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Brennende Schmerzen

Lästig, quälend oder alarmierend

Alarm: brennende Schmerzen hinter dem Brustbein

Typische Symptome eines Herzinfarkts sind Atemnot, Druck und Engegefühl in der Brust sowie heftige Schmerzen, die in den linken Arm, Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder die Schulterblätter ausstrahlen können. Hinter dem Brustbein (retrosternal) treten starke brennende Schmerzen auf. Kalter Angstschweiß und blasse Gesichtshaut sind häufig. Eher untypisch – zumindest bei Männern – sind Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen im Oberbauch.

Der typische starke und ausstrahlende Brustschmerz ist bei Frauen oft weniger heftig als bei Männern. Frauen berichten eher von einem Druck- oder Engegefühl in der Brust, Rücken- und Oberbauchbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen. Daher ist die Gefahr groß, dass die Symptomatik verkannt wird.

Halten die Schmerzen länger als fünf Minuten an oder werden die Beschwerden als besonders heftig erlebt, sollte der Notarzt (Telefon 112) gerufen werden. Je schneller ein Herzinfarkt behandelt wird, umso besser kann das Herz sich wieder erholen.

Obwohl ein Herzinfarkt eher plötzlich aufzutreten scheint, berichten viele Patienten von Vorboten wie Brustenge oder brennenden Beschwerden in Ruhe, bei leichter Belastung oder nachts einen bis zwei Tage vor dem Akutereignis. Mit dem EKG und der Bestimmung des Troponin-Werts im Serum, der spezifisch die Proteine untergegangener Herzmuskelzellen anzeigt, kann der Myokardinfarkt eindeutig identifiziert werden.

Magensäure am falschen Ort

Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein können auch eine weniger bedrohliche Ursache haben, nämlich Magensäure, die unphysiologischerweise vom Magen zurück in die Speiseröhre fließt und die Schleimhaut reizt. Differenzialdiagnostisch ist eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) von einer NERD (non-erosive reflux disease), definiert als gesicherte Refluxkrankheit ohne endoskopischen Nachweis einer Refluxösophagitis, zu unterscheiden (siehe Titelbeitrag in PZ19/2022).

Bei der Refluxkrankheit führt der Rückfluss des Mageninhalts zu einer Entzündung des Ösophagus und typischen Beschwerden wie Sodbrennen, brennenden retrosternalen Schmerzen, Dysphagie, Übelkeit, Erbrechen und Hustenreiz. Eine GERD ist primär eine Erkrankung des Übergangs vom Magen zur Speiseröhre, also der mechanischen Antirefluxbarriere. Der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre löst Symptome und Schäden aus.

Spiralförmig angeordnete Muskeln des unteren Ösophagussphinkters verhindern den Reflux. Jedoch können etliche Faktoren den Sphinkter negativ beeinflussen, zur Pathogenese von GERD oder NERD beitragen oder eine Gastritis begünstigen. Dazu gehören eine Helicobacter-pylori-Infektion, Alkohol, Nikotin, fettreiche und zu große Mahlzeiten, vor allem vor dem Schlafengehen, Stress, scharfe Gewürze, Adipositas, Schwangerschaft (letztes Trimenon), die Einnahme von NSAR und zu eng anliegende Kleidung.

Sind die Epithelzellen des Magens intakt und wird ausreichend Schleim produziert, ist die Magenschleimhaut vor dem sauren Magensaft geschützt. Bei einer Dysbalance der Schutzfaktoren kommt es zur Entzündung. Eine akute oder chronische Gastritis verursacht brennende Schmerzen im Oberbauch oder kann sich untypisch mit Heiserkeit oder Husten zeigen.

In der Akuttherapie aller Refluxerkrankungen sind Protonenpumpeninhibitoren (PPI) Mittel der Wahl. Für einen Einnahmezeitraum bis zu 14 Tagen stehen in der Selbstmedikation Esomeprazol, Omeprazol und Pantoprazol (jeweils 20 mg) zur Verfügung. In der Apotheke ist darauf hinzuweisen, dass PPI morgens nüchtern 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück und abends in gleichem Abstand vor einer großen Mahlzeit eingenommen werden. Mit der vollen Wirkung ist erst nach drei bis fünf Tagen zu rechnen. Darauf sollte das Apothekenteam bei der Abgabe der apothekenpflichtigen Präparate achten, da diese immer wieder für Akutbeschwerden verlangt werden.

Bei Personen mit Polymedikation ist Pantoprazol wegen des geringeren Interaktionspotenzials dem Omeprazol vorzuziehen. Dies ist wichtig bei der Beurteilung eines Medikationsplans.

Das Absetzen der PPI sollte zur Vermeidung eines Säure-Rebounds schrittweise erfolgen. PPI sind nur bei besonderer Indikation und ärztlich verordnet zur Langzeittherapie geeignet.

Bei leichterer Symptomatik binden Antazida (Hydrotalcit, Alginate, Sucralfat) die Magensäure. Sie werden anderthalb bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit und im Abstand von zwei Stunden zu anderen Medikamenten eingenommen. Auch Prokinetika wie Metoclopramid oder Domperidon werden verordnet. Sie blockieren Dopamin-Rezeptoren im oberen Gastrointestinaltrakt und normalisieren Peristaltik, Ösophagussphinkter und Entleerung des Magens.

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