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ARZNEISTOFFE

Conestat alfa|Ruconest|50|2010

STOFFGRUPPE
50 Hypophysen-, Hypothalamushormone, andere regulatorische Peptide und ihre Hemmstoffe und Analoga
WIRKSTOFF
Conestat alfa
FERTIGARZNEIMITTEL
Ruconest
HERSTELLER

Pharming Group

MARKTEINFÜHRUNG (D)
12/2010
DARREICHUNGSFORM

2100 E Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

ATC-CODE
B06AC04
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Ruconest ist zugelassen zur Behandlung von akuten Angioödem-Anfällen bei Erwachsenen mit hereditärem Angioödem (HAE) infolge eines C1-Esterase-Inhibitormangels.

Wirkmechanismus

Das Plasmaprotein C1INH ist der Hauptregulator der In-vivo-Aktivierung des Kontakt- und des Komplementsystems. HAE-Patienten haben einen heterozygot vererbten Mangel an C1INH. Deshalb können sie an einer unkontrollierten Aktivierung des Kontakt- und des Komplementsystems mit Bildung von Entzündungsmediatoren leiden, die sich klinisch in Form von akuten Angioödem-Anfällen manifestiert. Die Aminosäuresequenz von Conestat alfa ist identisch mit der des endogenen C1INH. Folglich lassen sich damit die Symptome des Patienten lindern, wenn das Mittel bei einem Anfall injiziert wird.

Anwendungsweise und -hinweise

Conestat alfa ist das rekombinante Analogon des humanen C1-Esterase-Inhibitors (rhC1INH), der bisher aus menschlichem Blutplasma gewonnen wurde. Das Mittel darf ausschließlich durch medizinisches Fachpersonal intravenös appliziert werden. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht (KG) des Patienten. Bis zu einem Körpergewicht von 84 kg sind 50 Einheiten pro kg KG empfohlen, schwerere Patienten erhalten 4200 Einheiten. Nach Festlegung der Dosis ist die erforderliche Menge dann als langsame intravenöse Injektion über etwa fünf Minuten zu verabreichen. Im Normalfall reicht eine Einzeldosis aus, um einen akuten Angioödem-Anfall zu behandeln. Bei unzureichendem klinischen Ansprechen ist eine zusätzliche Dosis (50 Einheiten/kg KG bis zu 4200 Einheiten) jedoch möglich. Der Patient sollte innerhalb von 24 Stunden nicht mehr als zwei Dosen injiziert bekommen. Da der Wirkstoff in der Milch transgener Kaninchen produziert wird, muss vor der erstmaligen Gabe sowie nach zehn Behandlungen beziehungsweise mindestens einmal jährlich getestet werden, ob die Patienten Antikörper gegen Kaninchenhautschuppen oder -fell in ihrem Blut aufweisen. Nur wenn das nicht der Fall ist, darf Conestat alfa zum Einsatz kommen.

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Conestat alfa beobachteten Nebenwirkungen waren zumeist leicht bis mittelschwer, am häufigsten traten Kopfschmerzen auf. Gelegentlich kam es zu Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, Urtikaria, Schwellungen, Rachenreizung, Vertigo und Parästhesie.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Conestat alfa wurde in zwei placebokontrollierten, randomisierten Doppelblindstudien mit insgesamt 70 HAE-Patienten, die einen C1-Esterase-Inhibitor-Mangel aufwiesen, untersucht. Trat ein Anfall auf, erhielten die Patienten entweder Conestat alfa oder eine Kochsalzlösung injiziert. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Dauer bis zum Eintritt einer Besserung der Symptome. Die Verbesserung wurde durch die Patienten beurteilt, die den Schweregrad ihrer Symptome auf einer Skala von 0 bis 100 einstuften. Das Ergebnis: Conestat alfa verbesserte die Symptome wirksamer als Placebo. Bei Patienten, die Conestat alfa in einer Dosis von 50 Einheiten/kg KG beziehungsweise 100 Einheiten/kg KG erhielten, zeigte sich nach gut einer sowie zwei Stunden eine erste Besserung. Unter Placebo war das in der einen Studie erst nach mehr als vier Stunden, in der anderen Studie sogar erst nach mehr als acht Stunden der Fall. Die Mehrzahl der Patienten (95 Prozent) wurde erfolgreich mit der Dosis von 50 Einheiten/kg KG behandelt. Nur etwa 10 Prozent benötigten eine zweite Dosis.

Besonderheiten

Ruconest ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.
Kann das zubereitete Arzneimittel nicht unverzüglich verwendet werden, ist eine Lagerung im Kühlschrank (2–8 °C) für maximal 24 Stunden möglich, es sei denn, die Zubereitung erfolgte unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen.
Ruconest ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Die Anwendung bei Schwangeren und Stillenden wird nicht empfohlen, es sei denn, der Arzt schätzt den Nutzen höher ein als die möglichen Risiken.

Letzte Aktualisierung: 30.06.2015