Wenn Arzneimittel das Herz angreifen |
Als Normalwert gilt ein QT-Intervall unterhalb von 440 Millisekunden (ms). Dieser Wert bezieht sich auf eine standardisierte QTc-Zeit, die dem Intervall bei einer Herzfrequenz von 60 Schlägen pro Minute entspricht. Da das durchschnittliche QTc-Intervall von Frauen und Männern leicht differiert, wurden spezielle Grenzwerte festgelegt: 460 ms (Frauen) und 450 ms (Männer).
Überschreitet das QTc-Intervall dauerhaft diese Grenzwerte, liegt ein sogenanntes Long-QT-Syndrom (LQTS) vor. Zwar gibt es eine primäre angeborene Form des LQTS, doch wesentlich häufiger sind erworbene sekundäre Formen, meist ausgelöst durch Medikamente (1, 2).
Ein verkürztes QT-Intervall, ein Short-QT-Intervall, ist eine seltene Erkrankung, die genetisch determiniert ist und nicht durch Arzneimittel ausgelöst wird.
Zahlreiche Arzneistoffe können Arrhythmien induzieren. Für die Patienten ist diese Nebenwirkung oft sehr beunruhigend und belastend. / Foto: Adobe Stock/Viacheslav Lakobchuk
Eine Vielzahl von Arzneistoffen kann zu einer Veränderung der QTc-Zeit im EKG führen. Vor allem Antiarrhythmika der Klassen Ia (Chinidin, Ajmalin), Ic (Flecainid, Propafenon) und III (Amiodaron, Dronedaron) sowie der nicht selektive Betarezeptorenblocker Sotalol können die Repolarisation hemmen und ein LQTS auslösen.
Eine sehr umfangreiche, ständig aktualisierte Sammlung an Arzneistoffen, die einen Einfluss auf die QTc-Zeit haben, findet sich unter www.CredibleMeds.org, einer Datenbank, die Arzneistoffe nach ihrem Risiko klassifiziert, ein LQTS zu induzieren.