Im Alter häufig atypisch |
Blasenentzündungen kommen bei Seniorinnen häufig vor, unter anderem wegen hormoneller Veränderungen, einer schwächeren Immunabwehr oder Grunderkrankungen. / © Adobe Stock/LordHenriVoton
Harnwegsinfekte sind häufig, insbesondere bei Frauen und geriatrischen Patienten. Regelmäßig wird das pharmazeutische Personal in der Apotheke damit konfrontiert – meist, bevor die Patientin oder der Patient zum Arzt geht. Daher ist es für das Apothekenteam wichtig, sich mit der aktuellen leitliniengerechten Therapie der unkomplizierten Harnwegsinfektion auseinanderzusetzen.
Nach rund sieben Jahren gab es im vergangenen Jahr ein Update der S3-Leitlinie »Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI)« (AWMF-Registernummer 043-044). Sie ist unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) entstanden. Die Kurzfassung der vorherigen Version aus dem Jahr 2017 war mit etwa 3,3 Millionen Zugriffen eine der am häufigsten aufgerufenen Leitlinien auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (1).
In der aktualisierten Leitlinie berücksichtigen die Autoren erstmals geriatrische Patienten als eigene Gruppe. Bei ihnen sind besondere Umstände hinsichtlich der Diagnose und Behandlung zu beachten. Oft erschweren untypische Symptome und chronische Beschwerden im Urogenitaltrakt eine Diagnose. Auch die Behandlung, die häufig neben einer bestehenden Polymedikation stattfinden muss, ist oft kein leichtes Unterfangen.
In der neuen Leitlinienfassung werden zudem nicht antibiotische Behandlungsmöglichkeiten von unkomplizierten akuten und rezidivierenden Harnwegsinfekten stärker betont (1). Von einem unkritischen Einsatz von Reserveantibiotika raten die Autoren ab, insbesondere von Fluorchinolonen, und weisen auf mögliche Schäden durch den unreflektierten Einsatz dieser Substanzen hin. Für das Patientenkollektiv geriatrische Patienten mit und ohne Katheter wurden spezifische Informationen gesammelt und bewertet (1).
Darüber hinaus hat die DGU eine S3-Leitlinie zu komplizierten Harnwegsinfekten bei Frauen und Männern angemeldet. Mit der Fertigstellung ist im Juni 2026 zu rechnen (2).