Wie Apotheker die Adhärenz fördern |
Nehmen Patienten ihre Medikamente nicht regelmäßig ein, kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben. / Foto: Adobe Stock/raymond Vong
Everett Koop postulierte 1985 den ebenso einfachen wie brillanten Satz: »Medikamente wirken nicht, wenn sie nicht eingenommen werden.« Die mangelnde Therapietreue durch Nichteinnahme von Medikamenten und mangelnde Umsetzung sowie fehlende Akzeptanz von Therapieangeboten wird als Non-Adhärenz bezeichnet. Diese sollte nicht als Problem des Patienten angesehen werden, sondern vielmehr auch als Folge einer unzureichenden pharmazeutischen und medizinischen Beratung: zunächst bei der Verordnung einer Medikation, bei der eventuell keine Zustimmung des Patienten eingeholt wird, und später durch Mangel an Hilfen und Information, die der Patient benötigt, um langfristig adhärent sein zu können.
Bei der Adhärenzförderung haben Apotheker daher eine besondere Bedeutung. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass pharmazeutische Interventionen die Arzneimitteltherapie der Patienten optimieren und sicherer machen. In der Pharm-CHF-Studie konnten Apotheker zeigen, dass eine pharmazeutische Betreuung sowohl die Adhärenz als auch die Lebensqualität der Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern kann.
Non-Adhärenz hingegen kann das Therapieergebnis negativ beeinflussen bis hin zur Unwirksamkeit, zum Beispiel bei unregelmäßiger Einnahme, oder zu erhöhter Toxizität, zum Beispiel bei Überdosierung. Durch Non-Adhärenz entstehen laut eines ABDA-Berichts von 2007 jährlich rund 10 Milliarden Euro Kosten im Gesundheitssystem. Dies sind rund 13 Prozent der Gesamtkosten. Non-Adhärenz kann demzufolge als Volkskrankheit bezeichnet werden (1).
Wie aber kommt es überhaupt zu Non-Adhärenz? Warum ist es so schwer, sich an Therapieangebote zu halten und Medikamente regelmäßig einzunehmen?
Grafik: Fünf Dimensionen der Non-Adhärenz gemäß WHO 2003 / Foto: Avoxa
Man kann fünf Kategorien an Ursachen ausmachen, die zu Non-Adhärenz führen können (Grafik 1): patienten- und krankheitsbedingte Faktoren, therapiebezogene, soziale und ökonomische Faktoren sowie durch das Gesundheitssystem bedingte Faktoren. Diese behindern auf ganz unterschiedlichen Ebenen die Adhärenz.
Um Adhärenz zu fördern, ist das konkrete Problem zu lösen. Viele Player im Gesundheitssystem wirken daran mit, unter anderen Apotheker und PTA, Ärzte und medizinische Fachangestellte, Pflegekräfte, Mitarbeiter von Sozialdiensten, aber auch Chemiker, Pharmazeuten und Technologen bei der Arzneimittelentwicklung sowie Entscheidungsträger bei Krankenkassen, Gesundheitsministerien und -gremien. Lösungen reichen von der Entwicklung neuer Wirkstoffe über Edukation des Patienten bis hin zu Veränderungen im Gesundheits- oder Bildungssystem.
In Zusammenhang mit (Non-)Adhärenz werden verschiedene Begriffe verwendet.
Compliance: Einhaltung der Therapievorgaben durch den Patienten, stark hierarchisch geprägte Arzt-Patient-Beziehung
Adhärenz (Einnahmetreue): Einhaltung der gemeinsam von Patient und Behandlungsteam gesetzten Therapiemaßnahmen, shared decision making
Konkordanz: Übereinstimmung des Patienten und des Behandlungsteams hinsichtlich Therapiezielen und -maßnahmen
Persistenz: Zeitraum zwischen Beginn und Abbruch der Therapie durch den Patienten