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Protonenpumpenhemmer

Großer Nutzen bei passender Indikation

Protonenpumpenhemmer hemmen die Magensäuresekretion selektiv und spezifisch und sind daher geeignet zur Prävention und Therapie säureassoziierter Erkrankungen. Dann ist ihr Nutzen zweifellos größer als ein potenzielles Risiko. Häufig werden PPI jedoch off Label eingesetzt – mit teils mäßigem Erfolg.
Joachim Labenz
15.05.2022  08:00 Uhr

Die Protonenpumpe (H+/K+-ATPase) befindet sich in den Parietalzellen der Magencorpusschleimhaut. Sie ist für die Produktion der Magensäure (HCl) verantwortlich, in dem H+-Ionen im Austausch gegen K+-Ionen aus der Zelle ausgeschleust werden und sich dort mit Chlorid-Ionen zur Salzsäure verbinden. Es handelt sich somit um die Endstrecke der Säureproduktion. Deren Regulation erfolgt über drei Rezeptoren (von Gastrin, Histamin, Acetylcholin), die sich auf der basolateralen Membran der Parietalzellen befinden.

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind chemisch Benzimidazole, die in inaktiver Form (Prodrug) zugeführt werden, den Magen und damit die Magensäure durch einen entsprechenden pharmakologisch-technologischen »Schutzmantel« passieren und im Duodenum resorbiert werden. Nach der Resorption ist die Plasmahalbwertszeit kurz (je nach Präparat zwischen 0,7 und 1,5 Stunden), kann aber bei Leberinsuffizienz erheblich ansteigen (bis zu neun Stunden), da alle Wirkstoffe über die Leber verstoffwechselt werden.

Alle PPI reichern sich selektiv durch Diffusion und Protonierung im sauersten Kompartiment des Körpers – der Parietalzelle – an. In ihrer aktiven Form (Sulfenamid) lagern sie sich den Protonenpumpen an und hemmen diese irreversibel über Ausbildung von Disulfidbrücken. Dies erklärt die lange Wirkdauer von mehr als 24 Stunden trotz kurzer Plasmahalbwertszeit, da eine erneute Säureproduktion erst nach Synthese neuer Protonenpumpen erfolgen kann (1). Aufgrund dieser phamakologischen Daten ist klar, dass

  • PPI nicht sofort wirken können, sondern ein Wirkeintritt erst in 30 Minuten oder länger zu erwarten ist,
  • die Wirkung von PPI besser ist, wenn sie in zeitlichem Abstand vor einer Mahlzeit eingenommen werden, da die Protonenpumpen aktiviert werden müssen (Einnahme idealerweise 30 bis 60 Minuten präprandial),
  • eine Wirkungssteigerung durch Dosiserhöhung nur begrenzt möglich ist,
  • die Wirkung eher durch Erhöhung der Einnahmefrequenz als durch Erhöhung der Einzeldosis verbessert werden kann (Beispiel: zweimal 20 mg sind wirksamer als einmal 40 mg) (Kasten).

Die Wirkung eines PPI ist abhängig von Wirkstoff, Dosis und Applikationsroute (oral oder intravenös) (1). Theoretisch kann die Säureproduktion komplett gestoppt werden. Dies nutzt man bei der hoch dosierten intravenösen Anwendung bei einer Ulkusblutung.

Zur Behandlung einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) und einer Ösophagitis im Rahmen einer GERD wird eine Anhebung des intragastralen pH über 4 für möglichst viele Stunden angestrebt, da die Zeit mit intragastralem pH über 4 als Surrogatparameter für einen Therapieerfolg gilt. Für eine suffiziente Stabilisierung der Blutgerinnung im Magen sollte der pH-Wert über 6 liegen. Für eine Helicobacter-pylori-Eradikation mit Amoxicillin und Clarithromycin benötigt man idealerweise pH-Werte über 5 im Hinblick auf die Vermehrung der Bakterien einerseits und das pH-Optimum der Antibiotika auf der anderen Seite. Dagegen genügt für die Ulkusheilung und -prävention ein pH-Wert über 3.

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