Was Kälte mit dem Körper macht |
Das Thema Kälte spielt auch bei der Arzneimittellagerung eine große Rolle. Apothekenmitarbeiter kennen die Temperaturempfindlichkeit von Arzneimitteln gut, während diese in der breiten Öffentlichkeit erst mit den extremen Lagerungsbedingungen vieler Corona-Impfstoffe deutlich geworden ist.
Kühlpflichtige Arzneistoffe werden bei 2 bis 8 °C im Kühlschrank aufbewahrt; sie dürfen aber bei Raumtemperatur, das heißt bei 15 bis 25 °C, kurzzeitig transportiert werden. Nach Anbruch dürfen sie bei Raumtemperatur gelagert werden, dabei gelten unterschiedliche Aufbrauchfristen (Fallbeispiel).
Kühlkettenpflichtige Medikamente benötigen die notwendige tiefe Temperatur durchgängig bei der Lieferung vom Hersteller bis zum Anwender. Das Medikament darf beim Transport nicht mit dem Kühlakku oder bei der Lagerung nicht mit der hinteren Kühlschrankwand direkt in Berührung kommen. Punktuelles Gefrieren führt zur irreversiblen Veränderung der Proteinstruktur und verringert die Wirksamkeit.
Seit Oktober 2019 besteht mit § 17 Absatz 2a Apothekenbetriebsordnung die Pflicht der Temperaturkontrolle beim Versand von Arzneimitteln (16). Diese ist bei der Versendung von Arzneimitteln aus dem Ausland eventuell nicht immer gewährleistet.
Das Apothekenpersonal sollte den Kunden bezüglich Transport, Lagerung, Aufbrauchfrist und Anwendung kühlpflichtiger Arzneimittel ausführlich beraten. Diese gehören auf Flugreisen in eine Kühltasche ins Handgepäck und im Hotel in den Kühlschrank. Auch Medikamente, die bei Raumtemperatur gelagert werden dürfen, können bei tieferen Temperaturen Veränderungen in Galenik, Arzneimittelstruktur und Wirkung erfahren: Suppositorien werden bröcklig, Salben oder Cremes bilden Eiskristalle, empfindliche TTS können leiden.
Für ganz empfindliche Medikamente bietet sich zur Messung der aktuellen Temperatur ein kleines Temperaturmessgerät an. Ein Signalton warnt bei Temperaturschwankungen.
Ein Kunde hält eine Plastiktüte in der Hand und reicht dem Apothekenpersonal einen Abholschein. »Ich muss meinen Grippeimpfstoff abholen und habe einen Termin für eine Brown-Bag-Analyse.«
Im Beratungsraum kommt neben anderen Medikamenten eine N3-Packung Latanoprost-Augentropfen zum Vorschein. Das Apothekenpersonal erklärt, dass ein angebrochenes Fläschchen Augentropfen bei Raumtemperatur mit maximal 25 °C richtig gelagert wird. Es sollte sich aber möglichst dunkel im Umkarton befinden und innerhalb von vier Wochen aufgebraucht sein. Je nach konkretem Produkt sind die noch nicht geöffneten Fläschchen weiterhin dunkel im Kühlschrank zu lagern.
Den Grippeimpfstoff packt das Apothekenpersonal in eine Kühltasche und umwickelt den Kühlakku zur Vermeidung eines direkten Kontakts mit Zeitungspapier. Da der Kunde nicht sofort in die Arztpraxis geht, empfiehlt die Apotheke den direkten Heimweg und die Aufbewahrung im Kühlschrank. Dabei gehören alle bei 2 bis 8 °C zu lagernden Arzneimittel ins Gemüsefach und dürfen dort zur Vermeidung von Kälteschäden keinen Kontakt mit der hinteren Wand haben.