für die Humantherapie zur Verfügung. Pleuromutilin ist ein trizyklischer Naturstoff, der Anfang der 1950er-Jahre aus einem Pleurotus-Pilz isoliert wurde und mäßig antibakteriell gegen grampositive Bakterien wirkt. Semisynthetische Derivate wurden intensiv weiter untersucht. Für die Tiermedizin stehen heute Tiamulin und Valnemulin zur Verfügung; sie werden peroral zur Infektionsbehandlung in der Geflügel-, Schweine- und Rinderzucht eingesetzt. Retapamulin ist der erste Vertreter in der Humanmedizin und wird halbsynthetisch aus Pleuromutilin aus Clitopilus passeckerianus gewonnen. Das Humanarzneimittel ist nur für die topische Anwendung zugelassen.
Altargo ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.
Altargo ist verschreibungspflichtig.
Retapamulin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000757/WC500024403.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000757/WC500024409.pdf
Während der Schwangerschaft sollte Retapamulin nur angewendet werden, wenn dies klar indiziert ist. Während der Stillzeit sollte entschieden werden, ob das Stillen oder die Therapie mit Retapamulin fortgeführt werden soll.
Letzte Aktualisierung: 27.11.2015