Viel mehr als nur Krampfschutz |
Gerade die älteren Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Lamotrigin, Gabapentin, Pregabalin und Topiramat sind bei vielen Indikationen einsetzbar und eignen sich somit bei einigen Komorbiditäten, zum Beispiel psychischen Erkrankungen und Schmerzsyndromen. Allerdings sind die therapeutischen Bereiche teilweise deutlich enger und es können allergische Reaktionen, Hepatotoxizität und Hämatotoxizität auftreten.
Die neueren Antikonvulsiva, insbesondere Levetiracetam, Perampanel, Lacosamid, Cannabinoide und Brivaracetam, können psychische Nebenwirkungen hervorrufen, zum Beispiel Depressionen, Suizidgedanken, Psychose und Persönlichkeitsveränderungen. Sie eignen sich daher eher nicht bei Patienten mit psychiatrischen Komorbiditäten.
Martina Hahn ist Fachapothekerin für klinische Pharmazie und arbeitet seit vielen Jahren als klinische Pharmazeutin auf Station, wo sie gemeinsam mit Professor Sibylle C. Roll das Eichberger Modell© entwickelte. Derzeit arbeitet sie in der psychiatrischen Klinik des Universitätsklinikums Frankfurt und der Klinik für psychische Gesundheit am varisano Klinikum Frankfurt Höchst. Seit 2011 ist sie Clinical Assistant Professor an der University of Florida. Sie habilitierte sich 2020 und ist seit 2021 Professorin in klinischer Pharmazie an der Philipps-Universität Marburg.
Sibylle C. Roll ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie mit Zusatzbezeichnung Suchtmedizin und als Dozentin an mehreren Ausbildungsinstituten und Universitäten tätig. Sie ist Professorin für klinische Pharmazie am College of Pharmacy der Universität Florida. Professor Roll ist seit November 2020 Chefärztin der Klinik für psychische Gesundheit am varisano Klinikum Frankfurt Höchst.