Was Kälte mit dem Körper macht |
Sinken die Außentemperaturen, ist die Gesichtshaut kalter Luft ausgesetzt. Infolge eines Reflexes des Vagusnervs verengen sich die Atemwege. Atmet man zudem mit offenem Mund kalte Luft ein, ist die Abkühlung der Atemwege mit nachfolgender Bronchokonstriktion direkt spürbar. Bei gesunden Menschen kann es zu Hustenreiz oder Belastungsasthma kommen, bei Asthma- und COPD-Patienten dagegen zu Atemnot. Zudem verengen sich die Gefäße der Schleimhaut und die mukoziliäre Clearance des Flimmerepithels ist eingeschränkt. Damit steigt die Infektionsgefahr für typische Wintererkrankungen wie Influenza, Lungenentzündung oder Rhinosinusitis.
Erkältungsviren können bei Kindern Pseudokrupp-Anfälle mit starkem Husten und Atemnot auslösen. Erste-Hilfe-Maßnahme ist es, Ruhe zu bewahren und das Kind kalte feuchte Luft an der geöffneten Kühlschranktür oder am Fenster einatmen zu lassen. Die Kälte führt zur Vasokonstriktion und die Atemwege schwellen ab (12).
Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden bei Kälte an steigenden Blutdruckwerten, da sich die Blutgefäße der Körperschale zusammenziehen und sich das Blut im Körperinneren staut. Pro Grad sinkender Außentemperatur steigt der Blutdruck um etwa 0,1 bis 0,2 mmHg. Die Vasokonstriktion der Außengefäße verursacht eine vermehrte Urinausscheidung. Damit verbunden ist eine um 20 Prozent erhöhte Blutviskosität und ein vermehrtes Risiko für Thromboembolien, Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Temperaturschwankungen und Extremwetterlagen gefährden das Herz-Kreislauf-System: Das Risiko für Todesfälle ist bei Kälte um das Zehnfache erhöht (11). Auch Personen mit rheumatischen Erkrankungen fühlen sich durch kalte und feuchte Wetterlagen schmerzhaft belastet.
Lokaler Kälteschaden: Frostbeulen / Foto: Adobe Stock/Avatar_023
Kälteschäden der Körperschale betreffen die Akren (Finger, Zehen, Nase, Ohren) sowie Kinn oder Wangen. Die starke Gefäßverengung durch die Kälte führt zur Mangelversorgung des Gewebes und induziert Entzündungsreaktionen. Dabei können sich Frostbeulen bilden (Tabelle 2). Das sind juckende, schmerzhafte blasenartige Schwellungen der Haut, die nach einigen Wochen heilen. Bei wiederholter Kälteeinwirkung besteht die Gefahr, dass die beulenartige Hautveränderung chronifiziert.
Kälteschaden | Symptome | Behandlung |
---|---|---|
Frostnip | taube, geschwollene und rote Hautstellen, Juckreiz, Schmerz bei Erwärmung | vorsichtige ErwärmungAntihistaminka, Analgetika |
Immersionsfuß (Schützengraben-Fuß, Fußbrand) | Immersionsfuß durch zu enge Stiefel/Schuhe mit feuchten Füßen bleiche, ödematöse, kalte und taube StellenAufwärmen (Wasser 40 bis 42 °C) verursacht Hyperämie und Schmerzen Hypersensitivität gegenüber leichter BerührungBildung von schwarzen Verschorfungen | vorsichtige Erwärmung Dermatika mit Antibiotika, Virustatika oder Antimykotika je nach Symptomatik |
Frostbeule | juckende, schmerzhafte, blasenartige Schwellungen der Haut, kältebedingte Durchblutungsstörungen (mit hohem Heilungserfolg), Chronifizierung bei wiederholter Kälteeinwirkung | Fuß- oder Handbäder mit langsam steigender Wärme, Zusatz von Antiseptika (Iod) und Bewegung von Fingern oder Zehen Analgetika, Antihistaminika |
Erfrierungen | ||
Grad 1: leicht | betroffene Hautstelle ist blass, grau-weiß oder gelb-weiß verfärbt harte gefühllose Haut, Rötung und Schmerzen bei Erwärmung | Fuß- oder Handbäder mit langsam steigender Wärme, Zusatz von Antiseptika (Iod) und Bewegung von Fingern oder Zehen Analgetika |
Grad 2: mäßig | Blasenbildung, zum Teil blutgefüllt, rot-bläuliche Verfärbung der HautReiz- und Schmerzempfindlichkeit erhöht oder vermindert | Notarzt (Telefon 112)! Blasen werden punktiert und steril verbunden Analgetika verringern Entzündung und Schmerz, Antibiotika beugen Infektionen vor |
Grad 3: schwer | blau-schwarze Verfärbung der Haut, darunter gelegenes Gewebe stirbt ab (Nekrose, Gangrän), hartes Gewebe ohne Sensibilität | Notarzt (Telefon 112)!Nekrotischer Anteil wird abgestoßen Analgetika zur Schmerzlinderung, Antibiotika bei InfektionHeilungsprozess unter Narbenbildung über Monate, mögliche Amputation |
Im Unterschied zu Frostbeulen bilden sich bei Erfrierungen (Congelatio) Eiskristalle in den Zellen, die zu Gewebsschäden, Ödemen und Eindickung des Bluts führen können. Mögliche Folgen sind Thrombozytenaggregation, Gefäßverschluss oder Zelltod. Der Schweregrad einer Erfrierung lässt sich oft erst nach einigen Tagen beurteilen. Suchen Betroffene Rat in der Apotheke, sollte das Team sie zum Arzt schicken und auf den wichtigen Tetanusschutz hinweisen (9, 10).
Foto: Adobe Stock/fottoo
Typisch ist ein schleichender Beginn der Unterkühlung (Hypothermie) mit zunehmender Verwirrtheit, sodass die Selbsteinschätzung der Menschen gestört ist. Ruhe bewahren ist oberstes Gebot, denn Aufregung und Hektik belasten das Herz-Kreislauf-System zusätzlich.
Bei einer Hypothermie Grad 2 und 3 sollten Bergung und Erwärmung sehr vorsichtig erfolgen. Denn wenn kaltes Blut von der Peripherie in den Körperkern gelangt (Afterdrop-Phänomen), kann es zu einem möglichen Wiedererwärmungsschock und schweren Herzrhythmusstörungen kommen (9, 10). Bei Erfrierungen oder Unterkühlung zweiten und dritten Grades ist der Notarzt (Notruf 112!) hinzuzuziehen. Eine Reanimation ist nötig, sobald Puls oder Atmung nicht mehr wahrnehmbar sind.
Folgende Maßnahmen sind bei Unterkühlung immer hilfreich: