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Tattoos und Piercings

Anders schön

Ein Blick in die sozialen Medien lässt erahnen: Es gilt derzeit mehr denn je, Kreativität, Identität und Individualität auszuleben und zur Schau zu stellen. Dabei sind Tattoos und Piercings neben anderen Bodymodifications nicht mehr wegzudenken.
Grit Spading
27.06.2021  08:00 Uhr

Jeder fünfte Deutsche ist tätowiert und jeder zehnte gepierct. Körpermodifikationen sind also längst kein Phänomen gesellschaftlicher Ausnahmekulturen mehr. Im Gegenteil: Gerade Piercings und Tattoos haben sich unter den Schönheitstrends fest etabliert und sind somit mit Blick auf Pflege und Heilungsförderung zunehmend auch in der Apotheke als Beratungsthema gefragt.

Immer mehr im Trend

Sowohl Tattoos als auch Piercings sind kleine chirurgische Eingriffe. Beim Piercen (to pierce, englisch = durchbohren, durchstechen) handelt es sich um die Perforation von Gewebe mit einer Hohlnadel zum anschließenden Einsetzen von Schmuck. Eine Sonderform ist das sogenannte »Play Piercing«, bei dem allein das Erleben im Vordergrund steht. Hier verbleiben die Nadeln einige Minuten bis hin zu wenigen Stunden im Stichkanal, ohne dass dauerhafter Schmuck eingesetzt wird.

Ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung sind die sogenannten Suspensions. »Suspender« (lateinisch: suspendere = aufhängen, schweben lassen) lassen sich beispielsweise Stahlhaken durch Brustgewebe, Rücken- oder Kniehaut bohren und sich daran mit Seil und Flaschenzug in die Luft ziehen, um bis zu 30 Minuten in diesem Zustand zu verharren.

Ob aus optischen Gründen oder für besseren Tragekomfort: Durch das Dehnen des klassischen Ohrlochs im weichen Ohrläppchen beim »Lobe Piercing« (lobe, englisch = Ohrläppchen, Lappen) entsteht die bekannteste Form dieser Körperveränderung, der sogenannte (Fleisch-)Tunnel, dessen Durchmesser beliebig geweitet und entsprechend mit Schmuck versehen werden kann.

Werden darüber hinaus auch Knorpelpiercings durchgeführt, so können diese neben einer erschwerten Heilungsphase mit einem intensiven Druckschmerz verbunden sein. Hier gilt das »Punchen« als gute Piercing-Technik, mit der der Schmerz umgangen werden kann. Mit einer Biopsienadel werden dabei Löcher aus Nasenflügeln oder Ohrknorpeln ausgestanzt.

Bei Tattoos wiederum werden mit speziell vibrierenden Nadeln Farbpigmente durch die Oberhaut (Epidermis) hindurch in die zweite Hautschicht, die Lederhaut (Dermis), eingestochen. Üblich sind je nach Motiv und Größe der betroffenen Hautareale 800 bis 7500 Nadelstiche pro Minute (1).

Unabhängig vom Verständnis oder Nichtverständnis für diese freiwilligen Körperveränderungen ist das pharmazeutische Personal laut § 20 Apothekenbetriebsordnung per se und somit auch hier zur wertungsfreien und vor allem kompetenten Beratung verpflichtet. Daher ist ein adäquates Hintergrundwissen unumgänglich.

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