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MS-Therapeutika
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Ein Blick ins Sortiment

Die Multiple Sklerose ist die häufigste Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Sie ist heute viel besser zu therapieren als vor 15 Jahren. Aber es ist noch Luft nach oben bei den Medikamenten. Daran wird emsig gearbeitet.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 17.01.2024  12:45 Uhr

Beim Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming informierte Privatdozent Dr. Markus Kowarik, dass in Deutschland etwa 225.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Deutlich häufiger trifft es Frauen. Und Verwandte ersten Grades von Betroffenen haben ein um den Faktor 15 bis 25 erhöhtes Risiko, auch zu erkranken. Denn, so der Mediziner, genetische Faktoren, aber auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung von MS. Die genauen Auslöser und die exakte Pathogenese seien aber weiter unklar.

Feststeht aber, dass es durch Fehlleitung von Immunzellen zu Entzündungsprozessen im Gehirn kommt. Wie der Facharzt für Neurologie feststellte, lässt sich der individuelle Krankheitsverlauf  initial nicht einschätzen, da klare Biomarker dafür bisher fehlen.

Drei wichtige MS-Verlaufsformen werden unterschieden: die schubförmig remittierende MS (RRMS), die sekundär progrediente MS (SPMS) und die primär progrediente MS (PPMS). Kowarik: »Etwa 80 Prozent der Betroffenen haben zunächst eine RRMS. Diese geht unbehandelt bei 50 Prozent dieser Patienten in eine SPMS über.«

Zum Glück habe sich bei den Therapieoptionen in den vergangenen Jahren einiges getan , sodass heute zahlreiche wirksame MS-Therapien zur Verfügung stehen. Die initiale schubförmige Phase könne gut

kontrolliert und behandelt werden und die progrediente Phase dadurch verhindert oder zumindest verzögert werden. Letztgenannte könne dagegen bislang nur schlecht behandelt beziehungsweise aufgehalten werden. Kowarik betonte, dass die Tendenz in der Therapie heute klar in Richtung »hit hard and early« geht, das heißt frühzeitig hochwirksame MS-Therapeutika einzusetzen. 

Eingriff in DNA-Metabolismus

Der Mediziner ging auf einige MS-Wirkstoffe beziehungsweise -Wirkstoffklassen näher ein. Zu den Substanzen, die in den DNA-Metabolismus eingreifen und damit vor allem auf schnell teilende Zellen wie T-Lymphozyten wirken, zählen Teriflunomid und Cladribin. Teriflunomid werde vor allem bei einer »milden« MS eingesetzt. Zu berücksichtigen sei bei diesem Wirkstoff die sehr lange Halbwertszeit, sodass man bei jungen Frauen, die eine Schwangerschaft planen, hier vorsichtig sein müsse.

Auch Cladribin führt zur Reduktion der Lymphozytenzahl. Wie Kowarik informierte, findet ein Pulstherapie in den ersten beiden Jahren statt, gefolgt von einer Therapiepause in den beiden Folgejahren.

Anti-CD52- und Anti-CD20-Antikörper

Eine gepulste Therapie mit anschließenden therapiefreien Intervallen macht man auch bei dem zur Immunzelldepletion führenden Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab. Kowarik sieht diesen Antikörper mittlerweile aber nur noch als Reservewirkstoff, da er unter anderem zu schwerwiegenden Infektionen und Autoimmun-Phänomenen führen kann. 

Auch die B-Zell-Depletion mithilfe von Anti-CD20-Antikörpern stellt eine sehr wirksame Therapie dar, so der Referent. Ein Nachteil bei langjähriger Behandlung ist der Abfall von Immunglobulinen und das damit verbundene erhöhte Infektionsrisiko. Während Rituximab bei MS nicht zugelassen ist, sind Ofatumumab, Ublituximab (noch nicht auf dem Markt in Deutschland) und Ocrelizumab hier zugelassen. Nur letztgenannter Antikörper darf auch bei PPMS verwendet werden.

Migrationshemmer, »Imode« und Brutonkinasehemmer

Als extrem effektive Therapie zur Unterdrückung der Schubaktivität stellte Kowarik Natalizumab, einen Antikörper zur Blockade des Adhäsionsmoleküls Integrin α4 auf Lymphozyten, vor. Dieses Wirkprinzip verhindert die Einwanderung von Lymphozyten aus dem Gefäßsystem ins ZNS über die Blut-Hirn-Schranke. Der Mediziner macht aber auch auf ein großes Problem aufmerksam: Die mit Natalizumab verbundene Immunsuppression kann zur Reaktivierung einer latenten Infektion mit dem JC-Virus führen und dann eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) auslösen.

Neben den immunmodulatorisch wirkenden Wirkstoffen Glatirameracetat, Interferon beta und Dimethylfumarat steht Ärzten noch eine weitere Wirkstoffklasse zur Verfügung: die oral verfügbaren Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulatoren. Fingolimod, Siponimod, Ozanimod und Ponesimod sorgen dafür, dass der Austritt von Lymphozyten aus sekundär lymphatischen Organen blockiert wird, sie halten die Zellen sozusagen im Lymphknoten fest. 

In der Zukunft wird es weitere MS-Medikamente geben. Insbesondere werden laut dem Mediziner weitere Medikamente für die bessere Kontrolle der progredienten Krankheitsphase benötigt. Unter anderem bei PPMS werden zum Beispiel Tolebrutinib und Fenebrutinib aus der Klasse der Brutonkinase-Hemmer untersucht. Aber auch bei anderen Verlaufsformen könnten Vertreter dieser Wirkstoffklasse eines Tages bei MS zum Einsatz kommen. 

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