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ARZNEISTOFFE

Sparsentan|Filspari®|17|2024

 
STOFFGRUPPE
17 Antihypertonika
WIRKSTOFF
Sparsentan
FERTIGARZNEIMITTEL
Filspari®
HERSTELLER

CSL Vifor

ZIELSTRUKTUR
AT-Rezeptor-Antagonisten
ET-Antagonisten
MARKTEINFÜHRUNG (D)
08/2024
DARREICHUNGSFORM

200 mg Filmtabletten

400 mg Filmtabletten

ATC-CODE
C09XX01
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Filspari ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit primärer IgA-Nephropathie mit einer Ausscheidung von Eiweiß im Urin ab 1,0 g/Tag oder einem Protein/Kreatinin-Quotienten im Urin von mindestens 0,75 g/g.

Wirkmechanismus

Sparsentan ist ein dualer Endothelin-Angiotensin-Rezeptorantagonist.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Startdosis beträgt 200 mg Sparsentan einmal täglich. Diese wird nach 14 Tagen auf die Erhaltungsdosis von 400 mg einmal täglich gesteigert. Bei älteren Patienten muss dieser Titrationsschritt mit Vorsicht geschehen. Filspari-Filmtabletten werden im Ganzen unabhängig von einer Mahlzeit mit Wasser geschluckt.

 

Es ist möglich, dass der Patient Sparsentan nicht verträgt, was sich in einem Blutdruckabfall auf Werte ≤ 100 mmHg systolisch beziehungsweise ≤ 60 mmHg diastolisch, einer Verschlechterung vorhandener Ödeme oder einer Hyperkaliämie äußern kann. In solchen Fällen soll zunächst die Begleitmedikation angepasst werden, bevor die Dosis von Sparsentan vorübergehend reduziert wird oder das Medikament abgesetzt wird.

 

Vor Beginn einer Therapie mit Sparsentan müssen die Leberwerte und der Kaliumspiegel bestimmt werden. Übersteigen die Werte der Aspartat-Aminotransferase (AST) und/oder der Alanin-Aminotransferase (ALT) die Obergrenze des Normalbereichs um mehr als das Doppelte beziehungsweise beträgt der Serumkaliumspiegel > 5,5 mmol/l, soll die Behandlung unterbleiben. Ebenfalls nicht empfohlen wird die Anwendung von Sparsentan bei Patienten mit schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung. Mit Vorsicht erfolgen muss sie bei Patienten mit Herzinsuffizienz.

Wichtige Wechselwirkungen

Sparsentan wird hauptsächlich durch CYP3A metabolisiert. Die gleichzeitige Verabreichung mit starken CYP3A-Inhibitoren wie Clarithromycin, Ritonavir oder auch Grapefruit(saft) wird nicht empfohlen. Ebenfalls abgeraten wird von der gleichzeitigen Verabreichung mit mäßigen bis starken CYP3A-Induktoren wie Rifampicin, Dexamethason oder Carbamazepin. Wird Sparsentan zusammen mit einem mäßigen CYP3A-Inhibitor wie Fluconazol angewendet, sollte das mit Vorsicht geschehen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Sparsentan waren Hypotonie (9 Prozent der Behandelten), Hyperkaliämie (7 Prozent), Schwindel (7 Prozent) und periphere Ödeme (5 Prozent). Als häufigste schwerwiegende Nebenwirkung kam es zu akuter Nierenschädigung (1 Prozent).

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Die gleichzeitige Anwendung von Angiotensin-Rezeptorblockern, Endothelin-Rezeptorantagonisten oder Reninhemmern mit Sparsentan ist kontraindiziert.

Filspari darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Den Ausschlag für die Zulassung von Sparsentan gaben die Ergebnisse der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie PROTECT. An ihr nahmen 404 Patienten mit IgA-Nephropathie und einer Gesamtproteinausscheidung im Urin von ≥ 1,0 g/Tag teil. Vor Studienbeginn hatten die Probanden mindestens drei Monate lang die maximal verträgliche Dosis eines ACE-Hemmers und/oder eines Sartans eingenommen; diese Arzneimittel wurden dann aber rechtzeitig abgesetzt und waren wie alle Inhibitoren des RAAS- oder Endothelin-Systems während der Studie verboten.

 

Die Hälfte der Teilnehmenden wurde mit Sparsentan (zunächst für zwei Wochen 200 mg, dann 400 mg täglich) behandelt und die andere Hälfte mit Irbesartan (zunächst für zwei Wochen 150 mg, dann 300 mg täglich). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Veränderung des Protein/Kreatinin-Quotienten im Urin (UP/K) in Woche 36. Zu diesem Zeitpunkt betrug der UP/K im Mittel 0,62 g/g in der Sparsentan-Gruppe und 1,07 g/g in der Irbesartan-Gruppe. Die prozentuale Veränderung des UP/K gegenüber dem Ausgangswert betrug −49,8 Prozent unter Sparsentan gegenüber −15,1 Prozent unter Irbesartan. Damit wurde der primäre Endpunkt erreicht.

 

Die endgültige Analyse nach zwei Behandlungsjahren bestätigte, dass der antiproteinurische Effekt von Sparsentan schnell einsetzte und dauerhaft anhielt. Diese Auswertung ergab auch, dass die Nierenschädigung unter Sparsentan weniger stark fortgeschritten war als unter Irbesartan: Die Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) lag bei −5,8 ml/min/1,73 m² versus −9,5 ml/min/1,73 m².

Hintergrundinfos

Die Immunglobulin-A-(IgA-)Nephropathie wird auch als IgA-Nephritis oder Morbus Berger bezeichnet. Obwohl insgesamt eine seltene Erkrankung, handelt es sich dabei um die häufigste primär chronische Erkrankung der Nierenkörperchen (Glomeruli). Bei betroffenen Patienten sind IgA1-Moleküle aufgrund einer genetischen Variation mit weniger Galaktose-Resten versehen. Es kommt zur Bildung von Autoantikörpern gegen das Galaktose-defiziente IgA1 und zu einer Ablagerung von Immunkomplexen bestehend aus IgA1 und diesen Autoantikörpern im Zwischengewebe (Mesangium) der Glomeruli. Dies führt zu einer Aktivierung und Proliferation der Mesangiumzellen. Die Folge sind eine Entzündung und letztlich die Schädigung der glomerulären Filtrationsbarriere, sodass schließlich rote Blutkörperchen und Proteine nicht mehr vollständig zurückgehalten werden (Hämaturie und Proteinurie). Am pathologischen Geschehen sind sowohl Angiotensin II als auch Endothelin beteiligt, vermittelt durch den AT1- beziehungsweise den ETA-Rezeptor. Mit Sparsentan steht ein Arzneistoff zur Verfügung, der antagonistisch sowohl am AT1- als auch am ETA-Rezeptor wirkt.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Filspari sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Filspari ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Sparsentan

Sparsentan

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

sparsentan.wrl

Weitere Hinweise

Bei Frauen im gebärfähigen Alter darf eine Therapie mit Sparsentan nur begonnen werden, wenn die Patientin nicht schwanger ist und wirksam verhütet. In der Stillzeit sollte Sparsentan nicht angewendet werden. Während der Schwangerschaft ist die Anwendung kontraindiziert.

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Letzte Aktualisierung: 04.09.2024