Omeprazol |
Omeprazol war der erste Protonenpumpen-Hemmer in Deutschland. Mittlerweile wird Pantoprazol häufiger verordnet. Beide Arzneistoffe sind, genauso wie Esomeprazol, das S-Enantiomer von Omeprazol, mittlerweile auch in OTC-Präparaten enthalten.
Omeprazol wird zum Beispiel für die Behandlung und Rezidivprophylaxe eines Magengeschwürs oder eines Geschwürs des Zwölffingerdarms verordnet. Ein anderes Einsatzgebiet ist die symptomatische Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit beziehungsweise die Behandlung der Refluxösophagitis. In Kombination mit geeigneten Antibiotika wird Omeprazol zur Eradikation von Helicobacter pylori bei peptischer Ulcuserkrankung eingesetzt. Ferner wird es zur Prophylaxe und Behandlung von gastroduodenalen Ulcera verwendet, die durch die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) entstehen können beziehungsweise entstanden sind. Eine andere Indikation ist das Zollinger-Ellison-Syndrom, bei dem es zur Hypersekretion von Magensäure kommt. Das Anwendungsgebiet in OTC-Medikamenten lautet Refluxsymptome. Das heißt, zum Beispiel Sodbrennen und Säureüberfluss dürfen damit behandelt werden, dies jedoch nur bei Erwachsenen.
Omeprazol ist ein Prodrug. Im sauren Milieu der Belegzellen der Magenschleimhaut wird die aktive Form gebildet. Diese bindet irreversibel an die Protonenpumpe H+/K+-ATPase und hemmt sie. Dadurch wird die Sekretion der Magensäure reduziert. Die Protonenpumpe ist morgens besonders aktiv, weshalb empfohlen wird, Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) wie Omeprazol morgens auf nüchternen Magen einzunehmen.
Für viele Anwendungsgebiete wird eine einmalige Dosierung von 20 mg Omeprazol pro Tag empfohlen, die bei Bedarf auf 40 mg pro Tag erhöht werden kann. Beim Zollinger-Ellison-Syndrom wird in der Regel höher dosiert. Empfohlene Startdosis sind einmalig 60 mg pro Tag. Für die OTC-Präparate gilt: 20 mg einmal täglich für eine Dauer von maximal zwei Wochen.
PPI sind in der Regel gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen und Übelkeit sowie Erbrechen.
Omeprazol kann in der Schwangerschaft angewendet werden. Laut www.embryotox.de, der Website des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, zählt Omeprazol zu den Mitteln der Wahl für die Therapie einer Refluxösophagitis oder zur Gastritisprophylaxe in der Schwangerschaft. Auch in der Stillzeit ist der Einsatz laut Embryotox möglich.
Omeprazol ist ein moderater Hemmstoff von CYP2C19. Folglich kann der Metabolismus von gleichzeitig angewendeten Wirkstoffen, die über dieses Enzym verstoffwechselt werden, verändert sein. In diese Kategorie fällt die mögliche Wechselwirkung zwischen PPI und Clopidogrel. Der Thrombozytenaggregationshemmer wird über CYP2C19 in die aktive Form überführt. Die klinische Bedeutung dieser möglichen Wechselwirkung ist unklar, sicherheitshalber sollte aber von einer gleichzeitigen Anwendung abgesehen werden. Da Omeprazol selbst auch durch CYP2C19 und durch CYP3A4 metabolisiert wird, können Wirkstoffe, von denen bekannt ist, dass sie eines dieser Enzyme hemmen oder induzieren, in der Kombination mit dem PPI ein Problem bereiten.
Omeprazol beeinflusst ferner die Blutspiegel von Arzneistoffen mit pH-abhängiger Absorption. Dies ist der Grund, warum die gleichzeitige Gabe von Nelfinavir kontraindiziert ist und die Kombination mit Atazanavir nicht empfohlen wird. Wird Methotrexat (MTX) in hohen Dosen angewendet, muss möglicherweise ein zeitweiliges Absetzen von Omeprazol in Betracht gezogen werden, weil der MTX-Spiegel steigen kann. Der Wirkmechanismus hierfür ist unbekannt.
Wie andere säurehemmende Arzneimittel kann auch Omeprazol die Absorption von Vitamin B12 verringern, was bei einer Langzeittherapie zu berücksichtigen ist. Ebenso kann es unter Langzeittherapie zu einem Absinken des Magnesium-Blutspiegels kommen. Insbesondere bei älteren Patienten oder Vorliegen anderer bekannter Risikofaktoren kann zudem das Frakturrisiko erhöht sein. Auch das Risiko für bakterielle Infektionen des Magen-Darm-Trakts kann ansteigen.
Omeprazol war Ende der 1980er-Jahre der erste PPI. Kurz vor dem Patentablauf Ende der 1990er-Jahre kam die MUPS-Galenik mit den magensaftresistent überzogenen Pellets auf den Markt. Nach dem Patentablauf von Omeprazol brachte Astra-Zeneca im Jahr 2000 dann Esomeprazol, das S-Enantiomer des Omeprazols, in den Handel. Sowohl das S- als auch das R-Enantiomer haben die gleiche pharmakodynamische Aktivität. Im Gegensatz dazu zeigen die beiden optischen Isomere Unterschiede im Metabolismus. Das S-Enantiomer wird in der Leber langsamer metabolisiert als die R-Form, was sich allerdings nicht in den Dosierungsempfehlungen widerspiegelt. Ein klinisch relevanter Unterschied zur Muttersubstanz ist sehr umstritten.
Wer alles essen kann, hat einen Magen wie ein Pferd, so der Volksmund. Der Magen eines Pferdes ist aber gar nicht so robust. Und deshalb wundert es nicht, dass im ABDA-Artikelstamm auch eine 37-prozentige Omeprazol-Paste zum Eingeben bei Pferden zu finden ist. 1 g Paste enthält demnach 370 mg Omeprazol. Zur Behandlung eines Magengeschwürs werden in den ersten vier Wochen 4 mg Omeprazol pro kg Körpergewicht täglich verabreicht. Tierisch hohe Dosen, wenn man überlegt, dass schon ein Shetlandpony etwa 230 kg auf die Waage bringt.