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Atopische Dermatitis

Abrocitinib bessert Hautbild und lindert Juckreiz

Mit Abrocitinib kam im Januar der dritte JAK-Inhibitor zur Behandlung der atopischen Dermatitis auf den Markt. Abrocitinib wird wie Baricitinib und Upadacitinib peroral eingesetzt bei mittelschweren und schweren Formen der Hauterkrankung.
Brigitte M. Gensthaler
11.02.2022  07:00 Uhr

Abrocitinib (Cibinqo® 50, 100 und 200 mg Filmtabletten, Pfizer) ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, sofern sie für eine systemische Therapie infrage kommen. Die orale Medikation kann mit topischen Therapien kombiniert werden.

Als Anfangsdosis werden 200 mg einmal täglich empfohlen; das ist auch die Tageshöchstdosis. Menschen ab 65 Jahren starten mit 100 mg einmal täglich. Bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung sollte die Abrocitinib-Dosis auf 100 mg beziehungsweise 50 mg halbiert werden. Bei schwerer Niereninsuffizienz wird mit 50 mg gestartet; die Tageshöchstgabe beträgt 100 mg. Je nach Ansprechen und Verträglichkeit kann die empfohlene Dosis variiert werden, bis die niedrigste wirksame Dosis für die Erhaltungstherapie gefunden ist. Der Patient soll die Tabletten unabhängig von den Mahlzeiten, unzerkaut mit Wasser und immer ungefähr zur selben Tageszeit einnehmen. Wer an Übelkeit leidet, soll die Einnahme mit einer Mahlzeit versuchen.

Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen, aktiven schweren systemischen Infektionen einschließlich Tuberkulose sowie in Schwangerschaft und Stillzeit ist Abrocitinib kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für einen Monat nach der letzten Dosis zuverlässig verhüten.

Selektive Hemmung der JAK-1

Erleidet der Patient eine schwere oder opportunistische Infektion oder eine Sepsis, ist eine Therapieunterbrechung zu erwägen, bis die Infektion unter Kontrolle ist. Auch Blutbildveränderungen, zum Beispiel von Thrombozyten, Lymphozyten, Neutrophilen und Hämoglobin, können eine Unterbrechung erfordern. Laut Fachinformation soll der Arzt vor Therapiestart, vier Wochen danach und dann bei Routineuntersuchungen beziehungsweise nach individuellem Risiko ein großes Blutbild machen und die Lipide kontrollieren, da dosisabhängige Erhöhungen der Blutlipidwerte beobachtet wurden.

Wie Baricitinib und Upadacitinib ist auch Abrocitinib ein Inhibitor der Januskinase, hemmt aber selektiv die JAK-Isoform 1. Zur Erinnerung: JAK sind intrazelluläre Enzyme, die Signale, die durch Zytokin- oder Wachstumsfaktor-Rezeptor-Interaktionen an der Zellmembran entstehen, weiterleiten, indem sie sogenannte Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription (STAT) phosphorylieren und aktivieren. Diese wiederum modulieren die intrazelluläre Aktivität einschließlich der Genexpression und beeinflussen damit zelluläre Prozesse der Hämatopoese und Immunzellfunktionen. Durch Hemmung von JAK-1 werden diese Signalwege moduliert, da die STAT-Aktivierung unterbleibt.

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