Was Kälte mit dem Körper macht |
Viele Kinder – und Erwachsene – freuen sich über Schnee. / Foto: Adobe Stock/Maria Sbytova
Wie das Schwitzen im Sommer gehört das Frieren in die kalte Jahreszeit. Hitze und Kälte veranlassen den Körper zu wichtigen Anpassungsmaßnahmen. Zentrale Schaltstelle ist die Thermoregulation im Hypothalamus. Im Normalfall beträgt die Körpertemperatur des Menschen 36,5 bis 37,4 °C. Diese Werte unterliegen verschiedenen Einflüssen.
Verliert der Körper Wärme, springt im Thermoregulationszentrum eine Signalkaskade an, die über die Aktivierung von Schilddrüse und Sympathikus für die Wärmebildung sorgt. Die Steigerung von Grundumsatz, Herzfrequenz und Gluconeogenese in der Leber münden in der Thermogenese. Die Aktivierung des Sympathikotonus führt zur Vasokonstriktion mit aufgestellten Härchen (Gänsehaut) und unwillkürlichem Muskelzittern.
Bei stärkerem Wärmeverlust wird der Körperkreislauf zunehmend zentralisiert, um die Körperkerntemperatur und die Versorgung lebenswichtiger Organe (Gehirn, Herz, Atemwege und innere Organe) sicherzustellen. Dies bedingt die Minderdurchblutung der Körperschale und erhöht das Risiko für Frostbeulen und Erfrierungen. Bei weiter abnehmenden Temperaturen und Unterkühlung (Hypothermie) verlangsamen sich Stoffwechsel und Herzschlag (Tabelle 1). Bei Unterkühlung unter 30 °C Körperkerntemperatur springt die Thermoregulation nicht mehr an, das Kältezittern lässt nach. Lebenswichtige Organe werden nicht mehr ausreichend durchblutet mit möglicher Todesfolge.
Unterkühlung, Körperkerntemperatur | Symptome | Behandlung |
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Grad 1: leicht35 bis 33 °C | Zittern, schlechtes Urteilsvermögen, Gedächtnisprobleme, Teilnahmslosigkeit, erhöhte Herzfrequenz, schwere Atmung, kalte und blasse Haut | Erste-Hilfe-Maßnahmenkörperwarmes Wasserbad |
Grad 2: mäßig32,9 bis 27 °C | abnehmendes Bewusstsein, Stumpfheit, kein Zittern, erhöhte Herzfrequenz, schwere Atmung, schlechte Reflexe, mangelnde Bewegungsfreude, (paradoxerweise) Entkleiden | Notarzt (Telefon112)!stufenweise langsame Erwärmung des Körpers auf NormaltemperaturInfusion oder Irrigation mit warmer isotoner Kochsalzlösungdirekte Bluterwärmung durch HämodialysePeritoneallavage mit warmer FlüssigkeitErwärmung der Atemwege mit befeuchtetem SauerstoffLösen von GefäßspasmenFibrinolyse, AntikoagulationInfusion von Analgetika und Antibiotika zur Infektionsprophylaxe |
Grad 3: stark<26,9 °C | niedriger Blutdruck, Bradykardie, keine Reflexe, Bewusstlosigkeit, Koma, Tod | gleiche Behandlungen wie bei Grad 2 |
Die Kälteempfindlichkeit ist individuell ausgeprägt und hängt von vielen Faktoren ab. Frauen frieren schneller als Männer, deren höherer Muskelanteil Wärme erzeugt. Menschen mit vermehrtem Fettgewebe profitieren von dieser Isolierschicht. Häufige regelmäßige Kälteexposition trainiert die Anpassungsfähigkeit und Kältetoleranz des Körpers.