Laropiprant|Tredaptive®|58|2009 |
MSD
Vertrieb eingestellt im Januar 2013
Tredaptive ist indiziert zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen, vor allem bei Patienten mit kombinierter Dyslipidämie. Diese ist gekennzeichnet durch erhöhte LDL-Cholesterol- und Triglycerid-Spiegel sowie niedriges HDL-Cholesterol. Ein weiteres Indikationsgebiet ist die Behandlung der primären Hypercholesterolämie. Tredaptive sollte zusammen mit einem Statin verordnet werden, wenn die alleinige Anwendung des HMG-CoA-Reduktase-Hemmers nicht ausreichend wirksam ist. Eine Monotherapie kommt nur dann in Frage, wenn eine Statintherapie nicht geeignet ist.
Tredaptive ist eine fixe Kombination aus Nicotinsäure und Laropiprant. Nicotinsäure (Niacin, Vitamin B3) reduziert in höherer Konzentration unter anderem LDL-Cholesterol, Gesamtcholesterol sowie die Triglyceride und erhöht die Werte des HDL-Cholesterols. Wie Niacin das Lipidprofil im Plasma beeinflusst, ist noch nicht vollständig geklärt. Studien legen nahe, dass der G-Protein-gekoppelte Rezeptor GPR 109A im Wirkmechanismus eine wichtige Rolle spielt. Letztlich könnte die Freisetzung freier Fettsäuren aus dem Fettgewebe blockiert werden. Anderen Erklärungsansätzen zufolge ist die Hemmung der De-novo-Lipogenese oder der Veresterung von freien Fettsäuren zu Triglyceriden in der Leber für die Wirkung mitverantwortlich.
Weitgehend geklärt ist, warum es nach Niacin-Einnahme häufig zu einer kurzzeitig verstärkten Durchblutung der Haut, die mit Rötung und Hitzegefühl einhergeht, kommt. Der sogenannte Flush wird über die Freisetzung von gefäßerweiterndem Prostaglandin D2 (PGD2) in der Haut vermittelt. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass PGD2 über DP1, einen von zwei Rezeptoren für PGD2, eine Schlüsselrolle spielt. Auch der GPR109A-Rezeptor scheint am Entstehen dieser Nebenwirkung, welche die Compliance bei der Einnahme von Niacin erheblich einschränkt, beteiligt zu sein. Laropiprant fungiert als potenter und selektiver Antagonist am DP1-Rezeptor und verhindert damit die Niacin-induzierte Gefäßerweiterung. Auf das Lipidprofil hat der Wirkstoff keinen Einfluss.
Die empfohlene Anfangsdosis von Tredaptive beträgt in den ersten vier Wochen eine Tablette pro Tag. Anschließend wird die Dosis auf zwei Tabletten pro Tag erhöht. Ratsam ist es, die Tabletten abends mit dem Essen oder vor dem Schlafengehen einzunehmen. Tredaptive enthält Nicotinsäure und Laropiprant in zwei voneinander getrennten Schichten. Nach der Einnahme wird zunächst Laropiprant freigesetzt und blockiert die Prostaglandin-Rezeptoren. Nicotinsäure wird erst danach ins Blut abgegeben, sodass es zwar seine lipidsenkende Wirkung ausüben kann, aber nicht mehr so schnell zu Gesichtsrötungen führt. Diese Galenik impliziert, dass Patienten die Tabletten nicht teilen, zerkleinern oder zerkauen dürfen. Um bei Auftreten eines möglichen Flushs die Beschwerden nicht zu verstärken, sollten auch Alkoholika oder Heißgetränke zum Zeitpunkt der Einnahme gemieden werden.
Flush ist mit 12,3 Prozent die häufigste Nebenwirkung unter der Therapie mit Tredaptive. In einer gepoolten Analyse von vier kontrollierten Studien mit mehr als 4700 Patienten brachen 7,7 Prozent der mit Niacin und Laropiprant behandelten Patienten die Behandlung aufgrund von Flush-Episoden ab. In der Vergleichsgruppe der mit modifiziert freigesetztem Niacin behandelten Patienten lag der entsprechende Anteil bei 16,6 Prozent; unter Placebo bei 0,4 Prozent.
Wie andere Nicotinsäurepräparate ist Tredaptive bei Patienten mit Leberfunktionsstörung kontraindiziert und bei Patienten mit Niereninsuffizienz mit Vorsicht anzuwenden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In den klinischen Studien zu Tredaptive senkte die Kombination erwartungsgemäß das LDL-Cholesterol sowie die Triglyceride und erhöhte das HDL-Cholesterol. Interessanter sind hier die Studienergebnisse zur Auswirkung auf die Flush-Symptomatik. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit über 1500 Patienten wurde 24 Wochen lang die Wirkung von Tredaptive mit retardierter Nicotinsäure beziehungsweise Placebo verglichen. In den ersten vier Wochen bekamen die Patienten täglich 1000 mg/20 mg Nicotinsäure/Laropiprant, 1000 mg Nicotinsäure mit verzögerter Freisetzung oder Placebo. In den Wochen fünf bis 24 wurde die Dosis erhöht auf 2000 mg/40 mg Tredaptive und 2000 mg Nicotinsäure mit verzögerter Freisetzung. In der Tredaptive-Gruppe kam es im Vergleich zu Nicotinsäure mit verzögerter Freisetzung in den ersten vier Wochen zu signifikant weniger Flush-Episoden. Nach der Dosissteigerung in Woche 5 kam es unter Tredaptive zu einem vorübergehenden vermehrten Auftreten von Flushsymptomen. Bei den Patienten, die die Studie fortsetzten, näherten sich die Werte anschließend an die Placebowerte an. Dagegen blieben Auftreten und Häufigkeit der Episoden unter Nicotinsäure mit verzögerter Wirkstofffreisetzung ab Woche 6 konstant.
Laropiprant
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
Letzte Aktualisierung: 06.10.2015