Im Alter häufig atypisch |
Haben Betroffene Bakterien im Urin, aber keine Symptome, spricht man von einer asymptomatischen Bakteriurie. Es liegt eine Kolonisation vor, aber keine Infektion. Daher sollte der Begriff »asymptomatische Harnwegsinfektion« nicht mehr verwendet werden.
Bei einer asymptomatischen Bakteriurie sind Bakterien im Urin zu finden, ohne dass der Patient Beschwerden hat. / © Adobe Stock/Israel
Die asymptomatische Bakteriurie bedarf einer differenzierten Bewertung durch einen Arzt. Betroffene werden oftmals engmaschig überwacht und erst behandelt, wenn Symptome auftreten.
Bei Menschen mit Diabetes mellitus kommt die asymptomatische Bakteriurie doppelt so häufig vor wie bei anderen Gruppen. Die Ursachen sind unter anderem die diabetische Stoffwechsellage mit einer vermehrten Urinbildung und erhöhten Glucoseausscheidung.
Bei postmenopausalen Frauen ohne relevante Begleiterkrankungen soll die asymptomatische Bakteriurie laut Leitlinie nicht behandelt werden (1).
Da die physiologische Temperaturregulation bei Menschen ab dem 70. Lebensjahr häufig verändert ist, ist die Grenze für Fieber bei ihnen bereits bei 37,4 Grad Celsius festzusetzen. Das entscheidende Kriterium zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose ist die positive Urinkultur.
Bei älteren Menschen treten oft unspezifische Symptome auf, etwa Verwirrtheit oder plötzliche Verhaltensänderungen. / © Getty Images/ivanastar
Im Gegensatz zu jüngeren Personen fehlen bei älteren oft typische Krankheitszeichen wie Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie) oder häufiges Urinieren kleiner Mengen. Oftmals verschleiern weitere Grunderkrankungen oder die veränderte subjektive Wahrnehmung im Alter die Symptomatik.
Beschwerden wie plötzlich auftretender Harnverlust, eine Verschlechterung oder ein Neuauftreten einer Harninkontinenz, Delirium oder Übelkeit und Erbrechen sollten erkannt und als Symptome einer Harnwegsinfektion im Hinterkopf behalten werden (8).
Weitere untypische Symptome sind Verhaltensveränderungen, verminderte Vigilanz, reduzierter Appetit und eine verminderte Flüssigkeitsaufnahme (8). Eine weitere Besonderheit bei manchen geriatrischen Patienten sind Dauerblasenkatheter, die die Uringewinnung zur Diagnostik durchaus erschweren.
Folgende Faktoren können bei geriatrischen Patienten eine Harnwegsinfektion begünstigen:
Die Prävalenz von HWI ist bei Frauen deutlich höher als bei Männern, jedoch nimmt der Unterschied mit dem Alter ab. Die Hospitalisierungsrate aufgrund einer Nierenbeckenentzündung steigt mit dem Alter an. In der aktualisierten Leitlinie werden geriatrische Patienten mit mehr als zwei behandlungsbedürftigen Systemerkrankungen gesondert betrachtet. Daher geraten Patienten mit kognitiven Defiziten, Sturzneigung, chronischen Schmerzen, Inkontinenz, Immobilität und Mangelernährung in den Fokus der Behandler.