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Asthma bei Kindern

Den Alltag gut bewältigen

Wenn ein Kind Asthma hat, betrifft dies die ganze Familie. Schule, Freizeit, Urlaub: Oft muss der Alltag anders geplant und organisiert werden. Auch auf eine sichere Anwendung von Medikamenten und Hilfsmitteln kommt es an.
Hannelore Gießen
20.12.2020  08:00 Uhr

Der Zweijährige hat ständig einen Atemwegsinfekt. Ist das schon Asthma oder ist es ein Vorbote? Ein Drittel bis die Hälfte aller Säuglinge macht mindestens einmal im ersten Lebensjahr eine obstruktive Bronchitis durch. Glücklicherweise bleibt es meist bei einer oder bei wenigen Episoden.

Heute leiden zwischen 4 und 8 Prozent aller Kinder in Deutschland an einer Form von Asthma bronchiale. Damit ist Asthma eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Inzwischen nehme die Häufigkeit in westlichen Ländern erfreulicherweise nicht mehr weiter zu und sei auf einem hohen Niveau stabil, berichtete Dr. Nicole Maison vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München bei einem Online-Seminar des Lungen- und des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (1).

Ob Kind oder Erwachsener: Asthma ist eine heterogene, multifaktorielle, chronisch-entzündliche Erkrankung der unteren Atemwege, gekennzeichnet durch anfallsweise auftretende, reversible Atemnot bei überempfindlichem Bronchialsystem. Dabei kommt es zu Luftnot, Brustenge, Giemen und Husten mit wechselnder Intensität und Häufigkeit. Pathophysiologisch gesehen wird der Atemfluss behindert durch eine neuromuskulär vermittelte Bronchokonstriktion, Ödeme der Atemwegswände, verdickte Atemwegswände durch Atemwegsumbau (Remodeling) und ein vermehrtes hochvisköses Sekret.

Werden Eltern mit der Diagnose Asthma konfrontiert, stellen sich ihnen viele Fragen und oft suchen sie auch in der Apotheke Rat. Gute valide Informationen tragen wesentlich dazu bei, dass Eltern ihr Kind auf allen Ebenen unterstützen können. Asthma ist zwar nicht heilbar, doch mit einer individuell abgestimmten Therapie und der richtigen Medikation können asthmakranke Kinder meist ein völlig normales Leben führen.

Wann ist Asthma wirklich Asthma?

Asthma bronchiale ist ein Sammelbegriff für verschiedene entzündliche Erkrankungen der Atemwege. Allergisches und nicht allergisches Asthma beschreiben die wichtigsten Formen.

Den unterschiedlichen Verläufen vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter auf die Spur zu kommen, war das Ziel einer großen Langzeituntersuchung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Die 2018 publizierte All-Age-Asthma-Cohort-Studie (ALLIANCE) zeigte, dass über die pathophysiologischen Verläufe in der Säuglings- und Kleinkindphase noch wenig bekannt ist (2). Bei Kleinkindern dominiere ein Infekt-getriggertes Asthma, aber ab dem frühen Schulalter komme es zu allergischem, oft saisonalem Asthma, erläuterte Maison. »Eine zweite Blackbox, über die wir noch wenig wissen, ist die Phase um das 18. Lebensjahr.« Bei Erwachsenen vom vierten Lebensjahrzehnt an überwiege wieder ein Asthma im Zusammenhang mit einem Infekt, führt die Kinderärztin weiter aus (Grafik 1).

Den Verlauf von allergischem Asthma bei Kindern fasst sie in einer Ein-Drittel-Regel zusammen. »Etwa ein Drittel verliert die Symptome bis zur Adoleszenz, ein Drittel braucht nur noch wenige Medikamente und bei einem Drittel persistieren die Beschwerden.«

Allergisches Asthma wird vor allem durch Allergene wie Hausstaubmilben, Pollen und Tierhaare provoziert. Doch Virusinfekte, Anstrengung, Nebel, Aufregung und ein rascher Wechsel der Temperatur lassen die Bronchialschleimhaut ebenfalls anschwellen. Rezidivierende obstruktive Bronchitiden, die durch Virusinfekte ausgelöst werden, entwickeln sich bei den meisten Kindern günstig und klingen bis zum sechsten Lebensjahr ab. »Allerdings können wir bei ganz kleinen Kindern bisher nicht sicher erkennen, in welche Richtung sich das Asthma entwickeln wird«, erläutert Maison im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung (PZ).

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