Alirocumab|Praluent®|58|2015 |
Sanofi-Aventis
75 mg Injektionslösung in einem Fertigpen
150 mg Injektionslösung in einem Fertigpen
300 mg Injektionslösung in einem Fertigpen
75 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze
150 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze
Praluent ist zugelassen begleitend zu einer Diät zur Behandlung Erwachsener mit primärer familärer Hypercholesterolämie oder gemischter Dyslipidämie. Eingesetzt werden darf es zum einen in Kombination mit einem Statin oder einem Statin plus weitere lipidsenkende Maßnahmen bei Patienten, bei denen trotz maximal tolerierter Statindosis das LDL-Cholesterol nicht stark genug gesenkt werden konnte. Zum anderen darf Praluent angewendet werden als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Lipidsenkern bei Patienten, bei denen Statine kontraindiziert sind oder nicht vertragen werden.
Praluent ist außerdem zugelassen zu Behandlung von Erwachsenen mit bestehender atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos durch Verringerung der LDL-C-Werte zusätzlich zur Korrektur anderer Risikofaktoren. Es kann dabei in Kombination mit einer maximal verträglichen Statin-Therapie mit oder ohne andere lipidsenkende Therapien angewendet werden. Zum anderen darf Praluent angewendet werden als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Lipidsenkern bei Patienten, bei denen Statine kontraindiziert sind oder nicht vertragen werden.
Alirocumab ist ein PCSK9-Hemmer. Das Akronym PCSK9 steht für Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9. Das Protein spielt bei der Regulierung des Serumspiegels von LDL-Cholesterol eine wichtige Rolle, indem es die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Oberfläche der Hepatozyten beeinflusst. PCSK9 bindet wie LDL-Cholesterol an LDL-Rezeptoren hepatischer Zellen. Nach der Bindung gelangt der gebildete Komplex in die Zelle. Anders jedoch als die LDL-Cholesterol-Rezeptorkomplexe, die in der Zelle gespalten und recycelt werden, werden die PCSK9-Rezeptor-Komplexe vollständig abgebaut. In der Folge stehen an der Oberfläche weniger LDL-Rezeptoren zur Verfügung, die LDL-Cholesterol aus dem Blut aufnehmen könnten. Der Serumspiegel steigt. Blockiert man PCSK9 mit einem spezifischen Antikörper wie Alirocumab, erhöht sich die Zahl der LDL-Rezeptoren auf der Oberfläche der Hepatozyten, und der LDL-Cholesterol-Spiegel sinkt.
Vor Beginn der Behandlung ist auszuschließen, dass den Grunderkrankungen Hypercholesterolämie oder gemischte Dyslipidämie keine sekundären Ursachen wie ein nephrotisches Syndrom oder ein Hypothyroidismus zugrunde liegen.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 75 mg Alirocumab, das Dosierungsintervall zwei Wochen. Patienten, bei denen eine stärkere LDL-Senkung erforderlich ist, können mit 150 mg alle zwei Wochen oder 300 mg alle vier Wochenbeginnen.
Der Antikörper wird subkutan in Oberschenkel, Bauch oder Oberarm injiziert. Es wird empfohlen, die Einstichstelle bei jeder Injektion zu wechseln und Alirocumab nicht in Bereiche zu spritzen, die verletzt oder entzündet sind, zum Beispiel Sonnenbrand oder Hautausschläge. Zudem darf der Patient den Antikörper nicht an derselben Stelle spritzen, die er gleichzeitig für andere injizierbare Arzneimittel gewählt hat.
Bei Patienten mit leichter bis mittelschwer eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Für die Anwendung bei schwerer Einschränkung eines der beiden Organe liegen entweder keine oder nur begrenzte Daten vor. Hier sollte Alirocumab nur mit Vorsicht angewendet werden.
Apotheker sollten die Kunden ferner darauf hinweisen, dass Alirocumab bei 2 bis 8 °C zu lagern ist. Der Pen sollte aber rechtzeitig vor der Injektion aus dem Kühlschrank genommen werden, damit die Lösung zum Injektionszeitpunkt Raumtemperatur erreicht hat.
Häufige Nebenwirkungen in Studien zu Alirocumab waren lokale Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung und Schwellung, Symptome einer gewöhnlichen Erkältung oder Grippe sowie Juckreiz. Treten nach der Injektion Anzeichen schwerwiegender allergischer Reaktionen auf, muss der Patient den PCSK9-Hemmer absetzen und ein Arzt die Symptome direkt behandeln.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Alirocumab basiert auf den Daten aus zehn Phase-III-Studien des Programms ODYSSEY mit mehr als 5200 Patienten. Fünf Studien waren placebokontrolliert, fünf Vergleiche mit Ezetimib. In den Studien konnte eine gleichmäßige und stabile Senkung der Cholesterol-Spiegel gezeigt werden, wenn Alirocumab zusätzlich zur Standardtherapie gegeben wurde. Primärer Endpunkt war die Senkung des LDL-Cholesterol-Spiegels nach 24 Wochen. In allen Studien gelang dies mit Alirocumab signifikant besser als mit Placebo oder Ezetimib.
In den placebokontrollierten Studien senkte Alirocumab den durchschnittlichen LDL-Cholesterol-Wert verglichen mit dem Ausgangswert um 46 bis 61 Prozent. In einer Ezetimib-kontrollierten Studie, in der Alirocumab zusätzlich zu einer Statin-Therapie gegeben wurde, betrug die durchschnittliche Reduktion des LDL-C-Werts verglichen mit dem Ausgangswert 51 Prozent. In den Ezetimib-Studien mit Patienten, die keine Statine erhielten, senkte Alirocumab den LDL-C-Wert durchschnittlich um 45 bis 47 Prozent. Zudem erreichten unter Alirocumab signifikant mehr Patienten nach 12 und 24 Wochen den LDL-Zielwert von unter 70 mg/dl als unter Ezetimib oder Placebo. Ob unter Alirocumab tatsächlich auch weniger kardiovaskuläre Ereignisse auftreten, soll die ODYSSEY-OUTCOMES-Studie zeigen. Laut Hersteller werden erste Ergebnisse im Jahr 2017 erwartet.
Praluent ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (Umkarton) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.
Praluent kann vor Licht geschützt einmalig über einen Zeitraum von 30 Tagen außerhalb des Kühlschranks (unter 25 °C) aufbewahrt werden. In diesem Zeitraum muss das Arzneimittel verbraucht werden; andernfalls ist es zu entsorgen.
Praluent ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.02.2016
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.01.2019 (primäre Hypercholesterinämie und gemischte Dyslipidämie, neue wissenschaftliche Erkenntnisse)
Bei Schwangeren wird der Einsatz von Alirocumab nicht empfohlen, es sei denn, der klinische Zustand der Mutter erfordert die Behandlung. Gleiches gilt für stillende Frauen, da unbekannt ist, ob und wie sich Alirocumab auf das gestillte Kind auswirkt. Hier muss der Arzt im Einzelfall entscheiden, ob die Mutter abstillen oder die Behandlung mit Alirocumab unterbrechen soll.
Letzte Aktualisierung: 06.04.2021