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JAK-Inhibitoren

Beratung nicht ohne Blick in die Fachinfo

Januskinase-Hemmer sind wertvolle Arzneistoffe bei entzündlichen Erkrankungen, aber nicht ganz ohne in Bezug auf Neben- und Wechselwirkungen. Über das Potenzial dieser Wirkstoffklasse sprach Professor Dr. Stefan Laufer beim Pharmacon@home.
Daniela Hüttemann
19.01.2022  17:00 Uhr
Beratung nicht ohne Blick in die Fachinfo

Nach Einführung der Coxibe gab es etwa 30 Jahre lang keine wesentlichen Innovationen bei niedermolekularen Wirkstoffen gegen Entzündungen – bis 2012 mit Ruxolitinib (Jakavi®) der erste Januskinase-Inhibitor in Deutschland auf den Markt kam, erklärte Laufer, Professor für Pharmazeutische Chemie und Kinase-Experte von der Universität Tübingen.

Während Ruxolitinib mit Myelofibrose und Polycythaemia vera bislang eher nur bei Nischenindikationen indiziert ist, folgten 2017 mit Tofacitinib (Xeljanz®) und Baricitinib (Olumiant®) gleich zwei Vertreter dieser Klasse mit der Indikation rheumatoide Arthritis. Sie seien von der Wirksamkeit (und dem Preis) den Biologicals ebenbürtig, erläuterte der Referent. 2020 kamen Filgotinib (Jyseleca®) und Upadacitinib (Rinvoq®) ebenfalls gegen rheumatoide Arthritis sowie 2021 Fedratinib (Inrebic®) mit den gleichen Indikationen wie Ruxolitinib hinzu.

Indikationsspektrum erweitert sich

Eine zweite Zulassungswelle weiterer JAK-Inhibitoren vor allem in der Dermatologie stehe bevor, kündigte Laufer an. Angepeilte Indikationen sind unter anderem atopische Dermatitis, Psoriasis, Lupus, Vitiligo, Akne inversa und Alopecia areata. Zu erwarten seien sowohl Zulassungserweiterungen, topische Darreichungsformen als auch neue Vertreter dieser Wirkstoffklasse.

Tatsächlich ist Baricitinib bereits seit September 2020 auch bei moderater bis schwerer atopischer Dermatitis zugelassen; ebenso Upadacitinib seit August 2021. Mit Abrocitinib (Cibinqo®) steht der nächste, im Dezember frisch zugelassene JAK-Inhibitor mit der gleichen Indikation in den Startlöchern. 

Auch wenn sie teils selektiv, teils unselektiv an den vier verschiedenen Isoformen der JAK angreifen, sei der klinische Effekt der bislang verfügbaren JAK-Hemmer vergleichbar, erläuterte Laufer. Sie beeinflussen die Signaltransduktion, die durch das extrazelluläre Andocken von verschiedenen Interleukinen, Interferonen und Wachstumsfaktoren an ihren Rezeptoren in der Zellmembran ausgelöst wird, was letztlich zu einer Änderung der Genexpression führt. JAK-Hemmer unterbrechen diesen proentzündlichen Weg.

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