Viele Senioren leiden neben Schmerz unter zahlreichen Beschwerden und Erkrankungen, die gezielt behandelt werden. Daher müssen Schmerzmedikamente mit anderen notwendigen Arzneimitteln sinnvoll kombiniert und abgestimmt werden.
Die Annahme, dass Schmerzen im Alter normal seien, führt dazu, dass diese weniger spontan berichtet werden. Daher wird das Problem häufiger übersehen oder nicht abgefragt. Veränderungen wie eine eingeschränkte Mimik und Gestik oder ein vermindertes Hörvermögen erschweren die Schmerzerfassung zusätzlich (Kasten).
Umso wichtiger ist es, dass Betroffene, wenn irgend möglich, Apotheker, Pflegepersonal und Ärzte über ihre Schmerzen informieren und dass aktiv nachgefragt wird (7). Eine standardisierte Schmerzerfassung ist eine wichtige Voraussetzung und führt generell zu einer besseren Schmerzreduktion (8). Auch die Autoren der GeriPAIN-Leitlinie legen großen Wert auf das Schmerzassessment. Es soll in einem zielgruppenspezifischen hierarchischen Prozess (von Selbstauskunft bis zur Fremdeinschätzung) erfolgen und die verschiedenen Schmerzdimensionen, die Schmerzhistorie, mögliche Komorbiditäten und die Schmerzmedikation erfassen.
Verbreitet und einfach anzuwenden sind validierte Instrumente, die meist auf der Selbstauskunft der Patienten beruhen und das subjektive Empfinden quantifizieren. Beispiele sind:
VRS und VAS eignen sich besonders für ältere Menschen, gerade bei Sprachbarrieren (3). Auch bei kognitiv eingeschränkten Patienten sollte möglichst eine Selbstbeurteilung versucht werden (siehe auch Infoblatt Nr. 18 der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft). Bei milder Demenz sind oft noch VRS geeignet (6).
Bei fortgeschrittener Demenz muss auf Signale der nonverbalen Kommunikation geachtet werden. Hinweise auf Schmerzen können lautsprachliche Äußerungen wie gequälte Laute, Mimik (Grimassieren, Stirnrunzeln oder starre Mimik), Verhaltensänderungen (Appetitverlust, Verwirrtheit, Abwehr von Berührungen, keine Reaktion auf Trost) oder physische Indikatoren wie schnelleres Atmen, Tachykardien oder Verschlechterung des Allgemeinzustands sein (9).
Es gibt einige Beobachtungsinstrumente; jedoch hat keines eine eindeutige Überlegenheit gezeigt. Bekannt ist vor allem die Beurteilung von Schmerz bei Demenz (BESD), die deutsche Fassung der Pain Assessment in Advanced Dementia-Skala (PAINAD) oder die Doloplus-2-Skala. Die BESD-Skala ist auch für mobilere Patienten gut geeignet und erfasst fünf Kriterien: Atmung, negative Äußerungen, Gesichtsausdruck, Körpersprache und Tröstbarkeit. In jeder Kategorie können maximal zwei Punkte erreicht werden; ab einer Punktzahl von 2 sind Schmerzen wahrscheinlich. Damit kann man sowohl akute als auch chronische Schmerzen gut erfassen (9). Ebenfalls gut geeignet in der Geriatrie ist die Doloplus-2-short-Skala, weil hier neben dem Schmerz auch somatische, psychomotorische und psychosoziale Komponenten abgefragt werden (10).
Wiederholte Messungen sind sinnvoll, auch um den Therapieerfolg und mögliche Nebenwirkungen zu erfassen. Zudem ergeben sich erste Hinweise auf die Schmerzentstehung, ob es sich beispielsweise um einen neuropathischen, nozizeptiven oder dysfunktionalen Schmerz handelt (3).

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Es gibt zahlreiche Ursachen für eine unzureichende Schmerzdiagnostik und -versorgung älterer Patienten (3, 7). Dazu zählen: