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Sicherheitsbedenken

Anwendung von JAK-Hemmern soll eingeschränkt werden

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) spricht sich dafür aus, die Anwendung von Inhibitoren der Januskinasen (JAK) bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen einzuschränken. Der Grund sind Sicherheitsbedenken.
Annette Rößler
31.10.2022  09:00 Uhr

JAK-Hemmer wirken entzündungshemmend und immunmodulierend. Sie werden daher bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, bei denen chronische Entzündungsprozesse und Autoimmunreaktionen eine Rolle spielen, nämlich rheumatoide Arthritis (RA), Psoriasis-Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis, Morbus Bechterew, Colitis ulcerosa, atopische Dermatitis und Alopecia areata. Zur Verfügung stehende Wirkstoffe sind Abrocitinib (Cibinqo®), Filgotinib (Jyseleca®), Baricitinib (Olumiant®), Upadacitinib (Rinvoq®) und Tofacitinib (Xeljanz®).

Der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA empfiehlt, dass diese Substanzen bei Patienten ab 65 Jahren, bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, bei Rauchern oder bei Personen, die lange geraucht haben, und bei Patienten mit erhöhtem Krebsrisiko nur dann eingesetzt werden sollen, wenn keine geeigneten Therapiealternativen verfügbar sind. Bei Patienten mit anderen als den genannten Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln in der Lunge oder in tiefen Venen (VTE) soll die Anwendung mit Vorsicht erfolgen. Zudem soll bei einem möglichen Risiko für VTE oder schwerwiegenden kardiovaskulären Problemen die Dosierung der JAK-Hemmer gesenkt werden.

Die Empfehlungen sind das Ergebnis einer Sicherheitsüberprüfung des PRAC, bei der unter anderem die finalen Ergebnisse der Nachzulassungs-Studie ORAL mit Tofacitinib bei RA-Patienten, vorläufige Ergebnisse einer Beobachtungsstudie mit Baricitinib sowie die Einschätzungen von externen Rheumatologen, Dermatologen, Gastroenterologen und Patientenvertretern berücksichtigt wurden.

Die Überprüfung habe ergeben, dass die Anwendung von Tofacitinib über einen längeren Zeitraum das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Probleme, Krebs, VTE, schwere Infektionen und Tod im Vergleich zu TNF-α-Inhibitoren erhöht, so die EMA. Der PRAC sei zu der Einschätzung gelangt, dass es sich dabei um Klasseneffekte der JAK-Hemmer handle, und empfehle daher die Aufnahme entsprechender Warnhinweise in die Produktinformationen der Präparate.

Nicht von den neuen Einschränkungen betroffen ist der kurzfristige Einsatz von Baricitinib bei Covid-19, den die EMA zurzeit prüft und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits empfiehlt. Ebenfalls nicht Gegenstand der Überprüfung waren die beiden JAK-Hemmer Ruxolitinib (Jakavi®) und Fedratinib (Inrebic®). Sie werden im Gegensatz zu den vorgenannten Wirkstoffen bei myeloproliferativen Erkrankungen eingesetzt.

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