Viel mehr als nur Krampfschutz |
Schmerzen nach einer Zoster-Infektion treten als Folge von Ganglionitiden auf. Von einer Post-Zoster-Neuralgie spricht man, wenn die Schmerzen länger als drei Monate nach der Erkrankung anhalten. Betroffene leiden stark unter den rumpfbetonten Schmerzen. Je nachdem, ob es sich um einen nozizeptiven (durch akute Entzündungsreaktionen ausgelöst, meist zu Erkrankungsbeginn), einen neuropathischen (durch axonale Ausbreitung des Virus, im späteren Verlauf) oder gemischt nozizeptiven-neuropathischen Schmerz handelt, wird die Therapie ausgewählt.
Beim akuten nozizeptiven Schmerz wird nach dem WHO-Stufenschema therapiert (NSAR, Nicht-Opioid-Analgetika, Opioide). Beim neuropathischen Post-Zoster-Schmerz empfiehlt die S2-Leitlinie der AWMF den Einsatz von Pregabalin oder Gabapentin gleichermaßen, wobei nur Gabapentin in dieser Indikation zugelassen ist (9). Beide Wirkstoffe stellen die Therapie der ersten Wahl dar.
Die Fibromyalgie ist eine Erkrankung, die mit Schmerzen in verschiedenen Körperregionen einhergeht. Es ist die häufigste generalisierte Form von Muskelschmerzen. Die Schmerzen treten häufig in der Umgebung von Gelenken auf, zum Beispiel an Schultern, Ellenbogen und Händen.
Schmerzen nach einer Zoster-Infektion können monatelang anhalten. Betroffene leiden stark unter den rumpfbetonten Schmerzen. / Foto: Adobe Stock/PlataRoncallo
Die genauen Ursachen einer Fibromyalgie sind unbekannt (8). Die Patienten fühlen sich steif und unbeweglich und können sich vor Schmerzen schlecht bewegen.
Pregabalin und Gabapentin sind mögliche Therapieoptionen neben selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SSNRI) wie Duloxetin und Milnacipran sowie dem Trizyklikum Amitriptylin. Pregabalin ist in Studien gut wirksam und daher in vielen Ländern in dieser Indikation auch zugelassen (9). Die Evidenzlage für Gabapentin ist schlechter; es sollte daher als letzte Wahl eingesetzt werden (10, 11).
Die Antikonvulsiva Valproat und Topiramat eignen sich nicht in der Akut-, sondern nur in der prophylaktischen Behandlung von Migräne. Die Wirkung zeigt sich erst nach etwa zweimonatiger regelmäßiger Einnahme. Als Wirkmechanismus werden auch hier die Blockade von Calcium- und Natriumkanälen (Inhibition der Exzitation), eine verstärkte neuronale Inhibition sowie die Modulation der Neurotransmitter diskutiert (12). Darüber hinaus wird vermutet, dass Antikonvulsiva eine bestimmte Hirnwelle (Corticale spreading depression, CSD) verhindern, die sich bei Migränepatienten bildet und sehr langsam in verschiedene Gehirnareale ausbreitet; dies vermindert die Anfallshäufigkeit (13).
Bei Patienten mit häufigen, anhaltenden Migräneattacken können Valproat und Topiramat zur Prophylaxe verordnet werden. Zur Akuttherapie eignen sie sich nicht. / Foto: Adobe Stock/pix4U
Topiramat wird ebenfalls erfolgreich bei Clusterkopfschmerzen eingesetzt und stellt das Prophylaktikum der zweiten Wahl dar (erste Wahl: Verapamil). Im Einzelfall kann ein Behandlungsversuch mit Valproat unternommen werden (14).
Ebenfalls zu den Kopfschmerzen gehört das SUNCT-Syndrom (short-lasting unilateral neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing). Lamotrigin in einer Dosis von mindestens 100 bis 200 mg ist das Mittel der Wahl (14). Als Mittel der zweiten und dritten Wahl stehen Gabapentin, Valproat und Topiramat zur Verfügung.