Lästige Schuppen mit vielen Ursachen |
Der lipophile Hefepilz Malassezia furfur besiedelt natürlicherweise die Haarfollikel unserer Kopfhaut. Bei einer krankhaften Vermehrung spricht man von der Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor, da der Pilz früher Pityrosporum ovale genannt wurde). Der Pilz wird zu einem Pathogen und bildet nicht ansteckende, bräunlich pigmentierte Pilzrasen, die flächig auf der Hornschicht der Haut aufliegen. Begünstigende Faktoren sind fettige Haut, vermehrte Schweißbildung (Hyperhidrosis) und die Benutzung sehr fettreicher Pflegeprodukte. Neben den glänzenden Schuppen finden sich gelblich-bräunliche, leicht juckende Flecken auf Kopfhaut und Oberkörper.
Der Pilzrasen schirmt die Haut ab, sodass die betroffenen Hautstellen nach Sonneneinwirkung nicht mehr dunkler, sondern heller als die gesunde Haut sind. Auf diesen Farbumschlag bezieht sich der Zusatz »versicolor« (lateinisch vertere: drehen; color: Farbe). Da Hautflecken auch andere Ursachen haben können, sollten die Patienten zur Differenzialdiagnose einen Hautarzt aufsuchen.
Der lipophile Hefepilz Malassezia furfur, der natürlicherweise die Haarfollikel besiedelt, kann als Pathogen bräunlich pigmentierte Pilzrasen, zum Beispiel auf Kopfhaut und Oberkörper, bilden. / Foto: Adobe Stock/buraratn_100
Ein normales Antischuppenshampoo ist wirkungslos. Das Apothekenteam kann Präparate mit Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Climbazol, Bifonazol, Clotrimazol) und Pyridinon-Antimykotika (Ciclopirox, Pirocton) empfehlen (teils apothekenpflichtig, teils Kosmetika). Die Antimykotika stören die Funktion der Pilzzellmembran. In der Apotheke ist der Hinweis wichtig, dass Shampoo oder Lösung drei bis fünf Minuten einwirken sollten und dass vereinzelt Hautreizungen möglich sind. In hartnäckigen Fällen werden systemische Antimykotika verordnet.
Tinea capitis ist eine sehr ansteckende Mykose, die durch verschiedene Dermatophyten verursacht wird. Betroffen sind vor allem Kinder zwischen drei und sieben Jahren. Die Erreger werden durch Haustiere (Katze, Hund, Kaninchen), Gegenstände (Autositze, Plüschtiere) oder von Mensch zu Mensch übertragen.
Wegen der unterschiedlichen Erreger zeigen sich verschiedene Symptome. Es gibt milde Verläufe mit kreisrunden, scharf begrenzten Bereichen mit dichten grauen Schuppen ohne Entzündungen; dabei brechen die Haarschäfte knapp über der Hautoberfläche ab. Es können aber auch haarlose, schuppige Bereiche mit stark nässenden entzündeten Ekzemen auftreten. Ein Erregernachweis ist wichtig.
Die Therapie erfolgt topisch und systemisch. Gemäß der aktuellen S1-Leitlinie »Tinea-capitis« (AWMF-Registernummer 013-033, Stand 2019) ist Griseofulvin das einzige für die Behandlung der kindlichen Tinea capitis zugelassene systemische Antimykotikum, aber seit Sommer 2018 außer Handel. Die Apotheke kann es als Einzelimport gemäß § 73 Arzneimittelgesetz besorgen. Die Behandlung mit Terbinafin, Fluconazol oder Itraconazol ist off-Label und gemäß AMG ein Heilversuch.
Die Therapie dauert mehrere Wochen oder Monate und wird bei einem negativen Erregernachweis beendet. Die topische Therapie mit Shampoos und Lösungen (Selendisulfid, Ketoconazol oder Clotrimazol) verringert die Infektiosität und Verbreitung der Sporen, ist aber kein Fall für die Selbstmedikation.