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Opioidtherapie

Schmerzpatienten begleiten

Chronische Schmerzen beeinträchtigen das Leben der Betroffenen dramatisch. Häufig bleiben Opioidanalgetika als einzige Behandlungsoption. Die Beratung der Patienten zur richtigen Anwendung und zu Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit stellt eine pharmazeutische Herausforderung dar.
Katja Renner
15.07.2021  11:00 Uhr

Die Deutsche Schmerzgesellschaft schätzt die Zahl der Menschen mit chronischen Schmerzen auf 8 bis 16 Millionen in Deutschland. Besonders betroffen sind alte Menschen. Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere Rückenschmerzen, nehmen mit 16 Prozent den höchsten Anteil der Ursachen ein. Schmerzen beeinflussen die Lebensqualität der Betroffenen in hohem Maß. So geben 50 Prozent der Personen an, dass die Schmerzen direkte Auswirkungen auf ihr Arbeitsleben haben. 39 Prozent berichten, dass ihr Gesundheitszustand auch negative Folgen für das familiäre Leben habe (1).

Die Behandlung von chronischen Schmerzen ist nicht nur eine individuelle Herausforderung, sondern auch für die Gesellschaft. Denn es resultieren hohe Kosten durch langwierige Behandlungen, häufige Arztbesuche, Operationen und Krankenhausaufenthalte – zusätzlich zu beruflichen Fehltagen und Rehabilitationsmaßnahmen.

Chronische Schmerzen

Mit höherem Lebensalter leiden immer mehr Menschen unter ständigen Schmerzen. In der Altersgruppe über 75 Jahren ist fast jeder Zweite betroffen. Von einem chronischen Schmerzgeschehen sprechen Experten, wenn die Beschwerden über mehr als drei Monate anhalten oder ständig wiederkehren und die Schmerzen sich stetig steigern.

Akute Schmerzen sind ein Warnsignal für den Körper, zum Beispiel bei Verletzungen. Diese Schutzfunktion haben chronische Schmerzen nicht. Sie verselbstständigen sich zu einem eigenen Krankheitsbild und es entsteht ein Schmerzgedächtnis.

Bei starken und sehr starken tumorbedingten Schmerzen sowie operativen Eingriffen sind Opioide Mittel der Wahl. Zudem sind sie laut der S3-Leitlinie »Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen« (2) eine medikamentöse Therapieoption in der kurz- (vier bis zwölf Wochen), mittel- (13 bis 25 Wochen) und langfristigen Therapie (mehr als 26 Wochen) von chronischen Arthrose- und Rückenschmerzen sowie chronischen Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie und Postzosterneuralgie. Kontraindikationen sind primäre Kopfschmerzen sowie funktionelle und psychische Störungen mit dem (Leit-)Symptom Schmerz. Die Leitlinie nennt weitere Krankheitsbilder, bei denen ein individueller Therapieversuch erwogen werden kann.

Während Opioide früher eher zurückhaltend verordnet wurden, stiegen die Verschreibungen zwischen 2000 bis 2010 um 37 Prozent sowie die Tagesdosen um 109 Prozent (3). Generell sollten Opioidanalgetika nur dann eingesetzt werden, wenn nicht-medikamentöse Therapien und andere Schmerzmittel nicht ausreichend wirksam waren oder wegen ihrer Nebenwirkungen oder Kontraindikationen ausgeschlossen sind.

Die Behandlung chronischer Schmerzen sollte immer ein Gesamtkonzept umfassen, in dem die Opioidanalgetika ein Baustein sind. Im Sinn einer partizipativen Entscheidungsfindung sollten Behandler und Patient gemeinsam die individuellen Therapieziele und Maßnahmen festlegen – so fordert es die Leitlinie.

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