Muskelrelaxanzien werden in der Geriatrie eher selten und mit Vorsicht eingesetzt. Die Wirkdauer ist bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion häufig verlängert, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Besonders negativ wirken sich Muskelrelaxanzien auf die Sturzgefahr aus. Schluckbeschwerden können verschlechtert werden.
Insgesamt sind die Vorteile der Muskelentspannung oft geringer als die Risiken, weshalb Analgetika oft eine bessere Option sind (54).
Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Opioid-Therapie sind Obstipation und Übelkeit. Obstipation ist häufig und es tritt im Unterschied zur Übelkeit keine Gewöhnung auf. Die Therapie erfolgt optimalerweise prophylaktisch. Besonders geeignet sind Polyethylenglykol-Präparate oder Bisacodyl-haltige Medikamente. Gute Erfolge bei refraktärer Obstipation zeigen auch die peripher wirksamen µ-Opioid-Rezeptorantagonisten (PAMORA) Naloxon, Naloxegol und Naldemedin sowie der selektive 5-HT₄-Rezeptoragonist Prucaloprid (12, 55).
Obstipation löst häufig Übelkeit aus. Daher ist das Management von Verstopfung für die Verträglichkeit von Opioiden essenziell.
Zu berücksichtigen ist bei der Auswahl der Medikation, ob Patienten die jeweiligen Medikamente auch anwenden können. Liegen kognitive Beeinträchtigungen, Hör- und Sehbeeinträchtigungen oder verminderte Kraft in den Fingern vor? Bei ambulanten Patienten in der Schmerztherapie – aber eigentlich bei allen Patienten – sollte sich das Apothekenteam daher fragen:
Viele arzneimittelbezogene Probleme können Apothekenteams direkt lösen. Mitunter helfen eine Medikationsanalyse oder die pharmazeutische Dienstleistung »erweiterte Medikationsberatung«. Patienten mit mehr als fünf Dauermedikamenten haben ohnehin Anspruch darauf.
Isabell Waltering studierte Pharmazie an der Universität Münster und erwarb 2008 den Titel Doctor of Pharmacy, University of Florida. Die Fachapothekerin für Arzneimittelinformation, geriatrische Pharmazie und Infektiologie ist seit 2012 ATHINA-Koordinatorin an der Universität Münster und in öffentlichen Apotheken, Krankenhausapotheken und PTA-Schulen tätig. 2020 wurde sie promoviert. Dr. Waltering forscht im Bereich Medikationsanalyse, Arzneimitteltherapiesicherheit und Patientensicherheit im Arbeitskreis von Professor Dr. Hempel, Universität Münster. Sie ist Referentin für Apotheker- und Ärztekammern sowie verschiedene Fachgesellschaften und seit 2019 erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Klinische Pharmazie.