Wie Apotheker die Adhärenz fördern |
Soziale Unterstützung (Verwandte, Selbsthilfegruppen), Senkung des Preises oder der Zuzahlung für Medikamente, Ausweitung der Gesundheitsbildung oder die Vereinfachung des Zugangs zu medizinischen Leistungen können die Adhärenz beeinflussen.
Gerade zum Monatsende kann die zu leistende Zuzahlung ein Problem darstellen. Dies betrifft auch Hilfsmittel mit hohem Eigenanteil. Auch einige im Einzelfall sinnvolle medizinische Maßnahmen in Form von IGeL-Leistungen sind davon betroffen.
Wenn sich im Gespräch in der Apotheke herausstellt, dass ein Patient sein Rezept nicht einlösen will, weil er die fällige Zuzahlung (aktuell) nicht leisten kann, kann das Apothekenteam prüfen, ob es ein zuzahlungsfreies Medikament der gleichen Wirkstoffgruppe gibt. Mit Zustimmung des Patienten kann man mit dem verordnenden Arzt klären, ob eine Änderung der Verordnung möglich ist. Falls ja, kann dies die Adhärenz nachhaltig positiv beeinflussen. Ebenso lohnt sich der Versuch, bei der Krankenkasse eine Befreiung von der Zuzahlung zu erwirken.
Anderes Problem: Durch Smartphones und Internet werden Informationen, aber auch Fehlinformationen leicht verfügbar. Gerade um Psychopharmaka oder Cortison-Präparate ranken sich Mythen und Ängste. Durch Edukation von Angehörigen, die den Patienten begleiten, kann der Boden für eine bessere Adhärenz bestellt werden. »Was haben Sie gelesen oder gehört? Was denken Sie als Angehöriger über die Therapie/Maßnahme?« Im Gespräch zeigt sich, ob Angehörige eine Behandlung unterstützen oder eher Non-Adhärenz fördern.
Gerade das Umfeld hat großen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten eines Patienten. Daher ist es wichtig, Angehörige in die Behandlung – zumindest wenn der Patient dies wünscht – mit einzubeziehen (Fallbeispiel).
Eine Frau kommt mit ihrer Tochter in die Apotheke und will ein Rezept über Citalopram einlösen. Die Apothekerin bietet eine Beratung an, die die Patientin gerne annimmt. Sie erläutert die Einnahme des Antidepressivums, mögliche Nebenwirkungen in der Anfangszeit und die Wirklatenz von 14 Tagen. Die Tochter hört mit und sagt zur Mutter: »Das brauchst Du doch nicht, Mama. Das ist ja so Psychozeug. So krank bist Du doch gar nicht! Lass das lieber; vielleicht gibt es auch was Pflanzliches als Alternative.«
Hier liegt die Intervention darin, die Tochter über die Erkrankung und die Medikation zu informieren. Ein Gespräch könnte so verlaufen:
Apothekerin: »Ich höre, dass Sie Bedenken bezüglich der Medikation Ihrer Mutter haben. Was haben Sie über Antidepressiva gelesen?«
Tochter: »Die sollen abhängig machen und die Persönlichkeit verändern. Davor will ich meine Mutter schützen!«
Apothekerin: »Das ist sicher schwer zu akzeptieren, dass ihre Mutter krank ist und Unterstützung braucht. Der Arzt hat sicher sorgfältig geprüft, ob eine medikamentöse Behandlung angezeigt ist. Eine frühzeitige Behandlung der Depression kann verhindern, dass die Symptomatik stärker wird. Pflanzliche Präparate reichen oft nicht aus. Sie brauchen keine Angst vor Persönlichkeitsveränderungen zu haben; dies wird sicher nicht als Nebenwirkung auftreten. Es entsteht auch keine Abhängigkeit, diese ist nur für bestimmte Beruhigungsmittel bekannt. Das Antidepressivum ist im Gegenteil stimmungsaufhellend und antriebssteigernd. Frau Mayer, was hat der Arzt Ihnen denn zu Citalopram erläutert?«
Patientin: »Der Arzt hat eigentlich das Gleiche gesagt – vor allem, dass es mir helfen wird, damit es mir in zwei Wochen besser geht. Ich würde es gerne versuchen, denn ich vertraue Ihnen und dem Arzt.«