Tipps und Tricks für Geriatrie-Patienten |
Eine korrekte Applikation von Augentropfen erfordert viele Einzelschritte, die nacheinander zu bewerkstelligen sind. Eine kognitiv herausfordernde Aufgabe. Außerdem ist ein gewisses Sehvermögen (auch ohne Brille!) eine Grundvoraussetzung. Kommen noch motorische Einschränkungen hinzu, zum Beispiel bei einem Parkinsonpatienten, ist Compliance kaum mehr möglich. Als Ausweg bleibt die Applikation durch Angehörige oder einen Pflegedienst.
Die Applikation von Augentropfen aus Einzeldosisophthiolen (EDO) ist besonders herausfordernd. Die Behältnisse sind klein und was oben und unten ist, lässt sich bei eingeschränktem Visus nur schwer ertasten. Applikationshilfen sind nur eingeschränkt hilfreich. Sie unterstützen zwar bei fehlender Kraft und erleichtern die Positionierung bei der Applikation, aber mindestens ebenso wichtig ist das korrekte Öffnen der EDO, nämlich durch Drehen der Spitze und nicht durch Abreißen. Ansonsten bilden sich lange spitze Kunststoffreste an der Tropfmündung, die sich wie Speerspitzen in die Augenoberfläche bohren können.
Fehlt es »nur« an ausreichender Kraft, lohnt sich ein Wechsel auf ein Arzneimittel mit einer Primärverpackung, deren Anwendung weniger Kraft erfordert. Diese kann zusätzlich noch deutlich erleichtert werden, wenn die Kunststoffbehältnisse vor der Applikation auf Körpertemperatur angewärmt werden. Eine kanthale Applikation (das heißt ein Tropfen in den inneren Lidwinkel des geschlossenen Auges), die mit beiden Händen erfolgen kann, ist eine weitere Option, wenn die Kraft einer Hand nicht mehr ausreicht.
In allen Fällen ist ein Probetropfen in der Apotheke lohnend, um zu entscheiden, ob eine Anleitung zur korrekten Anwendung ausreicht oder weitergehende Unterstützung angezeigt ist.
Weitere Hilfsmittel sind Zeitgeber, die an mehrmals tägliche Tropfenapplikationen erinnern. Es stehen einfache digitale Wecker mit Mehrzeiteneinstellung, Smartphones und spezifische Applikationen zur Verfügung wie die Apps Glaucoma oder Glaucoma Watch. In bestimmten Situationen, zum Beispiel nach einer Augenoperation, kann es trotz aller Tipps und Hilfsmittel erforderlich sein, dass Dritte die Tropfengabe übernehmen, um den therapeutischen Erfolg zu gewährleisten.