Neues Neurodermitis-Medikament zugelassen |
Daniela Hüttemann |
16.12.2021 17:22 Uhr |
Wenn eine topische Therapie allein bei Neurodermitis nicht hilft, steht demnächst ein neues orales Medikament zur Verfügung. / Foto: Getty Images/Elena Popova
Die EU-Kommission hat Pfizer die Zulassung für Abrocitinib zur Behandlung erwachsener Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis (Neurodermitis) erteilt, wenn diese für eine systemische Therapie infrage kommen.
Baricitinib (Olumiant® von Lilly) war im Oktober 2020 der erste JAK-Inhibitor, der für Neurodermitis-Patienten zugelassen wurde. Im August folgte Upadacitinib (Rinvoq® von Abbvie). Diese beiden Wirkstoffe waren zuvor bereits in anderen Indikationen auf den Markt. Abrocitinib hat nun speziell in der Indikation atopische Dermatitis seine Premiere.
Applikationsform wird eine Filmtablette sein, die nur einmal täglich eingenommen werden muss. Pfizer wird sie in drei Wirkstärken auf den Markt bringen: 50, 100 und 200 mg. Dabei ist die 50-mg-Dosis für Patienten mit moderater bis schwerer Nierenfunktionsstörung gedacht sowie für Patienten, die aufgrund anderer Erkrankungen mit CYP2C19-Inhibitoren wie Omeprazol oder Fluconazol behandelt werden.
Die Zulassung beruht laut Pfizer auf fünf klinischen Studien, dem JADE-Studienprogramm, mit mehr als 2800 Patienten. »Für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis könnte Cibinqo dazu beitragen, starken Juckreiz als eines der wichtigsten Symptome zu lindern«, erklärt Dr. Stephan Weidinger, Professor für Dermatologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel und stellvertretender Leiter der Hautklinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, in einer Pfizer-Pressemitteilung. Cibinqo habe im Vergleich zu Placebo eine rasche Verbesserung des Hautbilds, des Ausmaßes und des Schweregrads der Erkrankung gezeigt – nicht nur gegenüber Placebo, sondern auch gegenüber dem monoklonalen Antikörper Dupilumab. Hier konnten 200 mg Abrocitinib den Juckreiz innerhalb von zwei Wochen stärker lindern.
Zum Wirkmechanismus wird angenommen, dass der Januskinase-Inhibitor verschiedene Zytokine moduliert, die bei der Pathophysiologie der Neurodermitis eine Rolle spielen, darunter die Interleukine 4, 13, 22 und 31 und TSLP (Thymic Stromal Lymphopoietin).
Häufigste Nebenwirkungen waren Übelkeit (15,1 Prozent der Studienteilnehmer) und Kopfschmerzen (7,9 Prozent. Häufigste schwere Nebenwirkung waren Infektionen (0,3 Prozent).