Was ist bei der Covid-19-Boosterung zu beachten? |
Christina Hohmann-Jeddi |
03.12.2021 16:15 Uhr |
Aus immunologischer Sicht ist es kein Problem, wenn Menschen drei verschiedene Covid-19-Impfstoffe erhalten. / Foto: imago images/Laci Perenyi
In der aktuellen Covid-19-Impfempfehlung rät die Ständige Impfkommission (STIKO) allen bereits geimpften Erwachsenen zu einer Auffrischung, wenn die Grundimmunisierung in etwa sechs Monate zurückliegt. Geboostert werden soll ausschließlich mit einem mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus. Hier sind zwei Impfstoffe zugelassen: Comirnaty® von Biontech und Pfizer und Spikevax® von Moderna. Der erste ist in Deutschland bekannter, derzeit aber nur begrenzt verfügbar. Der zweite, das Moderna-Präparat, ist dagegen verfügbar, wird aber gerade von Personen, die bereits mit Biontech geimpft wurden, ungern angenommen.
Wie unterscheiden sich die beiden Impfstoffe? Comirnaty und Spikevax sind beides mRNA-Impfstoffe mit ähnlichem Nebenwirkungsprofil und guter Wirksamkeit. Spikevax ist Studien zufolge sogar ein wenig besser wirksam als Comirnaty, was eventuell durch die höhere Dosierung zu erklären ist. In einer Impfdosis sind 100 µg Wirkstoff enthalten, bei Comirnaty sind es 30 µg. Der Spikevax-Booster enthält aber nur 50 µg, was die Reaktogenität mindern soll. Spikevax sollte laut STIKO aufgrund des im Vergleich zu Comirnaty leicht höheren Risikos für Myo- und Perikarditis bei Jüngeren nicht in der Altersgruppe unter 30 Jahre eingesetzt werden. Insgesamt ist das Risiko für die Komplikationen aber »sehr selten«, wie die Europäische Arzneimittelbehörde EMA aktuell ermittelt hat.
Was empfiehlt die STIKO für die Boosterung? Laut Empfehlung sollte möglichst der in der Grundimmunisierung verwendete mRNA-Impfstoff für die Auffrischung nach sechs Monaten verwendet werden. Die Kommission betont aber: »Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei Über-30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe über 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.«
Dass die beiden mRNA-Impfstoffe austauschbar sind, gilt auch für Personen, die mit einem heterologen Impfschema grundimmunisiert wurden. Eine ganze Reihe von Menschen in Deutschland hat eine solche Kreuzimpfung erhalten, da aufgrund von Sicherheitsbedenken der Impfstoff Vaxzevria® von Astra-Zeneca ab März nicht mehr für Unter-60-Jährige eingesetzt werden sollte. Wer bis dahin in dieser Altersgruppe eine Impfdosis Vaxzevria erhalten hatte, sollte laut STIKO die Grundimmunisierung mit einem mRNA-Impfstoff vervollständigen. Seit April 2021 empfiehlt die Kommission das heterologe Impfschema auch für Personen über 60 Jahre. Auch diese kreuzgeimpften Personen sollten möglichst mit dem in der Grundimmunisierung verwendeten mRNA-Impfstoff geboostert werden, heißt es von der STIKO. Wenn dieser nicht vorhanden ist, ist auch der andere einsetzbar.
Somit könnten manche Menschen drei verschiedene Covid-19-Impfstoffe erhalten. Dies sei aus immunologischer Sicht kein Problem, betonen Dr. Tina Schmidt und Verena Klemis vom Universitätsklinikum Saarland gegenüber dem »Bayerischen Rundfunk«. »Für das Immunsystem ist es relevant, dass es erneuten Kontakt mit dem sogenannten Antigen, also dem Virusbestandteil hat, auf das es auch bei der ersten Impfung reagiert hat.« Da alle in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe auf dem Spike-Protein von SARS-CoV-2 basierten, sei dieser Kontakt immer gegeben.
Die Wissenschaftlerinnen, die in eigenen Untersuchungen die Immunogenität von verschiedenen Impfstoffen und Impfschemata untersucht haben, gehen sogar davon aus, dass Kreuzimpfungen tendenziell besser wirksam sind als homologe Impfserien.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.