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ARZNEISTOFFE

Evinacumab|Evkeeza®|58|2023

 
STOFFGRUPPE
58 Lipidsenker
WIRKSTOFF
Evinacumab
FERTIGARZNEIMITTEL
Evkeeza®
HERSTELLER

Ultragenyx

ZIELSTRUKTUR
ANGPTL3-Inhibitoren
MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2023
DARREICHUNGSFORM

150 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
noch nicht zugewiesen
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Evinacumab wird angewendet als adjuvante Therapie zu Diät und anderen Lipidsenkern bei Patienten ab sechs Monaten mit homozygoter familiärer Hypercholesterolämie (HoFH).

Wirkmechanismus

Evinacumab wirkt unabhängig vom LDL-Rezeptor. Es richtet sich gegen das Protein Angiopoietin-like 3 (ANGPTL3), das überwiegend in der Leber exprimiert wird. ANGPTL3 spielt eine Rolle im Lipidstoffwechsel, indem es die Lipoproteinlipase (LPL) und die Endothel-Lipase hemmt. Die Hemmung von ANGPTL3 bewirkt eine Erhöhung der Lipaseaktivitäten, wodurch weniger LDL-Vorstufen wie VLDL im Blut sind und letztlich weniger LDL-Cholesterol gebildet wird.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt monatlich 15 mg Evinacumab pro kg Körpergewicht, verabreicht als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 60 Minuten.

 

Bei Anzeichen oder Symptomen schwerer Überempfindlichkeits- oder Infusionsreaktionen muss die Behandlung abgebrochen und der Patient nach dem Behandlungsstandard behandelt und überwacht werden.

Nebenwirkungen

Als häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Evinacumab traten Nasopharyngitis, grippeähnliche Erkrankung, Schwindelgefühl, Rückenschmerzen und Übelkeit auf.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die bedingte Zulassung von Evkeeza basiert auf der Phase-III-Studie ELIPSE HoFH, an der 65 Patienten mit HoFH teilnahmen. Bei den Patienten war trotz maximaler konventioneller Lipidtherapie, etwa mit Statinen und PCSK9-Hemmern (plus Apherese bei einigen Patienten), keine zufriedenstellende Lipidsenkung erreicht worden. Ihr mittlerer LDL-C-Wert lag zu Beginn bei 255,1 mg/dl.

 

Die Studienteilnehmer erhielten 24 Wochen lang randomisiert entweder Evinacumab oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Veränderung des LDL-C-Spiegels nach 24 Wochen in Relation zum Ausgangswert. Evinacumab konnte zusätzlich zur bestehenden lipidsenkenden Therapie die LDL-Werte um 49 Prozent senken. Die absolute LDL-C-Reduktion durch den neuen ANGPTL3-Hemmer betrug durchschnittlich 132,1 mg/dl.

 

In der noch laufenden, offenen Verlängerungsstudie ELIPSE-OLE zeigten 81 Patienten mit HoFH nach 24 Wochen eine Senkung des LDL-C-Werts von 43 Prozent, nachdem sie Evinacumab zusätzlich zu anderen lipidsenkenden Therapien (zum Beispiel Statine, Ezetimib, PCSK9-Inhibitor-Antikörper, Lomitapid und Lipoprotein-Apherese) erhalten hatten.

Hintergrundinfos

Die homozygote familiäre Hypercholesterolämie (HoFH) ist eine seltene, erblich bedingte Störung des Fettstoffwechsels, welche die schwerste Form der familiären Hypercholesterolämie (FH) darstellt. Ursache sind Gendefekte im LDL-Rezeptor, über den Cholesterol in Zellen aufgenommen wird. In der Folge haben Betroffene extrem hohe Werte des Gesamtcholesterols, die sich kaum mit Statinen und PCSK9-Inhibitoren senken lassen, da diese ihre Wirkung über den LDL-Rezeptor entfalten.

Besonderheiten

Evkeeza ist bei Temperaturen von 2–8 °Celsius (Kühlschrank) zu lagern.

Evkeeza ist verschreibungspflichtig.

Links

Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)

 

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels

 

Nutzenbewertung des IQWiG vom 08.04.2024 (homozygote familiäre Hypercholesterinämie, Kinder 5 bis 11 Jahre)

 

Nutzenbewertung des IQWiG vom 08.04.2024 (homozygote familiäre Hypercholesterinämie, Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre)

Weitere Hinweise

Evinacumab kann fetale Schädigungen hervorrufen, wenn es einer schwangeren Frau verabreicht wird. Es wird daher während der Schwangerschaft oder für gebärfähige Frauen, die keine wirksame Verhütungsmethode anwenden, nur empfohlen, wenn der erwartete Nutzen für die Patientin das potenzielle Risiko für den Fetus überwiegt. Gebärfähige Frauen sollten während der Behandlung mit Evinacumab und bis mindestens fünf Monate danach wirksam verhüten.

 

Es ist nicht bekannt, ob Evinacumab in die Muttermilch übergeht. Allerdings gehen menschliche IgG-Antikörper in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch über. Ihre Konzentration sinkt jedoch kurz danach auf ein niedriges Niveau. Ein Risiko für den gestillten Säugling kann deshalb während dieses kurzen Zeitraums nicht ausgeschlossen werden. Sofern klinisch erforderlich, könnte Evinacumab anschließend während der Stillzeit angewendet werden.

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Letzte Aktualisierung: 28.01.2025