Lästige Schuppen mit vielen Ursachen |
Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die Menschen jeden Alters mit individueller Ausprägung betreffen kann. Neben einer genetischen Disposition spielen bei der Pathophysiologie zahlreiche Faktoren eine Rolle (Klima, psychische Verfassung, trockene Haut).
Beschwerdefreie Zeiten wechseln mit akuten Phasen und heftigen Symptomen. Spannungsgefühl, starker Juckreiz, trockene empfindliche Haut, Bildung von Plaques und weißlichen trockenen Schuppen sind typische Symptome einer Neurodermitis am Kopf. Komplikationen wie Alopecia areata (Kasten) oder die Superinfektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen sind möglich.
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Alopecia areata bezeichnet kreisrunden Haarausfall mit einer oder mehreren münzgroßen haarlosen Stellen. Man nimmt an, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Auslöser sind entzündliche Erkrankungen der Kopfhaut wie atopisches Kopfhautekzem, Lupus erythematodes oder Psoriasis capitis, Stress oder Infektionen. Neben dem Kopf sind in selteneren Fällen der Bartbereich, Augenbrauen oder die Körperbehaarung betroffen. Der Haarausfall kann sich bis zur Glatzenbildung ausweiten. Unabhängig von Alter und Geschlecht kann man jederzeit erkranken.
Da die Haarfollikel nicht zerstört werden, kann es zur Spontanremission kommen. Nach sorgfältiger Differenzialdiagnose (Schilddrüse, Medikamentennebenwirkung, Eisenmangel) kann zunächst eine Spontanremission abgewartet werden, bevor der Arzt mit Glucocorticoiden und topischer Immuntherapie (Diphenylcyclopropenon) behandelt. Wenig Evidenz hat die Therapie mit Dithranol, Tacrolimus, Minoxidil oder Ciclosporin.
Die Pflege einer Neurodermitis, die sich auf der Kopfhaut manifestiert, ist eine Herausforderung, da andere Bedingungen als auf der Körperhaut herrschen. Das feucht-warme Mikroklima bietet einen perfekten Nährboden für Bakterien und Pilze und Haarfollikel bilden die ideale Eintrittspforte für Reizstoffe. Das Eincremen der Kopfhaut mit Wirkstoff-haltigen Topika gestaltet sich schwierig. Die meist fettigen Produkte lassen die Haare ungepflegt erscheinen.
Dem Hautzustand angepasste Basistherapeutika stärken die Hautbarriere (fette Grundlage auf trockener Haut, sonst Öl-in-Wasser-Emulsion). Die topische Therapie mit Glucocorticoiden (Beispiele: Hydrocortison, Prednisolon, Dexamethason, Prednicarbat) oder Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus, cave Photokanzerogenität) verringert die Entzündung. Diese Wirkstoffe sind laut S2k-Leitlinie (AWMF-Registernummer 013–027; Stand 2015; in Überarbeitung) indiziert ab Stufe 2, also bei leichten Ekzemen, wobei im Gesicht die Calcineurin-Inhibitoren zur Anwendung kommen. Antiseptika oder Antibiotika werden bei Superinfektionen eingesetzt, antipruriginöse Wirkstoffe (lokal Polidocanol, systemisch mit wenig Evidenz H1-Antihistaminika) lindern den Juckreiz. Die individuellen Trigger sind zu meiden.
Bei sehr schweren Schüben ist die systemische Anwendung von Glucocorticoiden oder Ciclosporin angezeigt; off-label finden Azathioprin, Mycophenolat oder Methotrexat Anwendung. Der monoklonale Antikörper Dupilumab (Dupixent®) bietet eine neue Therapieoption für Patienten ab zwölf Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis; eine Indikationserweiterung für Kinder ab sechs Jahren wird aktuell diskutiert. Die Head-Neck-Shoulder-Dermatitis wird bei einer Sensibilisierung gegen Malassezia-Spezies mit Antimykotika behandelt.
Das Apothekenpersonal kann den Patienten bei der Pflege der Kopfhaut beratend unterstützen. Beruhigend und feuchtigkeitsbindend wirken sehr milde Urea- oder Glycerin-haltige Shampoos ohne Silikon, Konservierungsstoffe oder Duftstoffe. Antischuppenshampoos reizen und sind fehl am Platz.
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