Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Cinacalcet|Mimpara®|68|2004

STOFFGRUPPE
68 Osteoporosemittel/Calcium-/Knochenstoffwechselregulatoren
WIRKSTOFF
Cinacalcet
FERTIGARZNEIMITTEL
Mimpara®
HERSTELLER

Amgen

MARKTEINFÜHRUNG (D)
12/2004
DARREICHUNGSFORM

1 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln

2,5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln

5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln

30 mg Filmtabletten

60 mg Filmtabletten

90 mg Filmtabletten

ATC-CODE
H05BX01
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Mimpara Filmtabletten sind zugelassen zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei erwachsenen  dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz. Es ist außerdem zugelassen zur Verminderung einer Hypercalcämie bei Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom sowie mit primärem Hyperparathyreoidismus, bei denen eine Entfernung der Nebenschilddrüse kontraindiziert oder nicht angebracht ist.

 

Mimpara Granulat zur Entnahme aus Kapseln ist darüber hinaus zugelassen zur des sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei dialysepflichtigen Kindern und Jugendlichen mit terminaler Niereninsuffizienz im Alter ab 3 Jahren, deren sekundärer HPT mit einer Standardtherapie nicht ausreichend kontrolliert werden kann.

 

 

Wirkmechanismus

Cinacalcet bindet an die calciumempfindlichen Rezeptoren an der Oberfläche der Nebenschilddrüsenzellen. Dadurch wird die Empfindlichkeit des Rezeptors gegenüber extrazellulären Calciumionen gesteigert und ein höherer Calciumspiegel im Blut simuliert als tatsächlich vorhanden. Als Folge sinkt die Parathormon-Sekretion. Damit wird weniger Calcium aus dem Knochen freigesetzt.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene beträgt einmal täglich 30 mg Cinecalcet. Um einen Zielwert des Parathormons (PTH) bei Dialysepatienten zwischen 150 – 300 pg/ml (15,9 – 31,8 pmol/l) zu erreichen, sollte die Dosis alle zwei bis vier Wochen erhöht werden. Die Tagesdosis darf 180 mg nicht übersteigen.

 

Die Filmtabletten sollten mit oder kurz nach einer Mahlzeit eingenommen werden, da sich die Bioverfügbarkeit bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme um 50 bis 80 Prozent erhöht.

 

Die empfohlene Anfangsdosis für Kinder im Alter von ≥ 3 Jahren bis < 18 Jahren beträgt ≤ 0,20 mg/kg einmal täglich basierend auf dem Trockengewicht des Patienten. Die Dosis kann erhöht werden, um einen gewünschten iPTH-Zielbereich zu erreichen. Eine Steigerung der Dosis sollte nicht öfter als alle 4 Wochen erfolgen. Sie kann bis zu einer maximalen Dosis von 2,5 mg/kg/Tag erhöht werden, darf aber eine tägliche Gesamtdosis von 180 mg nicht überschreiten.

 

Das Granulat sollte zusammen mit einer kleinen Menge weicher Nahrung (zum Beispiel Apfelmus oder Joghurt) oder auf Flüssigkeit (zum Beispiel Apfelsaft oder renale Flüssignahrung) eingenommen werden. Wenn 1 – 3 Kapseln pro Tag angewendet werden, sollten mindestens 15 ml Nahrung verwendet werden, bei 4 – 6 Kapseln pro Tag mindestens 30 ml Nahrung. Die Kapseln öffnet man, indem man zunächst vorsichtig daran klopft, sodass sich der Inhalt im Unterteil der Kapsel absetzt (weißer Teil der Kapsel), und dann das farbige Oberteil leicht zusammendrückt und vom weißen Unterteil der Kapsel abdreht. Es empfiehlt sich, die Kapsel während des Öffnens senkrecht über die Nahrung oder Flüssigkeit zu halten. 

 

 

Wichtige Wechselwirkungen

Cinacalcet wird vorwiegend durch CYP3A4 und CYP1A2 metabolisiert, wobei die Hauptmetaboliten inaktiv sind. Basierend auf In-vitro-Daten ist die Substanz ein starker Hemmstoff von CYP2D6, beeinflusst in klinisch relevanten Konzentrationen andere CYP-Enzyme jedoch nicht.

Nebenwirkungen

In den Studien zu Cinecalcet traten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen mit 32 Prozent gegenüber 19 Prozent und 30 Prozent gegenüber 16 Prozent in der Verumgruppe etwas häufiger auf als in der Placebogruppe. In den meisten Fällen waren sie nur mäßig stark ausgeprägt. Zum Therapieabbruch führten sie in der Cinacalcetgruppe bei weniger als 5 Prozent und in der Placebogruppe bei weniger als 1 Prozent der Teilnehmer. Hypocalcämien betrafen ebenfalls nur 5 Prozent der mit Cinacalcet und 1 Prozent der mit Placebo Behandelten.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Cinacalcet wurde in drei sechsmonatigen randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien mit identischem Design an 1136 Dialysepatienten verabreicht. Der mittlere Parathormon-Plasmaspiegel lag zu Beginn bei 733 pg/ml für die Cinacalcet-Gruppe beziehungsweise bei 683 pg/ml für die Placebogruppe. 66 Prozent der Patienten erhielten bei Studienstart Vitamin D und mehr als 90 Prozent Phosphatbinder. Die Behandlung bestand aus einer 12-wöchigen Dosistitrations- und einer anschließenden 14-wöchigen Wirksamkeitsprüfungs-Phase. Cinacalcet wurde einmal täglich oral eingenommen. Die Dosis durfte von 30 mg bis auf 180 mg gesteigert werden, um den Parathormon-Spiegel auf maximal 250 pg/ml (primärer Endpunkt) abzusenken.

 

Die Resultate stimmten in den drei Studien weitgehend überein. Nach sechs Monaten erreichten 41, 46 und 35 Prozent der Verumgruppe einen Parathormonspiegel unter 250 pg/ml, verglichen mit 4,7 und 6 Prozent unter Placebo. Ungefähr 60 Prozent der mit Cinacalcet behandelten Patienten erreichten eine mindestens 30-prozentige Reduktion der Parathormonspiegel. Unter der Behandlung gingen Calcium- und Phosphat-Spiegel im Serum leicht zurück (14,7 und 8 Prozent).

Hintergrundinfos

Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung bekommen infolge ihrer Grunderkrankung häufig eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion (sekundärer Hyperparathyreoidismus). Insuffiziente Nieren scheiden mit dem Urin weniger Phosphat aus und bilden weniger aktives Vitamin D3, das für die Aufrechterhaltung eines physiologischen Calciumionen-Blutspiegels notwendig ist. Wenn der Calciumionenspiegel sinkt, wird in den Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon ausgeschüttet. Die Parathormon-Überproduktion bewirkt wiederum, dass Calciumionen aus den Knochen mobilisiert und diese damit brüchiger werden.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Mimpara sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Mimpara ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Cinacalcet

Cinacalcet

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

cinacalcet.wrl

Weitere Hinweise

Während der Schwangerschaft sollte Mimpara nur angewendet werden, wenn dies zwingend erforderlich. In der Stillzeit sollte entschieden werden, ob auf das Stillen oder die Behandlung mit Mimpara verzichtet werden soll.

Letzte Aktualisierung: 21.10.2019