Telepharmazie mit Mehrwert |
Grundsätzliche technologische Weiterentwicklungen werden den therapeutischen Wirkungsgrad der digital vernetzten Arzneiformen weiter steigern. Denkbar ist etwa deren Ergänzung mit weiteren digitalen Modulen, die kontinuierlich diagnostische Parameter des Patienten erfassen und dem Arzneistoffsteuersystem oder dem Arzt/Apotheker melden.
Der Patient erhält die digitalen Erinnerungssignale zur Anwendung dann nicht nur entsprechend seinem festen Medikationsplan, sondern auch bei akuten Veränderungen des Krankheitsbilds. Die gemessenen und übertragenen Diagnoseparameter können beispielsweise Körpertemperatur, motorische und spirometrische Befunde oder kardiovaskuläre Daten sein, wie sie prinzipiell heute schon Smartwatches und Fitnesstracker liefern. Für die Bluthochdrucktherapie belegen klinische Studien eine signifikant bessere Einstellung bei Einsatz derartiger apothekenverbundener Systeme (6, 7, 34).
Ein hochinteressantes Aufgabengebiet für Gesundheitsberufe eröffnet sich. Hierbei sind eine kontinuierliche Wartung und Aktualisierung der digital vernetzten Arzneiformen in Rücksprache mit dem Arzt und in persönlichem Kontakt mit dem Patienten erforderlich. Präsenzapotheken sind hierfür prädestiniert und sollten ihre Bereitschaft zur Mitwirkung deutlich artikulieren. Und zwar gegenüber pharmazeutischen Unternehmern, Krankenkassen, der Ärzteschaft und den Patienten. Die Wartung digital vernetzter Arzneiformen und die Anleitung des Patienten zu deren Gebrauch sind originäre pharmazeutische Dienstleistungen.
Wolfgang Kircher studierte Pharmazie in München und wurde im Fach Pharmazeutische Technologie in Regensburg promoviert. Er absolvierte die Weiterbildung zum Fachapotheker für Allgemeinpharmazie, Geriatrische Pharmazie und Arzneimittelinformation. Dr. Kircher betreibt die St. Ulrich-Apotheke in Peißenberg/Oberbayern zusammen mit seinem Sohn. Bis 2016 war er Mitglied der Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK), bis 2019 Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands. Er ist Experte für pharmazeutisch-technologische Aspekte bei der Pharmazeutischen Betreuung und hat als Autor und Koautor mehrere Bücher dazu verfasst.