Viel mehr als nur Krampfschutz |
Antikonvulsiva kommen nicht nur bei Epilepsie, sondern in vielen Indikationen zum Einsatz. / Foto: Adobe Stock/marcus leidner/EyeEm
Das erste Antikonvulsivum Phenobarbital wurde bereits vor mehr als 100 Jahren auf den Markt gebracht. Seitdem wurden viele neue Wirkstoffe entwickelt und zugelassen. Heute fasst man unter dem Oberbegriff »Antikonvulsiva« eine sehr heterogene Arzneistoffgruppe zusammen, deren Vertreter sich chemisch, pharmakologisch und toxikologisch stark voneinander unterscheiden (Tabelle 1).
Antikonvulsiva werden bei Weitem nicht nur bei Epilepsie, sondern in vielen Indikationsgebieten eingesetzt. Dabei handelt es sich oft um einen Off-Label-Gebrauch. In vielen Leitlinien gibt es jedoch positive Empfehlungen, gerade in Indikationen, in denen andere Therapieoptionen fehlen und eine Symptomlinderung erzielt werden kann. So entwickelten sich die »Antiepileptika« zu einer vielseitig verwendeten Wirkstoffgruppe. Ähnliches gilt nur noch für Antidepressiva, die auch bei zahlreichen Indikationen – häufig off Label – eingesetzt werden.
Stoffgruppe | Beispiele |
---|---|
Barbiturate | Phenobarbital, Primidon |
Hydantoine | Phenytoin |
Succinimide | Ethosuximid, Mesuximid |
Benzodiazepine | Clonazepam, Diazepam |
Carbamate | Cenobamat, Felbamat |
Carboxamide | Carbamazepin, Oxcarbazepin, Eslicarbazepin, Rufinamid |
Racetame | Brivaracetam, Levetiracetam |
Fettsäuren | Valproinsäure |
GABA-Derivate (ohne GABA-Wirkung) | Gabapentin, Pregabalin, Vigabatrin |
AMPA-Rezeptor-Antagonisten | Perampanel |
Phenyltriazine | Lamotrigin |
Salze | Kaliumbromid |
Sulfonamid-Derivate | Sultiam, Zonisamid |
Amide | Lacosamid |
Sulfamat-substituierte Monosaccharide | Topiramat |
Cannabinoide | Cannabidiol |
Leidet ein Epilepsiepatient an Komorbiditäten, sollte dies bei der Auswahl des Antikonvulsivums immer berücksichtigt werden. So kann man eventuell synergistische Effekte nutzen und zudem unerwünschte Wirkungen auf die Begleiterkrankungen verhindern. Antikonvulsiva haben ein breites Interaktionsspektrum, sodass immer auch eine Komedikation bei der Auswahl des Antikonvulsivums berücksichtigt werden muss. Grundsätzlich muss die Auswahl des geeigneten Medikaments immer patientenindividuell erfolgen.