Telepharmazie mit Mehrwert |
Einzelfallbeschreibungen und teilweise kontrollierte Studien belegen deutlich eine bessere Adhärenz mit den DVAF im Vergleich zu entsprechenden Standardarzneiformen. Dies gilt für parenterale (9–13), perorale (14–18), inhalative (9, 16, 19, 20) und konjunktivale (21) Darreichungsformen. Die Adhärenzraten lagen in verschiedenen Untersuchungen im Mittel über 90 Prozent während einer mehr als einjährigen Kontrollzeit (9, 11). Dieser Prozentsatz ist mit herkömmlichen Optimierungsmethoden nicht dauerhaft erreichbar. Ferner ist das automatische Adhärenz-Monitoring natürlich objektiver und exakter als etwa die Auswertung von Tagebucheinträgen oder Arzneimittelrestmengen.
Eine direkte Korrelation zwischen Adhärenzrate und therapeutischem Effekt wurde bei Corticosteroiden (inhalativ), Interferon beta (zur MS-Therapie) und Somatropin nachgewiesen. Asthma-bedingte Hospitalisierungen und notfallmäßiger Einsatz von kurz wirksamen Beta-2-Sympathomimetika waren bei Nutzung von »smart Inhalern« gegenüber Standard-Inhalatoren signifikant verringert. Durch Einbinden lokaler GPS-gestützter Umweltdaten in das System der DVAF konnten akute Schadstoff- und Pollenbelastungen berücksichtigt werden, was das Therapieergebnis weiter verbesserte.
Rüstet man zusätzlich zum täglich eingesetzten Inhalationsdevice auch den Notfall-Inhalator, zum Beispiel ein Salbutamol-Dosieraerosol, als digital vernetzte Arzneiform aus, erhält man weitere wichtige Daten für ein objektives Patienten-Monitoring (9, 22, 23).
Zwei in Deutschland verfügbare Systeme zur Betainterferon-Therapie für Multiple-Sklerose-Patienten / Foto: Kircher
Die softwaregestützte Insulintherapie verbesserte den HbA1c-Wert und die TIR (Time in Range: Zeit im Blutzucker-Normalbereich) und senkte die Komplikationsrate des Diabetes stärker als die Insulinzufuhr mit konventionellen Pens. Zusätzlich ergab sich eine Evidenz für reduzierte Therapiekosten bei Asthma-/COPD- und Diabetes-Patienten (19, 24, 25).
Ergänzend ist festzuhalten, dass bei verschiedenen geprüften Devices nur Ärzte und spezialisiertes medizinisches Personal Zugriff auf die übermittelten Daten hatten. Bei drei der in Deutschland im Handel befindlichen parenteralen Devices (Betaconnect®, easypod®, RebiSmart®) entspricht dies den Konzepten der pharmazeutischen Unternehmer (9, 11, 12). Bei anderen Devices werden neben den Patienten und Ärzten auch andere Betreuungsteams oder ausschließlich Apotheker als zugriffsberechtigt genannt.