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Antikonvulsiva

Viel mehr als nur Krampfschutz

Antikonvulsiva oder Antiepileptika wurden zur Verhinderung von zerebralen Krampfanfällen entwickelt. Doch die umfangreiche Stoffgruppe kann noch viel mehr. Ein Überblick über Indikationen jenseits der Epilepsie.
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
18.12.2022  08:00 Uhr

Angsterkrankungen: nur im Notfall Benzodiazepine

Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Benzodiazepine wirken schnell und hervorragend angstlösend und werden daher auch in der Operationsvorbereitung gemäß Zulassung eingesetzt. Bei der generalisierten Angsterkrankung (GAD), bei sozialer Phobie oder Panikattacken sollten diese GABA-erg wirkenden Pharmaka aber nicht zur Behandlung eingesetzt werden (Tabelle 4) (17). Es besteht ein starkes Abhängigkeitsrisiko, die Teilnahme am Straßenverkehr ist beeinträchtigt und es treten häufiger Stürze auf. Zudem beeinträchtigen Benzodiazepine die kognitive Leistungsfähigkeit.

Pregabalin (zugelassen bei GAD) stellt eine wesentlich günstigere Alternative dar, insbesondere wenn selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) nicht gut vertragen wurden sowie in Kombination mit SSRI. Die Eindosierung sollte mit 25 mg begonnen und langsam gesteigert werden, um Sedierung und Benommenheit zu reduzieren oder zu vermeiden. Die Wirkung setzt innerhalb weniger Tage ein.

Benzodiazepine mit langer Halbwertszeit werden wegen des Sturzrisikos bei älteren Menschen auf der Priscus-Liste als ungünstig eingestuft (18). Andere Antikonvulsiva kommen bei Angsterkrankungen nicht in Betracht.

Schizophrenie

Bei ausgeprägten Angst- und Unruhezuständen im Rahmen einer Psychose können Benzodiazepine kurzfristig sinnvoll sein. Unverzichtbar sind sie in der Therapie der katatonen Schizophrenie; hier empfiehlt auch die Leitlinie den Einsatz. Bei Behandlungsresistenz, das heißt Unwirksamkeit von Antipsychotika, werden manchmal Valproat, Lamotrigin oder Carbamazepin eingesetzt. Hinreichende Evidenz für dieses Vorgehen gibt es jedoch nicht und die S3-Leitlinie Schizophrenie rät, diese Substanzen »bei Behandlungsresistenz nicht als Regelbehandlung anzubieten«.

Topiramat kann off Label zur Gewichtsreduktion bei Menschen mit Schizophrenie eingesetzt werden. Die Leitlinie empfiehlt es als Mittel der zweiten Wahl; die erste Wahl ist Metformin.

Bipolare Erkrankung

Bei der bipolar affektiven Erkrankung wechseln Depressionen mit manischen oder hypomanischen Episoden ab. Um die Stimmung zu stabilisieren, kommen insbesondere Antikonvulsiva, Antipsychotika und Lithium in Betracht (19). Während Carbamazepin (Manie und Depression) und Lamotrigin (Depression) nur für die Phasenprophylaxe zugelassen sind, kann Valproat zur Phasenprophylaxe (Manie und Depression) und in der Akutbehandlung der Manie eingesetzt werden (Tabelle 4).

Antikonvulsiva sind in der Evidenz gleichwertig zu Antipsychotika bei bipolar affektiver Erkrankung, wobei nur Quetiapin retard (akute Depression) und Lithium (Phasenprophylaxe) einen höheren Empfehlungsgrad als die Antikonvulsiva haben.

Bei Carbamazepin sind aufgrund seiner CYP-induzierenden Eigenschaften zahlreiche Interaktionen möglich. Lamotrigin wirkt nur in der Prophylaxe der Depression, sodass in akuten Phasen immer eine Kombinationstherapie erfolgen muss. Valproat darf bei Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund der Teratogenität nicht eingesetzt werden. Auch Carbamazepin ist diesbezüglich ungünstig. Hier bieten Antipsychotika und Lithium eine wertvolle Alternative, sodass Antikonvulsiva in der Bedeutung eher in den Hintergrund geraten.

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