Lomitapid|Lojuxta®|58|2013 |
Aegerion Pharmaceuticals
nicht mehr im Handel
Lojuxta ist begleitend zu einer fettarmen Diät und anderen lipidsenkenden Arzneimitteln mit oder ohne Low-Density-Lipoprotein-Apherese (LDL-Apherese) bei erwachsenen Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie (HoFH) angezeigt. Die Diagnose sollte möglichst genetisch bestätigt werden. Andere Formen primärer Hyperlipoproteinämien sowie sekundäre Ursachen von Hypercholesterinämien müssen ausgeschlossen werden.
Lomitapid hemmt selektiv das mikrosomale Triglycerid-Transferprotein (MTP), das sich in Leber- und Darmzellen befindet und für die Bindung und den Transport einzelner Lipidmoleküle zwischen den Membranen verantwortlich ist. Infolge der Blockade gelangen weniger Fette in den Blutkreislauf, und der Cholesterolspiegel sinkt. Die Sache hat allerdings einen Haken: Da kein Cholesterol mehr von der Leber zu den Zellen transportiert wird, staut es sich in der Leber. Eine Nebenwirkung der Therapie ist dementsprechend eine starke Verfettung der Leber. Für Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie, bei denen Statine zu schwach sind, ist der Wirkstoff dennoch eine Hoffnung.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt einmal täglich 5 mg Lomitapid. Nach zwei Wochen kann sie auf 10 mg und in Mindestabständen von vier Wochen auf 20 mg, 40 mg und bis zur Höchstdosis von 60 mg erhöht werden.
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder bei Dialyse-Patienten ist die Dosis zu reduzieren. Gleiches gilt für Patienten, die schwache CYP3A4-Hemmer einnehmen. Wichtig für die Beratung: Die Hartkapseln sollten mindestens zwei Stunden nach dem Abendessen auf nüchternen Magen eingenommen werden.
Da Lomitapid die Leberwerte, insbesondere die ALT und AST erhöhen kann, sind die Leberfunktionswerte vor Therapiebeginn sowie im ersten Jahr vor jeder Dosiserhöhung oder monatlich (je nachdem, was früher eintritt) zu überprüfen. Nach dem ersten Jahr sollten die Leberwerte mindestens alle drei Monate und vor jeder Dosiserhöhung überprüft werden. Sofern erhöhte Aminotransferasen festgestellt werden, muss die Lomitapid-Dosis reduziert beziehungsweise die Therapie abgebrochen werden. Um die potenzielle Entwicklung einer Fettleber zu kontrollieren, sollte vorab und einmal jährlich ein Screening durchgeführt werden. Dieses sollte bildgebende Verfahren und Biomarkermessungen beinhalten.
Patienten, die Lomitapid und ein Statin erhalten, müssen über das potenziell erhöhte Risiko einer Myopathie aufgeklärt und aufgefordert werden, ungeklärte Muskelschmerzen, -empfindlichkeit oder -schwäche umgehend mitzuteilen.
Da Lomitapid ein empfindliches Substrat von CYP3A4 zu sein scheint, ist die gleichzeitige Einnahme von starken oder mittelstarken CYP3A4-Hemmern kontraindiziert. Da auch Grapefruitsaft ein mittelstarker CYP3A4-Hemmer ist, sollten Patienten unter Lomitapid ihn nicht trinken.
Dementsprechend ist bei gleichzeitiger Anwendung von CYP3A4-Induktoren davon auszugehen, dass der Lomitapid-Spiegel sinkt. Patienten sollten deswegen unter der Therapie kein Johanniskraut einnehmen.
Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung weiterer hepatotoxischer Arzneimittel wie Isotretinoin, Amiodaron, Methotrexat, Tetracyclinen oder Tamoxifen. Unter Umständen ist eine häufigere Überwachung der Leberwerte erforderlich. Da Lomitapid die Plasmakonzentration von Warfarin erhöht, muss der INR-Wert dieser Patienten engmaschig überwacht werden.
Aufgrund seines Wirkmechanismus kann Lomitapid die Resorption fettlöslicher Nährstoffe im Dünndarm senken. Mit Lomitapid behandelte Patienten sollten daher täglich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, die 400 I. E. Vitamin E und mindestens 200 mg Linolsäure, 210 mg ALA, 110 mg EPA und 80 mg DHA enthalten.
In der Zulassungsstudie zu Lomitapid wurden von 93 Prozent der Patienten gastrointestinale Nebenwirkungen berichtet. Diarrhö trat bei 79 Prozent auf, Übelkeit bei 65 Prozent, Dyspepsie bei 38 Prozent und Erbrechen bei 34 Prozent. Zudem berichteten mindestens 20 Prozent von Bauchschmerzen, Verstopfung und Flatulenz. Bei etwa 30 Prozent wurden erhöhte Aminotransferase-Werte gemessen. Die teils beobachtete Fettanhäufung in der Leber scheint reversibel zu sein. Nicht bekannt ist allerdings, ob histologische Folgeschäden zurückbleiben.
Lomitapid ist bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Beeinträchtigung der Leberfunktion oder ungeklärten anomalen Leberfunktionswerten kontraindiziert. Gleiches gilt für Patienten mit signifikanten oder lang andauernden Darmproblemen. Auch Schwangere dürfen Lomitapid nicht erhalten. Da Lomitapid die Plasmakonzentration von Statinen erhöht, ist die gleichzeitige Anwendung mit hohen Dosen Simvastatin (mehr als 40 mg) kontraindiziert. Kontraindiziert ist außerdem die gleichzeitige Anwendung von mittelstarken und starken CYP3A4-Hemmern.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Lojuxta basiert auf einer einarmigen, unverblindeten Phase-III-Studie. Die Probanden waren angehalten, mindestens sechs Wochen vor Beginn der Lomitapid-Therapie eine fettarme Diät sowie ihre bestehende lipidsenkende Therapie einschließlich Apherese beizubehalten. Die Lomitapid-Dosis wurde von 5 mg schrittweise auf eine individuell bestimmte höchste vertragene Dosis von bis zu 60 mg erhöht. Nach Woche 26 führten die Patienten die Einnahme von Lomitapid in einer Langzeitbehandlung fort, durften jedoch die vorbestehende lipidsenkende Therapie senken. Die Studie umfasste insgesamt 78 Behandlungswochen. 29 Patienten wurden in die Studie aufgenommen, von denen 23 die Woche 78 abschlossen. Betrachtet man lediglich den Gesamt-Cholesterolspiegel beziehungsweise LDL-Cholesterolspiegel, konnten diese bei den Patienten im Durchschnitt um 35 beziehungsweise 38 Prozent gesenkt werden. Bei mehr als einem Drittel der Probanden wurden die LDL-Cholesterolwerte sogar auf unter 100 mg/dl abgesenkt.
Patienten mit der Erbkrankheit homozygote familiäre Hypercholesterolämie (HoFH) haben aufgrund eines genetischen Defekts des mikrosomalen Triglycerid-Transferproteins (MTP) massiv erhöhte Cholesterol-Blutspiegel (häufig über 500 mg/dl). Die Folgen sind bereits im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter schwerwiegende atherosklerotische Veränderungen und Herzinfarkte. Die bisherige Standardtherapie sah neben diätetischen Maßnahmen und lipidsenkenden Medikamenten eine regelmäßige Apherese vor, um das Cholesterol aus dem Plasma zu entfernen. Die Lebenserwartung der Patienten beträgt etwa 30 bis 40 Jahre.
Lojuxta ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern. Um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen, ist die Flasche fest verschlossen zu halten.
Lojuxta unterliegt der Verschreibungspflicht.
Lomitapid
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Lomitapid ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Tierexperimentelle Studien haben eine Entwicklungstoxizität gezeigt. Für den Menschen liegen keine zuverlässigen Daten vor. Vor Behandlungsbeginn sollte eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen sein; während der Behandlung sollten Patientinnen zuverlässig verhüten. Insbesondere sollten sie über einen möglichen Wirkungsverlust der „Pille“ bei Erbrechen/Diarrhö hingewiesen werden und bei deren Auftreten zusätzliche Verhütungsmaßnahmen anwenden.
Ob Lomitapid in die Muttermilch übergeht, ist nicht bekannt. Schädliche Wirkungen für den Säugling können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Daher ist unter Abwägung von Nutzen und Risiken zu entscheiden, ob das Stillen oder die Therapie mit Lomitapid ausgesetzt werden soll.
Letzte Aktualisierung: 15.09.2016